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Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
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Klappe aufmachen.«
    Die Jugendfreundin folgte dem Dialog jetzt diskret, aber mit unverhohlenem Interesse. Nach langem, gequältem Schweigen sagte die Schwester resigniert: »Ich kann mir vorstellen, daß du fähig bist, so etwas zu tun.« Und, kurz darauf: »Was willst du also wissen?«
    »Kennst du diesen Broberg?«
    »Ja.«
    »Und Palmgren?«
    »Flüchtig. Wir haben uns gelegentlich auf Parties gesehen. Aber…«
    »Aber was?«
    »Nichts.«
    »Nun, was hat Broberg in den letzten Tagen getrieben?«
    »Das geht mich doch nichts an.«
    »Völlig richtig. Aber ich fresse einen Besen, wenn du nicht hinter der Gardine gestanden und geglubscht hast, wenn Besuch kam oder ging. Na?«
    »Seine Familie ist am Freitag verreist.«
    »Das weiß ich schon. Weiter?«
    »Am gleichen Tag verkaufte er den Wagen seiner Frau, einen weißen Ferrari.«
    »Woher weißt du das?«
    »Es war ein Käufer hier. Sie standen alle vor dem Haus und handelten.«
    »Sieh mal einer an. Und weiter?«
    »Ich glaube nicht, daß Direktor Broberg in den letzten Nächten zu Hause geschlafen hat.«
    »Woher weißt du das? Bist du nebenan gewesen, um nachzusehen?«
    Sie warf ihm einen hoffnungslosen Blick zu. »Du bist ja schrecklicher als je zuvor.«
    »Antworte jetzt, verflucht noch mal.«
    »Es läßt sich kaum vermeiden, daß man mitbekommt, was im Haus nebenan vor sich geht.«
    »Ja, besonders, wenn man neugierig ist.
    Du bist also der Meinung, daß er nicht zu Hause war?«
    »Doch, er ist mehrmals dagewesen. Soviel ich weiß, hat er einige Sachen weggefahren.«
    »Sind außer dem Autohändler noch andere Fremde dagewesen?«
    »Jaa…«
    »Wann und wer?«
    »Am Sonnabend kam er mit einem blonden Mädchen her. Sie blieben ein paar Stunden. Dann trugen sie einige Sachen hinaus und verstauten sie im Wagen. Taschen und Koffer.«
    »Aha. Weiter.«
    »Gestern waren mehrere Personen hier. Ein sehr distinguiertes Paar und ein Mann, der Anwalt zu sein schien. Sie gingen überall herum und sahen sich alles an, und der Mann, den ich für einen Anwalt hielt, machte sich laufend Notizen.«
    »Und wie deutest du das?«
    »Es sah aus, als wollte Broberg das Haus verkaufen. Ich glaube sogar, daß es ihm gelungen ist.«
    »Hast du auch hören können, worüber sie sprachen?«
    »Es ließ sich nicht vermeiden, daß ich das eine oder andere mitbekam.«
    »Das glaube ich dir gern«, sagte Gunvald Larsson trocken. »Und es hörte sich so an, als sei der Kauf perfekt geworden?«
    »Ja.«
    »Mit allen Möbeln und dem übrigen Scheiß?«
    »Mein Gott, drückst du dich vulgär aus.«
    »Mach dir nichts draus. Antworte lieber. Warum glaubst du, daß es Broberg tatsächlich gelang, das Haus zu verkaufen?«
    »Weil ich einige Gesprächsfetzen hören konnte. Sie sagten zum Beispiel, daß schnelle Geschäfte immer die besten seien und daß diese Situation beide Vertragspartner zu ihrem Recht kommen lasse.«
    »Weiter.«
    »Sie verabschiedeten sich überaus herzlich voneinander. Gaben sich die Hand und klopften sich gegenseitig auf den Rücken.
    Broberg übergab ihnen dann einige Sachen. Unter anderem auch Schlüssel, glaube ich.«
    »Was geschah darin?«
    »Diese drei Fremden fuhren weg, in ihrem schwarzen Bentley.«
    »Und Broberg?«
    »Blieb noch ein paar Stunden.«
    »Und tat was?«
    »Machte Feuer im Kamin. Es rauchte ziemlich lange aus dem Schornstein. Ich fand…« Sie hielt inne.
    »Du fandest was?«
    »Daß es eigenartig war, den Kamin anzustecken - bei dieser Hitzewelle.«
    »Und dann?«
    »Anschließend ging er durchs Haus und zog alle Jalousetten zu. Dann fuhr er weg. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen.«
    »Mein Kind«, sagte Gunvald Larsson freundlich.
    »Ja, was ist?«
    »Du wärst ein guter Polizist geworden.«
    Sie machte eine unbeschreibliche Grimasse. Und sagte: »Willst du mich noch weiter quälen?«
    »Aber natürlich. Wie gut kennst du diesen Broberg?«
    »Wir haben uns gelegentlich gesehen. Das läßt sich bei Nachbarn kaum umgehen.«
    »Und Palmgren?«
    »Flüchtig, wie ich schon sagte. Wir haben uns bei einigen Parties bei Brobergs getroffen. Einmal hatten wir auch hier bei uns eine Gartenparty, zu der auch Palmgren erschien. Du weißt ja, in solchen Situationen lädt man auch die Nachbarn ein. An dem Tag war Palmgren zufällig bei Brobergs zu Besuch, so daß er sozusagen automatisch mit von der Partie war.«
    »War er allein?«
    »Nein, seine Frau war dabei. Eine junge und sehr bezaubernde Person.«
    »Aha.«
    Sie sagte nichts.
    »Nun«, fuhr Gunvald

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