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Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
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Sicherheit nicht interessierten. »Go Ahead Deventer sicher aus Deventer«, sagte er. »Das ist eine Stadt in Holland.«
    »Sieh mal an. Da muß erst die Reichsmordkommission kommen, um einen das zu sagen. Glaubst du, daß die gut sind?«
    »Ich bin eigentlich nur hergekommen, um mal zu telefonieren«, sagte Kollberg müde.
    »Nimm irgendeines.«
    Kollberg wählte die Nummer Helena Hanssons. Es meldete sich eine Tonbandstimme: »Dieser Anschluß ist vorübergehend nicht erreichbar.« Kollberg rief daraufhin das Fernsprechamt an, wo man ihm den Hinweis beschied, daß der Anschluß abgemeldet sei.
    »Kennt ihr einen Direktor namens Hampus Broberg?« fragte er die beiden Totofans. »Ja, der wohnt Tjädervägen. Und wenn man wie der wohnt, hat man genug Geld.«
    »Wir haben nur feine Leute hier draußen«, sagte der andere Polizist.
    »Habt ihr je mit ihm zu tun gehabt?«
    »Nix da«, sagte der andere und goß sich noch mehr Limonade ein.
    »Hier herrschen Recht und Ordnung.«
    »Es ist nicht wie in Stockholm«, sagte der erste giftig.
    »Und wenn es hier überhaupt zu Delikten kommt, sind es nur saubere Sachen. Hier schlagen sich die Leute nicht gegenseitig mit Äxten den Schädel ein. Hier findet man auch keine alten Säufer und süchtigen Gören hinter jedem Busch. Ich glaube, wir sollten auf jeden Fall diese Go-Ahead-Deventer-Leute ankreuzen.« Sie hatten jedes Interesse an Kollberg verloren.
    »Hej«, sagte er düster und verließ sie. Er fuhr die lange Strecke nach Vasastaden in Stockholm, und unterwegs dachte er daran, daß auch Lidingö unter der glatten Fassade seine reichlich bemessene Menge Kriminalität hatte. Bloß konnten die Leute es sich dort aufgrund ihres Reichtums leisten, ihre Vorhaben hinter den wohlanständigen Fassaden zu verbergen.
    Das Haus in der Västeräsgatan besaß keinen Fahrstuhl, und Kollberg mußte fünf Treppen hochkeuchen. Das Haus war verkommen, ein typischer Fall der Vernachlässigung durch den Eigentümer, und unten auf dem asphaltierten Hof liefen fette Ratten zwischen den Mülltonnen umher.
    Er klingelte an einigen Türen, und das eine oder andere Mal wurde geöffnet, doch die Menschen starrten ihn nur erschrocken an. Hier hatten die Leute Angst vor der Polizei, und dies vielleicht auch aus gutem Grund. Eine Helena Hansson konnte Kollberg nicht finden.
    Niemand konnte ihm sagen, ob eine Person dieses Namens hier wohnte oder gewohnt hatte. Der Polizei Abgaben zu machen war hier nicht sehr populär, und außerdem wußten die Bewohner solcher Häuser nur wenig voneinander.
    Kollberg stand draußen auf der Straße und wischte sich den Schweiß von der Stirn, mit einem Taschentuch, das schon längst völlig schweißnaß war. überlegte ein paar Minuten. Dann gab er auf und fuhr nach Hause.
    Eine Stunde später sagte seine Frau: »Sag mal, warum siehst du so elend aus?«
    Er hatte geduscht, gegessen und mit ihr geschlafen, danach wieder geduscht, und jetzt saß er mit einem Frotteetuch um die Hüften da und trank ein kaltes Bier aus der Dose.
    »Weil ich mich so fühle«, sagte er. »Dieser Scheißjob…«
    »Du solltest aufhören.«
    »Das sagt sich so leicht.«
    Kollberg war Polizist, und er konnte nichts dafür, daß er sich immer bemühte, ein möglichst guter Polizist zu sein. Dies war ein fester Bestandteil seines Wesens, eine eingebaute Automatik sozusagen. Dies Bemühen war eine Last, die er aus irgendeinem Grunde schleppen mußte.
    Der Auftrag, den er von Martin Beck erhalten hatte, war einfach, eine Routinesache, und trotzdem hatte er sich die Zähne daran ausgebissen. Er legte das Gesicht in kummervolle Falten. »Du, Gun, was ist eigentlich eine Reisesekretärin?«
    »Oft so eine Art Callgirl, das Nachthemd, Zahnbürste und die Pille im Aktenköfferchen mit sich herumträgt.«
    »Eine Nutte also im Klartext?«
    »Genau das. Stellt sich zur Verfügung, wenn Geschäftsleute und Unternehmer verreisen und zu faul sind, sich an Ort und Stelle ein Mädchen aufzureißen.«
    Kollberg überlegte und sah ein, daß er Hilfe brauchte. Draußen in Västberga war sie nicht zu erwarten, denn jetzt in der Ferienzeit waren nur wenige im Dienst. Nach einer Weile ging er seufzend ans Telefon und rief die Stockholmer Kriminalpolizei in der Kungsholmsgatan an. Der Mann, der den Hörer abnahm, war der letzte, den er hatte sprechen wollen. Gunvald Larsson.
    »Wie es mir geht?« sagte dieser sauer. »Was meinst du wohl? Überhäuft mit Messerstechereien und Schlägereien und Überfällen und irren

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