Und die Großen lässt man laufen
Ausländern, die mit LSD zum Mond fliegen wollen. Und fast keine Leute hier. Melander ist auf Varmdö, und Rönn ist Freitagabend nach Arjeplog gefahren. Strömgren ist auf Mallorca. Außerdem hat es den Anschein, als würden die Leute bei dieser Hitze noch aggressiver sein als sonst. Sie verlieren vollständig die Übersicht. Was, zum Teufel, willst du eigentlich?«
Kollberg verabscheute Gunvald Larsson, den er für einen aufgeblasenen Snob hielt. Was die Übersicht betraf, war Larsson nicht der richtige Mann, um darüber zu urteilen. Er hatte seine schon in der Wiege verloren.
Dachte Kollberg. Laut sagte er: »Es geht um diese Palmgren-Geschichte.«
»Mit der laß mich bloß zufrieden«, sagte Gunvald Larsson sofort.
»Ich habe schon genug Ärger damit gehabt.« Kollberg erzählte trotzdem seine Leidensgeschichte.
Gunvald Larsson unterbrach ihn gelegentlich mit einem Grunzen, und einmal fiel er ihm wütend ins Wort »Es hat keinen Zweck, daß du mir hier was vorheulst. Dies ist nicht mein Job.«
Aber irgend etwas mußte dennoch sein Interesse geweckt haben, denn als Kollberg fertig war, sagte er: »Hast du Tjädervägen auf Lidingö gesagt? Welche Hausnummer?«
Kollberg wiederholte sie.
»Hm«, sagte Gunvald Larsson. »Vielleicht kann ich da etwas machen.«
»Das wäre nett«, rang Kollberg sich ab.
»Ich tue es bestimmt nicht deinetwegen«, sagte Gunvald Larsson in einem Ton, als meine er es so. Was er auch tat.
Kollberg fragte sich, was seine Neugier erregt haben mochte.
Hilfsbereitschaft gehörte nämlich nicht zu Gunvald Larssons Charaktereigenschaften.
»Was diese Hure Hansson angeht«, sagte Gunvald Larsson von oben herab, »so solltest du am besten mit dem Sittlichkeitsdezernat reden.«
»Ja, das habe ich mir schon vorgenommen.«
»Ach, tatsächlich. Es ist natürlich so, daß sie unten in Malmö gezwungen war, ihren Ausweis zu zeigen. Bei dem Verhör konnte sie natürlich irgendeine Adresse angeben. Der Name wird aber stimmen.«
Kollberg hatte sich das zwar auch schon gedacht, enthielt sich aber weiterer Kommentare. Er legte auf und rief sofort die nächste Nummer an. Diesmal bat er, mit Äsa Toreil vom Sittlichkeitsdezernat verbunden zu werden.
13
Sogleich nach Ende des Telefongesprächs ging Gunvald Larsson zu seinem Wagen hinunter und fuhr auf dem kürzesten Weg nach Lidingö.
Seine Gesichtszüge waren verbissen und zeigten so etwas wie brutalen Galgenhumor. Er betrachtete seine großen, behaarten Hände, die auf dem Lenkrad ruhten, und gluckste vergnügt vor sich hin.
Draußen im Tjädervägen warf er nur einen flüchtigen Blick auf das immer noch genauso verlassene Haus. Dann ging er zur Nachbarvilla hinüber und klingelte. Die Tür wurde von derselben kühlen blonden Frau geöffnet, die Kollberg vor ein paar Stunden von oben herab abgefertigt hatte. Als sie den riesigen Mann auf der Treppe entdeckte, änderte sich ihre Haltung. »Gunvald«, sagte sie bestürzt. »Wie… Wie kannst du die Stirn haben, dich hier zu zeigen?«
»Oh«, sagte er anzüglich. »Alte Liebe rostet nicht.«
»Ich habe dich zehn Jahre nicht gesehen und bin sehr dankbar dafür.«
»Das war lieb gesagt.«
»Dein Bild war im letzten Winter in allen Zeitungen. Ich habe sie im Kamin verheizt.«
»Du bist ja richtig reizend.«
Sie hob mißtrauisch die blonden Augenbrauen. »Hast du vorhin diesen Dicken hergeschickt?«
»Nein, das habe ich nicht. Aber es geht um dieselbe Sache.«
»Du mußt verrückt sein«, sagte sie.
»Glaubst du?«
»Ich kann übrigens auch dir nur das sagen, was ich ihm gesagt habe. Ich spioniere meinen Nachbarn nicht nach.«
»Nicht? Nun, willst du mich reinlassen? Oder soll ich deine Scheißpalisandertür mit Alabasterrahmen und allem anderen erst eintreten?«
»Du solltest dich eigentlich in Grund und Boden schämen. Aber dazu fehlt dir wohl das Taktgefühl.«
»Es wird immer besser.«
»Na ja, besser, du kommst rein. Sonst blamierst du mich noch vor den Nachbarn.« Sie hielt die Tür auf, und Gunvald Larsson trat ein.
»Wo ist denn diese Flasche, mit der du verheiratet bist? Hat er in dreizehn Jahren, oder wie viele es sind, nicht geschafft, dich anzubuffen?«
»Elf«, sagte sie. »Nimm dich in acht. Übrigens bin ich nicht allein.«
»Ach? Hast du auch Liebhaber? Kleine Kadetten vielleicht?«
»Erspare mir deine ordinären Sprüche. Eine Jugendfreundin trinkt gerade Tee mit mir. Sonja. Du erinnerst dich vielleicht an sie.«
»Nein, das tue ich Gott sei Dank nicht.«
»Sie
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