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Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
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Beck sah auf seine Armbanduhr. Bald halb sechs. Kollberg war vermutlich auf dem Weg nach Hause zu Gun und Bodil. »Ja«, sagte er. »Morgen.«

26
    Lennart Kollbergs Stimme verriet deutlich seine bösen Vorahnungen, als Martin Beck ihn am Freitagvormittag anrief.
    »Sag bloß nicht, daß es schon wieder um diese Palmgren-Geschichte geht«, sagte er.
    Martin Beck räusperte sich. »Tut mir leid, Lennart, aber ich muß dich um Hilfe bitten«, sagte er. »Ich nehme an, daß du eine Menge zu tun hast…«
    »Eine Menge zu tun!« unterbrach ihn Kollberg wütend. »Ich habe eine Menge zu tun und um die Ohren, nur Personal habe ich keins, etwa dich und all die anderen, die eigentlich hier sein sollten. Ich ertrinke in Arbeit. In der Stadt ist es genauso. Nicht einmal Rönn und Melander sind da.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Martin Beck sanft. »Es sind aber einige Dinge passiert, die eine neue Situation geschaffen haben. Du mußt ein paar Erkundigungen einholen über einen Mann, der möglicherweise die Person ist, die Palmgren erschossen hat. Schlimmstenfalls kannst du ja Gunvald bitten…«
    »Larsson! Nicht einmal der Minister würde es schaffen, den zur Mitarbeit an der Palmgren-Affäre zu bewegen, und wenn er auf bloßen Knien vor ihm herumrutschte. Larsson hat die Nase voll.« Kollberg verstummte. Nach einer kurzen Pause sagte er seufzend:
    »Na schön, wer ist denn dieser Mann?«
    »Vermutlich derselbe, den wir vor einer Woche am Haga-Terminal hätten schnappen können, wenn diese Gelegenheit nicht verschlafen worden wäre. Er heißt Bertil Svensson…«
    »So heißen etwa zehntausend Menschen in diesem Land«, unterbrach Kollberg säuerlich.
    »Vermutlich«, sagte Martin Beck freundlich. »Aber über diesen Bertil Svensson wissen wir folgendes: Er hat in einem Palmgren-Unternehmen draußen in Solna gearbeitet, einer ziemlich kleinen feinmechanischen Fabrik, die im Herbst siebenundsechzig stillgelegt wurde. Er hat in einem von Palmgrens Häusern gewohnt, wurde im vergangenen Jahr aber auf die Straße gesetzt. Er ist Mitglied eines Schießklubs und hat bislang eine Waffe benutzt, die - so lassen es jedenfalls die Zeugenaussagen erkennen - sehr wohl mit der Tatwaffe identisch sein kann. Er ist seit dem letzten Herbst geschieden, und seine Frau und seine beiden Kinder wohnen in Stockholm. Er selbst wohnt in Malmö und arbeitet bei Kockums.«
    »Hm«, machte Kollberg.
    »Er heißt Bertil Olof Emanuel Svensson und wurde am 6. Mai 1932 in der Sofia-Gemeinde in Stockhohn geboren.«
    »Warum greift ihr ihn nicht selbst, wo er doch in Malmö wohnt?«
    fragte Kollberg.
    »Das werden wir schon tun, aber zunächst möchten wir etwas mehr über ihn erfahren. Und wir haben uns gedacht, daß du uns diese Informationen besorgst.«
    Kollberg schnaufte resigniert. »Na schön, was soll ich machen?«
    »Im Strafregister ist er nicht verzeichnet, aber erkundige dich, ob er irgendwann einmal festgenommen worden ist. Erkundige dich auch, ob die Sozialbehörden je mit ihm zu tun gehabt haben. Frage bei der Immobilienfirma, warum man ihn auf die Straße gesetzt hat. Und last not least: Sprich mit seiner Frau.«
    »Weißt du, wo sie wohnt, oder soll ich auch das selbst herausfinden? Es wird höchstens ein paar Wochen dauern, bis ich die richtige Frau Svensson gefunden habe.«
    »Sie wohnt Norrtullsgatan 23. Vergiß nicht, sie zu fragen, wann sie ihren Mann zuletzt gesehen hat. Ich weiß nicht, wie ihr Verhältnis zueinander heute ist, aber es ist ja denkbar, daß er sie am vergangenen Donnerstag angerufen oder sogar getroffen hat. Kannst du das so schnell wie möglich erledigen?«
    »Es wird mich einen ganzen Tag kosten«, klagte Kollberg. »Aber ich habe wohl keine Wahl. Ich rufe an, wenn ich fertig bin.«
    Kollberg legte auf und starrte düster auf seinen Schreibtisch, auf dem Mappen, Ordner und Kopien von Berichten in einem wüsten Durcheinander herumlagen. Er seufzte, holte das Telefonverzeichnis und fing an, herumzutelefonieren.
    Ein paar Stunden später stand er auf, zog seine Jacke an, klappte den Notizblock zusammen und steckte ihn in die Tasche. Dann ging er zu seinem Wagen hinunter.
    Während er zur Norrtullsgatan fuhr, dachte er darüber nach, was er mit seinem Herumtelefonieren herausgefunden hatte.
    Bertil Olof Emanuel Svensson ,war vor dem Oktober siebenundsechzig noch nie mit der Polizei in Berührung gekommen. Damals war er wegen Trunkenheit zur Polizeiwache von Bollmora gebracht worden. Man hatte ihn im Eingang des Hauses,

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