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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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ich.«
    »Ich habe ihn heimgeschafft.«
    »Heimgeschafft?«
    »Zu seiner Mutter Hawisa.«
    »Du hast ihn zu ihr in die Hütte geschafft?«, vergewisserte sich Fidelma noch einmal.
    »Wohin hätte ich ihn denn sonst bringen sollen?«, fragte der Krieger verärgert.
    Fidelma entschloss sich, ihm das, was sie aus Hawisas Schilderung wusste, nicht länger vorzuenthalten.
    »Und wenn ich dir jetzt erzähle, dass Hawisa gesagt hat, du hättest den Leichnam unmittelbar zur Abtei gebracht, und dass, als sie hier ankam, der Junge bereits bestattet worden war?«
    Wulfoald sah sie erstaunt an. »Dann kann ich nur feststellen, dass einer von uns dir nicht die Wahrheit gesagt hat«, erwiderte er langsam.
    »Warum sollte die alte Frau gelogen haben?«
    »Warum sollte
ich
gelogen haben?«, gab der Krieger scharf zurück.
    »Der Gründe gäbe es viele.«
    »Frag doch Abt Servillius, wenn du meine Worte anzweifelst.«
    »Abt Servillius? Was hat der damit zu schaffen?«
    »Er war in Hawisas Hütte, als ich ihr den toten Jungen brachte.«
    Jetzt war sie es, die ihn erstaunt ansah. »Was hat
der
denn dort gemacht?«
    »Er hatte Wamba oder Hawisa aufsuchen wollen, um ihnen Auskunft über den Wert einer Münze zu geben, die der Junge gefunden und zur Abtei gebracht hatte. Es muss sich um eine kleine und nicht sehr wertvolle Münze gehandelt haben, die der Junge aber für wertvoll hielt. Gemeinsam haben wir mit Hawisa festgelegt, dass der Junge seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof der Abtei erhalten sollte. Noch am gleichen Abend kamen wir hierher, um ihn zu bestatten. Hawisa blieb unten in der Siedlung bei einem Verwandten.«
    Fidelma stand wie versteinert, sie konnte es nicht fassen, mit welcher Selbstverständlichkeit der Mann die Dinge darlegte.»Ich frage noch einmal«, sagte sie schließlich, »weshalb sollte die alte Frau gelogen haben?«
    Jetzt begehrte Wulfoald ernstlich auf. »Dafür weiß ich keine Erklärung. Aber es gibt eine Möglichkeit, deine Frage zu beantworten.«
    »Nämlich welche?«
    »Sie der Person zu stellen, die sie als Einzige beantworten kann.«
    »Hawisa?«
    »Genau. Wenn meine Männer morgen zu dem Heiligtum aufbrechen, werde ich sie bis zu Hawisas Hütte begleiten. Sie können dann weiterziehen, ich werde jedoch Hawisa zur Rede stellen.«
    »Du hast doch nichts dagegen, wenn ich mitkomme?«
    »Ich habe nichts anderes erwartet. Aber bist du sicher, dass du dort wieder hinaufwillst, nachdem man dich schon einmal oben entführt hat? Hältst du das für klug?«
    »Ob klug oder nicht, ich denke, wir sollten beide die Antwort hören, die Hawisa zu geben hat, da wir beide völlig entgegengesetzte Aussagen über den Tod ihres Jungen haben.«
    »Einverstanden. Du hast recht. Wir treffen uns also hier bei Tagesanbruch.«
    »In Ordnung. Da wäre nur noch eins, Wulfoald.«
    »Wirklich nur noch eins?« Er lächelte schwach.
    »Ist dir irgendetwas Verdächtiges aufgefallen, als du Wamba tot aufgefunden hast?«
    »Etwas Verdächtiges?« Er blickte sie forschend an, trat einen Schritt näher und versuchte, in ihrem Gesicht zu lesen. »Was willst du damit sagen?«
    »Es heißt, Wamba habe irgendwie danebengetreten, den Halt verloren, sei hinabgestürzt und habe sich das Genick gebrochen.«
    »Was sonst hätte passiert sein sollen?«
    »Ja, was sonst?«, wiederholte sie leise, ließ die Frage aber unbeantwortet.
    »Ich weiß nicht, was dir im Kopf herumgeht. Was ich weiß, habe ich dir gesagt. Morgen werden wir versuchen herauszufinden, warum man dir eine Geschichte aufgetischt hat, die völlig im Gegensatz zu dem steht, was sich wirklich zutrug.«
    Er drehte sich um und ging raschen Schritts auf die Tore der Abtei zu. Ein Schatten löste sich – sie erkannte Bruder Bladulf –, ein Torflügel schwang auf, und Wulfoald passierte. Fidelma stand noch einen Augenblick da und schaute ihm nachdenklich hinterher. Dann kehrte sie kurz entschlossen zu den Räumen des Abtes zurück, vor denen Bruder Wulfila, der Verwalter, Wache hielt.
    »Ich wünsche den Abt zu sprechen«, erklärte sie ihm.
    »Er hat sich zur Nacht zurückgezogen und ausdrücklich verlangt, nicht gestört zu werden. Es wundert mich, dass du nach all den Strapazen immer noch auf bist, Prinzessin.«
    »Der Abt steht sicherlich früh auf, oder?«
    »Im Allgemeinen ja.«
    »Dann muss es bis morgen warten.«
    Der Verwalter neigte den Kopf. »
Vade in pace

    Draußen warf Fidelma einen raschen Blick nach oben zu den Fenstern des
scriptorium
. Ein Licht flackerte

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