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Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
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eine elegante schweinslederne Reisetasche neben dem Panzerschrank abgestellt war.
    Sie schien nagelneu zu sein.
    »Wissen Sie, ob Direktor Broberg am Sonnabend oder am Sonntag im Büro gewesen ist?« fragte er.
    »Irgend jemand ist auf jeden Fall hiergewesen. Wir arbeiten nicht am Sonnabend, so daß ich wie üblich mein freies Wochenende hatte. Aber als ich heute morgen kam, habe ich sofort gesehen, daß jemand in den Sachen herumgestöbert hatte.«
    »Könnte es jemand anderes als Broberg gewesen sein?«
    »Kaum. Nur er und ich haben die Schlüssel zu diesem Büro.«
    »Glauben Sie, daß er heute noch einmal herkommt?«
    »Weiß nicht. Vielleicht ist er von der Bank direkt nach Hause gefahren. Das scheint mir wahrscheinlich zu sein.«
    »Lidingö«, murmelte Kollberg. »Tjädervägen.« Er entfernte sich immer weiter von zu Hause. »Auf Wiedersehen«, sagte er abrupt und ging. Im Wagen war es glühendheiß, und auf der Fahrt nach Lidingö schwitzte er unglaublich.
    Als er die Värtan-Brücke passierte und die großen Schiffe im Freihafen und die Hunderte von Freizeitbooten mit halbnackten, sonnengebräunten Urlaubern an Bord sah, dachte er, daß es idiotisch sei, so durch die Gegend zu rasen. Er hätte natürlich schön in seinem Büro sitzen bleiben und diese Leute nach Västberga bitten sollen. Aber dann wäre natürlich niemand gekommen, und er wäre wütend geworden. Außerdem hatte Martin Beck ja gesagt, daß es eilig sei.
    Der Tjädervägen auf Lidingö wies eine Bebauung auf, die vielleicht nicht zur absoluten Super-de-luxe-Klasse gehörte, die sich aber dennoch um Lichtjahre von den schauderhaften Mietskasernen unterschied, die er vorhin besucht hatte. Hier wohnten keine armen Teufel, die keine andere Wahl hatten, als sich von Figuren wie Palmgren und Broberg das Fell über die Ohren ziehen zu lassen. Auf beiden Seiten der Straße standen teure Villen im Bungalowstil mit übertrieben gepflegten Gärten.
    Hampus Brobergs Haus schien verriegelt und verrammelt zu sein. Es lag wie ausgestorben da. Es führten zwar Reifenspuren zur Garage, aber als Kollberg durch eines der kleinen Seitenfenster hineinblickte, fand er sie leer Alle Zeichen deuteten darauf hin, daß hier normalerweise zwei Wagen standen und dies noch vor kurzem der Fall gewesen war. Im Haus gab es keinerlei Reaktion auf sein Klingeln und Klopfen, und die Jalousetten hinter den großen Fenstern waren so gestellt, daß man unmöglich sehen konnte, wie die Villa innen aussah.
    Kollberg schnaufte und ging zur Nachbarvilla hinüber. Diese war größer und eleganter als die Brobergsche, und am Türschild stand ein adliger Name. Jedenfalls schien er adlig zu sein.
    Auf sein Klingeln wurde ihm von einer hochgewachsenen blonden Frau von kühlem Aussehen und aristokratischer Haltung geöffnet. Als er sich auswies, lächelte sie überlegen und etwas herablassend und machte keinerlei Anstalten, ihn ins Haus zu bitten. Nachdem er sein Anliegen vorgebracht hatte, sagte sie kalt: »Hier draußen sind wir nicht gewohnt, unseren Nachbarn nachzuspionieren. Ich kenne Direktor Broberg nicht und kann Ihnen leider nicht helfen.«
    »Das ist wirklich schade.«
    »Für Sie vielleicht, aber nicht für mich.«
    »Ja. Tut mir leid, daß ich Sie gestört habe«, sagte Kollberg. Sie sah ihn abschätzend an und stellte plötzlich eine höchst verblüffende Frage: »Sagen Sie mal, wer hat Sie eigentlich hergeschickt?« Sowohl in der Stimme wie in den klaren blauen Augen lag Mißtrauen. Die Frau mochte zwischen fünfunddreißig und vierzig sein. Äußerst gepflegt. Sie erinnerte ihn schwach an jemanden, den er kannte, aber es fiel ihm nicht ein, an wen.
    »Also, dann adjö«, sagte er achselzuckend und etwas kleinlaut.
    »Adjö«, sagte sie mit großem Nachdruck.
    Kollberg setzte sich in den Wagen und konsultierte seinen Zettel. Helena Hansson hatte eine Adresse in der Västeräsgatan in Vasastaden angegeben und eine Telefonnummer. Kollberg fuhr zur Polizeiwache von Lejonvägen auf Lidingö, wo einig Kollegen in Zivil über den Totozetteln der Woche brüteten, während sie aus Pappbechern Limonade schlürften.
    »Weißt du, was Go Ahead Deventer ist?« sagte einer von ihnen.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Kollberg.
    »Und Young Boys?«
    »Wie war das?«
    »Go Ahead Deventer und Young Boys. Das sind Fußballmannschaften. Die sind im Totocup dabei. Aber wir wissen nicht, woher sie kommen.«
    Kollberg zuckte mit seinen fetten Schultern. Fußball gehörte zu den Dingen, die ihn mit

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