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Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
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heißt mit anderen Worten, daß man ihn mit Sack und Pack auf die Straße gesetzt hat«, sagte Mänsson.
    Martin Beck suchte die Telefonnummer von Brobergs Büro in Stockholm heraus. Er wählte, und am anderen Ende der Leitung nahm eine Frau ab, die Brobergs Sekretärin sein mußte.
    Sicherheitshalber fragte er: »Spreche ich mit Frau Moberg?«
    »Ja.«
    Er nannte seinen Namen und seine Dienstbezeichnung.
    »Ja, womit kann ich Ihnen helfen?« fragte sie.
    »Frau Moberg, wissen Sie, ob Direktor Palmgren vor kurzem einige seiner Firmen liquidiert hat?«
    »Nun ja, das kommt darauf an, was Sie mit ›vor kurzem‹ meinen. Vor zwei Jahren hat er in Solna eine ganze Fabrik stillgelegt, falls es das ist, was Sie meinen.«
    »Was für eine Fabrik?« fragte Martin Beck.
    »Es war eine kleine feinmechanische Fabrik, die besondere Maschinenteile herstellte. Federn und so etwas, glaube ich.«
    »Warum wurde sie stillgelegt?«
    »Sie trug sich nicht länger. Die Industrieunternehmen, die diese Einzelteile kauften, haben ihre Maschinen umgestellt oder neue gekauft. Ich weiß das nicht mehr so genau. Jedenfalls gab es keinen Markt mehr für die Produkte, und statt die Erzeugung umzustellen, hörte man lieber ganz mit der Fertigung auf und verkaufte die Fabrik.«
    »Und das passierte vor zwei Jahren?«
    »Ja, im Herbst, siebenundsechzig. Ich glaube, daß Palmgren mal eine ähnliche Fabrik hatte, die schon einige Jahre früher stillgelegt wurde, aber das war lange vor meiner Zeit. Diese andere Geschichte kenne ich, weil Direktor Broberg den Auftrag hatte, die Auflösung der Fabrik abzuwickeln.«
    »Was geschah mit den Beschäftigten?«
    »Die wurden entlassen«, sagte Sara Moberg.
    »Wie groß war die Belegschaft?«
    »Das weiß ich nicht mehr. Die Papiere müssen aber hier noch irgendwo sein. Ich kann sie heraussuchen, wenn Sie wollen.«
    »Das wäre sehr nett. Ich möchte gern die Namen der Betroffenen haben.«
    »Warten Sie bitte einen Moment«, sagte sie.
    Martin Beck wartete. Es dauerte mehrere Minuten, bis sie wieder an den Apparat kam. »Entschuldigung«, sagte sie. »Es ging nicht schneller. Ich wußte nicht mehr genau, wo die Papiere liegen. Soll ich die Namen vorlesen?«
    »Wie viele sind es?« fragte Martin Beck schnell.
    »Achtundzwanzig.«
    »Wurden alle entlassen? War es nicht möglich, sie woanders unterzubringen? In einem der anderen Unternehmen?«
    »Nein, es wurden alle entlassen. Bis auf einen übrigens. Das war ein Vorarbeiter, der dann in der Immobilienfirma Hausmeister wurde. Er hörte aber schon nach einem halben Jahr wieder auf. Er hat wohl einen besseren Job gefunden.«
    Martin Beck hatte inzwischen Papier und Kugelschreiber bereitgelegt. »Okay«, sagte er. »Sind Sie so nett, die Namen vorzulesen?«
    Er schrieb mit, während sie sprach, aber als sie beim neunten Namen angelangt war, hob er den Kugelschreiber und sagte:
    »Stopp. Wiederholen Sie bitte den letzten Namen.«
    »Bertil Svensson, kaufmännischer Angestellter.«
    »Steht noch mehr über ihn da?«
    »Nein, nur das, was ich vorgelesen habe.«
    »Danke, das genügt«, sagte Martin Beck. »Vielen Dank für Ihre Hilfe. Auf Wiedersehen.« Er ging sofort zu Mänsson. »Hier haben wir schon wieder diesen Namen«, sagte er. »Bertil Svensson. Vor zwei Jahren von einem Palmgren-Unternehmen entlassen. Er ist kaufmännischer Angestellter.«
    Mänsson drehte den Zahnstocher mit der Zunge herum. »Nein«, sagte er. »Hilfsarbeiter. Ich habe mit der Personalabteilung von Kockums gesprochen.«
    »Hast du seine Adresse bekommen?« fragte Martin Beck.
    »Ja, er wohnt im Vattenverksvägen.«
    Martin Beck hob fragend die Augenbrauen.
    »In Kirseberg.«
    Martin Beck schüttelte den Kopf.
    »Im Osten.«
    Martin Beck zuckte die Schultern.
    »Ach, ihr Stockholmer«, sagte Mänsson. »Nun ja, da wohnt er jedenfalls. Aber er hat jetzt Urlaub. Er fing im Januar bei Kockums an. Er ist siebenunddreißig Jahre alt. Er scheint geschieden zu sein. Seine Frau…« Mänsson wühlte in seinen Papieren und zog einen Zettel mit einigen hingekritzelten Notizen hervor. »… seine Frau wohnt in Stockholm.
    Der gesetzliche Unterhalt wird jeden Monat von seinem Lohn abgezogen und direkt an seine Frau geschickt. Eva Svensson, Norrtullsgatan 23 in Stockholm.«
    »Hm«, meinte Martin Beck. »Wenn er Urlaub hat, ist er vielleicht nicht in der Stadt.«
    »Wir werden sehen«, entgegnete Mänsson. »Wir sollten aber versuchen, mit der Frau zu sprechen. Glaubst du, daß Kollberg…«
    Martin

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