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Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
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Fortschritte? Nach einer Woche Fahndung? In die unsere absoluten Spitzenkräfte eingeschaltet sind?«
    Martin Beck holte tief Luft. »Ich weiß nicht, in wie vielen Mordfällen ich im Laufe der Jahre ermittelt habe. Es sind jedenfalls ziemlich viele. Und ich kann dir versichern, daß wir unser Bestes tun.«
    »Davon bin ich ja auch überzeugt«, sagte Mahn etwas versöhnlicher.
    »Das war es aber nicht, worauf ich in erster Linie hinweisen wollte«, fuhr Martin Beck fort. »Sondern vielmehr auf die Tatsache, daß eine Woche eine sehr kurze Zeit ist. Und dabei haben wir jetzt noch nicht einmal eine Woche hinter uns, wie du vielleicht weißt. Ich bin am Freitag hergekommen, und heute haben wir Mittwoch. Vor einem Jahr etwa haben wir einen Mann festgenommen, der vor sechzehn Jahren einen Mord begangen hat. Das war aber noch vor deiner Zeit.«
    »Ja, ja, ich weiß das alles. Aber dies ist kein normaler Mord.«
    »Das hast du schon beim letztenmal gesagt.«
    »Es kann internationale Verwicklungen geben«, sagte Mahn mit einem Anflug von Verzweiflung in der Stimme. »Sie sind übrigens schon da.«
    »Inwiefern?«
    »Wir sind von mehreren diplomatischen Vertretungen eindringlich unter Druck gesetzt worden. Außerdem glaube ich zu wissen, daß sich bereits Sicherheitsleute aus dem Ausland hier eingefunden haben. Die werden sicher bald auch in Malmö oder Kopenhagen auftauchen.« Er machte eine Pause. Dann sagte er mit gebrochener Stimme: »Oder hier bei mir.«
    »Aber, aber«, sagte Martin Beck tröstend, »mehr Unheil als die Sicherheitsabteilung werden sie kaum anrichten.«
    »Die Sicherheitsabteilung? Die hat einen Mann in Malmö. Arbeitet ihr zusammen?«
    »Das kann ich nicht gerade behaupten.«
    »Habt ihr euch noch nicht getroffen?«
    »Ich habe ihn gesehen.«
    »Ist das alles?«
    »Ja. Und das ließ sich übrigens kaum vermeiden.«
    »Von der Seite haben wir auch keine positiven Meldungen bekommen«, sagte Mahn mutlos.
    »Hattest du das denn erwartet?«
    »Ich kann mir nicht helfen, aber ich habe den Eindruck, daß du alles etwas zu sehr auf die leichte Schulter nimmst.«
    »Das ist ein Irrtum. Ich nehme kernen Mord auf die leichte Schulter.«
    »Aber dies ist kein normaler Mord.«
    Martin Beck hatte das Gefühl, dies schon einmal gehört zu haben.
    »In diesem Fall dürft ihr nicht wie Elefanten im Porzellanladen herumtrampeln«, sagte Malm mit fester und entschlossener Stimme. »Viktor Palmgren war eine der bekanntesten Persönlichkeiten unseres Landes und genoß auch im Ausland einen ausgezeichneten Ruf.«
    »Ja, er scheint alle paar Wochen in den Illustrierten aufgetaucht zu sein.«
    »Hampus Broberg und Mats Linder sind auch geachtete Staatsbürger.«
    »Aha.«
    »Man kann sie nicht wie Landstreicher behandeln.«
    »Natürlich nicht.«
    »Gleichzeitig müßt ihr sehr vorsichtig mit dem sein, was ihr der Presse sagt.«
    »Ich persönlich sage kein Wort.«
    »Wie ich dir schon beim letztenmal sagte, würde ein nicht wiedergutzumachender Schaden entstehen, wenn einige Bereiche der Tätigkeit Palmgrens der Öffentlichkeit zur Kenntnis gelangten.«
    »Wer würde diesen nicht wiedergutzumachenden Schaden erleiden?«
    »Wer wohl?« sagte Mahn empört. »Der Staat natürlich. Unsere Gesellschaft. Wenn es bekannt würde, daß man auf Regierungsebene von bestimmten Transaktionen gewußt hat, dann…«
    »Was dann?«
    »Dann würden die politischen Auswirkungen verheerend sein.« Martin Beck verabscheute Politik. Wenn er eine politische Meinung hatte, behielt er sie strikt für sich. Er versuchte immer, sich vor Aufträgen zu drücken, bei denen er politische Konsequenzen vorhersah. Im allgemeinen pflegte er sich jeder Äußerung zu enthalten, wenn von politischer Kriminalität die Rede war. Aber diesmal konnte er sich nicht enthalten zu sagen: »Für wen?«
    Mahn gab einen Laut von sich, als hätte man ihm ein Messer in den Rücken gestoßen. »Bitte, tu alles, was in deiner Macht steht, Martin«, sagte er beinahe flehend.
    »Ja«, sagte Martin Beck nachgiebig. »Ich werde tun, was ich kann…« Nach einem Augenblick fügte er hinzu: »… Stig.« Es war das erste Mal, daß er den Intendenten mit dem Vornamen anredete. Hoffentlich auch das letzte Mal.
    Der Rest des Nachmittags stand im Zeichen der Niedergeschlagenheit Die Palmgren-Ermittlungen waren in der Sackgasse.
    Im übrigen ging es im Polizeihaus außergewöhnlich lebhaft zu. Die Malmöer Polizei hob zwei Bordelle mitten in der Stadt aus, sehr zum Verdruß der

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