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Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
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Salatblättern. Hartgekochte Eier in Scheiben. Bückling. Geräucherte Scholle. Ungarische Salami, polnische Wurst, finnische Wurst und Leberwurst aus Schonen. Eine große Schale Salat mit Massen frischer Krabben. Auf diesen Salat war er besonders stolz, weil er ihn selbst zubereitet hatte und weil er zu seinem großen Erstaunen ausgezeichnet schmeckte. Sechs verschiedene Sorten Käse auf einem Holzbrett. Radieschen und Oliven. Pumpernickel, ungarisches Landbrot und eine knusprige, leicht angewärmte Baguette. Landbutter in einem hölzernen Butterfäßchen. Die jungen Kartoffeln kochten auf dem Herd still vor sich hin, und aus dem Topf stieg Dillduft auf. Im Kühlschrank lagen vier Flaschen Piesporter Falkenberg, Dosen mit Carlsberg Hof und im Gefrierfach eine Flasche Lojtens-Akvavit.
    Martin Beck fühlte sich sehr zufrieden mit dem Ergebnis seiner Mühen Jetzt fehlten nur noch die Gäste.
    Äsa Toreil kam als erste. Martin Beck mixte zwei Campari mit Soda, und mit dem Drink in der Hand machte Äsa einen Rundgang durch die Wohnung, die aus Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche, Bad und Flur bestand. Die Zimmer waren klein, dafür aber leicht zu pflegen und gemütlich. »Ich brauche dich wohl kaum noch zu fragen, ob du dich hier wohl fühlst«, sagte Äsa Torell.
    »Wie die meisten gebürtigen Stockholmer habe ich schon immer davon geträumt, eine Wohnung in Gamla Stan zu haben«, sagte Martin Beck. »Außerdem ist es schön, sein eigener Herr zu sein.«
    Äsa nickte. Sie lehnte mit gekreuzten Beinen am Fensterbrett und hielt ihr Glas mit beiden Händen. Sie war klein, zart gebaut, hatte große braune Augen, dunkles, kurzgeschnittenes Haar. Ihr Teint war sonnengebräunt, und sie sah gesund, ruhig und entspannt aus. Es machte Martin Beck froh, sie so zu sehen, denn sie hatte lange gebraucht, um über Äke Stenströms Tod hinwegzukommen.
    »Und wie geht es dir selbst?« fragte er. »Du bist ja auch erst vor kurzer Zeit umgezogen.«
    »Besuch mich doch mal, dann kannst du sehen, wie ich hause«, sagte Äsa. Nach Stenströms Tod hatte sie eine Zeitlang bei Gun und Lennart Kollberg gewohnt, und weil sie nicht mehr in die Wohnung zurückkehren wollte, in der sie mit ihrem Mann gewohnt hatte, hatte sie sich eine Einzimmerwohnung am Kungsholmsstrand besorgt. Sie hatte auch ihre Arbeit in einem Reisebüro aufgegeben und auf der Polizeischule angefangen.
    Das Essen war sehr gelungen. Obwohl Martin Beck selbst nicht viel aß, was er selten, um nicht zu sagen nie, tat, fanden die Leckereien dankbare Abnehmer. Beck fragte sich schon ängstlich, ob er zu knapp eingekauft hatte, aber als seine Gäste aufstanden, schienen sie satt und zufrieden zu sein. Kollberg knöpfte diskret den obersten Hosenknopf auf. Äsa und Gun wollten lieber Bier und Schnaps als Wein trinken, und als die Mahlzeit beendet war, war auch die Lojtens-Flasche leer.
    Martin Beck servierte Cognac zum Kaffee, hob sein Glas und sagte:
    »Jetzt wollen wir zusehen, daß wir morgen alle einen ordentlichen Kater kriegen, wo wir morgen ausnahmsweise alle einmal einen freien Tag haben.«
    »Ich habe keinen freien Tag«, sagte Gun. »Um fünf kommt Bodil an, hopst mir auf dem Bauch herum und will Frühstück haben.« Bodil war ihre und Lennarts fast zwei Jahre alte Tochter.
    »Denk nicht dran«, sagte Kollberg. »Morgen früh kümmere ich mich um sie, ob ich nun einen Kater habe oder nicht. Und rede ja nicht vom Dienst. Wenn es mir gelungen wäre, einen anständigen Job zu kriegen, hätte ich schon im letzten Jahr nach dieser bösen Geschichte bei der Polizei aufgehört.«
    »Wir wollen aber jetzt nicht davon reden«, sagte Martin Beck. »Das sagt sich so leicht«, sagte Kollberg. »Früher oder später wird der gesamte Polizeiapparat zusammenbrechen. Denk nur an diese armen Tölpel vom Lande, die in ihren Uniformen herumlaufen und gar nicht wissen, was sie mit sich anfangen sollen. Und dann diese Führung.«
    »Ja, ja«, sagte Martin Beck ablenkend und griff nach dem Cognac. Auch er war sehr beunruhigt, vor allem wegen der Politisierung und Zentralisierung, die nach der jüngsten Reorganisation eingetreten waren. Daß die Qualität der Streifenbeamten immer mehr nachließ, machte die Sache nicht besser. Aber dies war sicher nicht der richtige Anlaß, diese Dinge zu erörtern. »Ja, ja«, wiederholte er melancholisch und hob sein Glas.
    Nach dem Kaffee wollten Äsa und Gun abwaschen, und als Martin Beck protestierte, erklärten sie, daß sie es liebten abzuwaschen, nur nicht zu

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