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Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
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schmückten. Er faßte an den Türgriff und merkte, daß die Tür verschlossen war. Es gab zwar einen Klingelknopf, aber er ignorierte diesen und hämmerte seiner Gewohnheit getreu mit der Faust gegen die Tür.
    Eine Frau öffnete, sah ihn mit großen braunen Augen an und sagte:
    »Um Himmels willen, was ist denn los?«
    »Ich möchte gern Herrn Broberg sprechen.«
    »Der ist nicht da.«
    »Heißen Sie zufällig Helena Hansson?«
    »Nein, das tue ich nicht. Und wer sind Sie, bitte schön?«
    Kollberg nahm sich zusammen und holte seine Erkennungskarte aus der Gesäßtasche. »Ich bitte um Entschuldigung«, sagte er. »Es liegt sicher an der Hitze.«
    »Ach so«, sagte sie. »Polizei.«
    »Sehr richtig. Mein Name ist Kollberg. Darf ich mal reinkommen?«
    »Aber ja«, sagte die Frau und ging einen Schritt zur Seite.
    Der Raum, den Kollberg betrat, sah aus wie ein ganz normales Büro mit Tischen, Aktenordnern, Schreibmaschinen, Aktenschränken und all den anderen üblichen Utensilien. Durch eine halb geöffnete Tür konnte Kollberg in einen weiteren Raum sehen, der Brobergs Büro zu sein schien. Er war kleiner als das Vorzimmer, aber wohnlicher eingerichtet. Dennoch wurde er von dem Schreibtisch und einem großen Panzerschrank beherrscht.
    Während Kollberg sich umsah, hatte die Frau die Tür geschlossen.
    Jetzt starrte sie ihn herausfordernd an. »Warum haben Sie mich gefragt, ob ich Hansson heiße?« Sie war etwa fünfunddreißig, schlank und dunkelhaarig, mit kräftigen Augenbrauen und hatte kurzgeschnittenes Haar.
    »Ich dachte, Sie seien die Sekretärin Direktor Brobergs«, sagte Kollberg geistesabwesend.
    »Das bin ich auch.«
    »Ja, aber dann…«
    »Ich heiße aber trotzdem nicht Hansson«, fuhr sie fort. »Und ich habe auch nie so geheißen.«
    Kollberg sah sie aus den Augenwinkeln an und entdeckte, daß sie an der linken Hand zwei breite Goldringe trug. »Wie heißen Sie denn?«
    »Sara Moberg.«
    »Und Sie waren am Mittwoch nicht in Malmö, als Direktor Palmgren erschossen wurde?«
    »Mit Sicherheit nicht.«
    »Uns ist berichtet worden, daß Direktor Broberg an diesem Tag in Malmö war und von seiner Sekretärin begleitet wurde.«
    »Ich war das jedenfalls nicht. Ich bin auf Geschäftsreisen nie dabei.«
    »Aber die Sekretärin hieß Hansson«, sagte Kollberg beharrlich und holte einen zerknitterten Zettel aus der Tasche. »Fräulein Helena Hansson. So steht es hier.«
    »Ich kenne niemanden mit diesem Namen. Außerdem bin ich verheiratet, ich habe zwei Kinder. Und außerdem, wie schon gesagt, fahre ich nicht auf Geschäftsreisen mit.«
    »Wer kann denn dieses Fräulein Hansson gewesen sein?«
    »Keine Ahnung.«
    »Vielleicht eine Angestellte in einem anderen Zweig des Konzerns?«
    »Ich habe jedenfalls nie etwas von ihr gehört. Bis jetzt.« Die Frau sah ihn scharf an. Dann fügte sie unbestimmt hinzu: »Es gibt natürlich sogenannte Reisesekretärinnen.«
    Kollberg ließ das Thema fallen. »Wann haben Sie Direktor Broberg zuletzt gesehen?«
    »Heute vormittag. Er kam kurz nach zehn und blieb etwa zwanzig Minuten in seinem Zimmer. Dann ging er wieder. Er wollte zur Bank, glaube ich.«
    »Wo, glauben Sie, kann er jetzt sein?«
    Sie warf einen Blick auf die Uhr. »Vermutlich zu Hause.«
    Kollberg konsultierte seinen Zettel. »Er wohnt draußen auf Lidingö, nicht wahr?«
    »Ja, Tjädervägen.«
    »Hat er Familie?«
    »Ja. Eine Frau und eine Tochter von siebzehn Jahren. Die machen aber, zur Zeit Urlaub in der Schweiz.«
    »Wissen Sie das genau?«
    »Ja, ich habe die Flugtickets bestellt. Am Freitag. Ihr Entschluß schien sehr plötzlich gekommen zu sein, denn sie flogen noch am selben Tag ab.«
    »Hat Direktor Broberg wie gewöhnlich weitergearbeitet, nachdem am Mittwoch diese Geschichte in Malmö passiert war?«
    »Das nun nicht gerade«, sagte sie. »Am Donnerstag ging es sehr nervös und hektisch zu. Da wußten wir ja noch nichts Genaues. Daß Direktor Palmgreß tot war, haben wir erst am Freitag erfahren. Und am Freitag war Direktor Broberg insgesamt vielleicht eine Stunde im Büro. Heute ist er, wie gesagt, rund zwanzig Minuten hiergewesen.«
    »Hat er gesagt, wann er wiederkommen würde?« Die Frau schüttelte den Kopf.
    »Ist er normalerweise länger im Büro?«
    »O ja, er ist die meiste Zeit hier. Er sitzt dann in seinem Büro.« Kollberg ging zu der inneren Tür und ließ den Blick über Hampus Brobergs Arbeitszimmer schweifen. Er notierte, daß auf dem Schreibtisch drei schwarze Telefone standen und

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