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Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
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Palmgrens, mit anderen Worten.«
    »So ist es. Und es scheint sich auch um große Sachen zu handeln. Mogensen sagte, daß sowohl Palmgrens wie Hoff-Jensens Name im Zusammenhang mit Fällen von Waffen und Flugzeugschmuggel in Ländern aufgetaucht seien, über die ein Waffenembargo verhängt worden ist. Das hat er von Interpol erfahren. Aber in Dänemark können sie gar nichts machen.«
    »Vielleicht wollen sie es auch gar nicht«, sagte Martin Beck.
    »Höchstwahrscheinlich nicht«, meinte Mänsson. Er gähnte. Sie warteten. Mehr konnten sie im Augenblick kaum tun.
    Zehn vor zwölf lag die Kiste vor ihnen auf dem Tisch. Sie befreiten sie aus der Kunststoffumhüllung. Sie gingen aus alter Gewohnheit sehr vorsichtig damit um, obwohl sie ziemlich mitgenommen u. nachweislich durch zahlreiche Hände gegangen war.
    Martin Beck klappte den Deckel auf, faßte sich ans Kinn und betrachtete die Einschnitte für Revolver und Zusatzkolben. »Ja«, sagte er. »Du hast sicher recht.«
    Mänsson nickte, schloß und öffnete den Deckel mehrmals. »Geht ziemlich leicht auf«, sagte er.
    Sie drehten die Kiste um und beäugten sie von allen Seiten. Sie war jetzt trocken und noch einigermaßen heil.
    »Sie kann nicht sehr lange im Wasser gelegen haben«, meinte Martin Beck.
    »Fünf Tage«, sagte Mänsson.
    »Hier«, sagte Martin Beck. »Hier steht etwas.« Er strich behutsam über den Bogen des Kartons, der offensichtlich einmal mit Papier überzogen gewesen war. Jetzt war das Papier allerdings durch die Nässe abgeweicht. Es waren nur noch Reste da.
    »Ja«, sagte Mänsson. »Hier hat jemand mal etwas hingeschrieben. Mit einem Kugelschreiber. Warte mal.« Er holte ein Vergrößerungsglas aus einer seiner Schreibtischschubladen und reichte es Martin Beck.
    »Hm«, meinte dieser. »Die Abdrücke sind noch zu sehen. Ein B und ein S, das erkennt man recht deutlich. Vielleicht hat da noch mehr gestanden.«
    »Kann schon sein«, knurrte Mänsson. »Aber dafür haben wir ja schließlich Leute, die bessere Geräte zur Verfügung haben als mein altes Vergrößerungsglas. Die sollen sich das Ding mal ansehen.«
    »Dieser Revolver ist oder, besser gesagt, war eine Sportwaffe«, ließ sich Martin Beck vernehmen.
    »Ja, das habe ich mir auch schon gedacht. Ein ungewöhnliches Fabrikat übrigens.« Mänsson trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Jetzt übergeben wir das Ding aber dem technischen Dezernat«, meinte er. »Und dann lassen wir Skacke die Schießklubs prüfen. Wir selbst gehen essen. Das ist doch die dümmste Arbeitsteilung nicht, oder?«
    »Klingt gut«, stimmte Martin Beck zu.
    »Dabei kann ich dir auch Malmö zeigen. Bist du schon mal in der Bar vom Översten gewesen?«
    »Nein.«
    »Dann wird es höchste Zeit.«
    Das Restaurant Översten liegt im 26. Stock des Kronprinshuset, und die Aussicht aus den Barfenstern überstieg bei weitem alles, was Martin Beck an den vorhergehenden Tagen an ähnlichen Erlebnissen gehabt hatte.
    Unter ihnen lag die ganze Stadt ausgebreitet - wie von einem Flugzeug aus. Außerdem überblickte man den Öresund, Saltholm und die dänische Küste. Im Norden sah man Landskrona, Ven und sogar Hälsingborg. Die Sicht war verblüffend klar.
    Ein blonder Barkeeper in blauer Jacke servierte ihnen ein Zwiebelsteak und kaltes Amstel-Bier. Mänsson aß gierig. Danach nahm er sämtliche Zahnstocher aus dem Gewürzgestell, schob sich einen zwischen die Zähne und steckte die anderen ein. »Tja«, grunzte er, »soweit ich es sehe, gibt es einen Zusammenhang.« Martin Beck, der sich mehr für das Panorama als für das Essen interessiert hatte, riß sich widerwillig von der Aussicht los. »Ja«, sagte er. »Es sieht ganz so aus. Du hast vielleicht von Anfang an recht gehabt. Obwohl das nur Vermutungen waren.«
    »Vermutungen, Vermutungen«, brummte Mänsson.
    »Jet/t bleibt uns nur noch, zu vermuten, wo er sich befindet.«
    »Hier irgendwo«, sagte Mänsson behäbig und zeigte auf seine Stadt. »Aber wer soll Palmgren so unendlich gehaßt haben?«
    »Tausende von Menschen«, entgegnete Martin Beck. »Palmgren und seine Kumpane haben rücksichtslos alles und alle zertrampelt; in ihrer Umgebung war niemand sicher. Palmgren betrieb zum Beispiel etliche Unternehmen über längere oder kürzere Zeit. Solange sie profitabel waren. Wenn sie keine schweinemäßigen Gewinne mehr abwarfen, wurden sie ganz einfach stillgelegt, und die meisten der Angestellten wurden einfach auf die Straße gesetzt. Und wie viele Menschen werden

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