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Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
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nicht verhört.«
    »Was hast du ihnen denn gesagt?«
    »Gar nichts, eigentlich. Sie schienen ziemlich enttäuscht zu sein.« Das konnte Martin Beck sich lebhaft vorstellen. »Wollen sie hierbleiben?«
    »Nein«, sagte Paulsson. »Sie wollen nach Stockholm weiter. Wollen mit ihrer Botschaft sprechen. Ich muß morgen übrigens auch wieder hin, Bericht erstatten. Und Archivmaterial studieren.« Er gähnte. »Ich gehe am besten schlafen. Es war eine harte Woche. Vielen Dank für deine Hilfe.«
    »Wobei?«
    »Diesen… überseeischen Provinzen.« Paulsson erhob sich, zog sein Jackett an und knöpfte alle Knöpfe mit großer Sorgfalt zu.
    »Hej«, sagte er.
    »Gute Nacht.«
    In der Tür drehte Paulsson sich noch einmal um und sagte düster:
    »Ich glaube, diese Geschichte kann sich noch Jahre hinziehen.« Martin Beck blieb zwei Minuten still sitzen. Dann grinste er in sich hinein, zog sich den Rest seiner Kleidung aus und ging ins Bad. Er blieb lange unter der kalten Dusche stehen. Wickelte sich das Badelaken um die Hüften und kehrte zu seinem Platz am Fenster zurück.
    Draußen war es still und dunkel. Sowohl im Hafen wie im Hauptbahnhof schien jede Tätigkeit aufgehört zu haben. Ein Streifenwagen rollte langsam vorüber, und die meisten der Taxifahrer hatten aufgegeben und waren nach Hause gefahren. Martin Beck sah in die stille Sommernacht hinaus. Es war noch immer warm, aber er selbst fühlte sich nach der Dusche kühl und erfrischt.
    Nach einer Weile dachte er, daß es Zeit zum Schlafengehen sei. Früher oder später mußte es ja doch sein, obwohl der Schlaf im Augenblick noch sehr fern schien.
    Er sah mit gerunzelter Stirn auf seinen Schlafanzug, der auf dem Kopfkissen lag. Er sah jetzt frisch aus, würde aber klebrig und schweißnaß sein, wenn er am nächsten Morgen aufwachte.
    Er legte ihn in den Kleiderschrank. Faltete die Wolldecke säuberlich zusammen und stopfte sie unters Bett. Das große Frotteetuch hängte er auf das Trockengestell im Bad.
    Dann legte er sich aufs Bett, schob das Laken fast bis zur Taille hinunter und verschränkte die Hände im Nacken. Lag still da und sah an die Decke, an die der Widerschein der Leselampe flackernde Schatten warf.
    Dachte nach, aber irrational und unkonzentriert.
    Nachdem er eine Viertelstunde oder zwanzig Minuten so gelegen hatte, klopfte wieder jemand an die Tür. Auch diesmal sehr leicht.
    Herrgott, dachte er. Muß ich mir noch mehr dummes Gerede über Spionage und Geheimagenten anhören? Am einfachsten wäre es natürlich, sich schlafend zu stellen. Oder wäre das pflichtvergessen? »Okay, herein«, sagte er mit dem Tod im Herzen. Die Tür wurde vorsichtig geöffnet, und Äsa Toreil betrat das Zimmer. Sie trug Hausschuhe und einen kurzen weißen Nylonmorgenmantel, den ein Gürtel in der Taille zusammenhielt. »Du hast doch noch nicht geschlafen, oder?«
    »Nein«, sagte Martin Beck. Nach einem Augenblick fügte er einfältig hinzu: »Du auch nicht?«
    Sie lächelte und schüttelte den Kopf. Ihr kurzgeschnittenes dunkles Haar glänzte. »Nein«, sagte sie. »Ich bin gerade ins Hotel gekommen. Ich habe nur schnell noch geduscht.«
    »Ich habe gehört, daß ihr heute einen schlimmen Tag hattet.«
    Sie nickte. »Ja. Pfui Teufel. Ich hab nicht mal richtig essen können. Nur ein paar Schnitten.«
    »Setz dich.«
    »Danke. Wenn du nicht müde bist.«
    »Man wird nicht müde, wenn man nichts getan hat.«
    Sie zögerte noch immer und hielt den Türgriff in der Hand. »Ich hol schnell mal meine Zigaretten«, sagte sie. »Mein Zimmer ist zwei Türen weiter.« Sie ließ die Tür angelehnt. Martin Beck blieb mit den Händen unterm Kopf liegen und wartete.
    Nach zwanzig Sekunden war sie wieder da, schloß die Tür lautlos hinter sich und tapste zu dem Sessel, in dem Paulsson sich vor einer Stunde gewunden hatte.
    Sie strampelte die Hausschuhe ab und zog die Beine hoch. Zündete sich eine Zigarette an und machte ein paar tiefe Züge. »Schön«, sagte sie. »Es war wirklich ein schlimmer Tag.«
    »Bereust du allmählich, daß du Polizistin geworden bist?«
    »Ja und nein. Man bekommt sehr viel Not und Elend zu sehen. Früher habe ich nur davon gehört.« Sie sah gedankenvoll auf ihre Zigarette und fuhr fort: »Aber manchmal habe ich auch das Gefühl, daß meine Arbeit sinnvoll ist.«
    »Ja«, sagte er. »Gelegentlich hat man dieses Gefühl.«
    »Habt ihr einen schlechten Tag gehabt?«
    »Ja, einen sehr schlechten. Nichts Neues oder Positives. Aber so ist es oft.«
    Sie

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