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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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sie bestimmt war. Zwar zog die Morgendämmerung herauf, doch es war noch zu dunkel, um die Berge klar zu sehen. Auch von der Feuersbrunst, von der Bruder Wulfila gesprochen hatte, sah sie nichts. Sie schaute sich um, aber Bruder Eolann war nirgends zu entdecken.
    »Bruder Eolann wird uns begleiten«, sagte sie unumwunden, »wir brauchen also noch ein Pferd.«
    Wulfoald war verdutzt. »Warum soll der
scriptor
mitkommen?«
    »Weil er mein Zeuge ist bei dem, was die Alte gesagt hat, und das klang so völlig anders als das, was du mir erzählt hast.«
    Der Krieger biss sich auf die Lippen. »Das hält uns jetzt unnütz auf. Bruder Bladulf und seine Mitstreiter sind schon auf dem Aufstieg zum Heiligtum, und zwei meiner Männer geben ihnen Begleitschutz.«
    Noch ehe sie antworten konnte, kam Bruder Wulfila in aller Eile und äußerst erregt über den Hof.
    »Wo ist Bruder Eolann?«, fragte ihn Fidelma und ließ ihn kaum Luft holen.
    »Schwester … äh, edle Dame, am besten du kommst gleich mit. Er ist im
scriptorium

    »Ja, und? Was ist mit ihm?«, herrschte sie ihn an.
    Der Verwalter schüttelte jedoch nur den Kopf und winkte ihr, ihm zu folgen.
    Sie murmelte zu Wulfoald eine Entschuldigung und lief dem Verwalter durch den Kreuzgang zur Treppe hinterher, die im Turm zur Bibliothek führte. Bruder Eolann saß auf einem Stuhl, Bruder Hnikar stand mit einem feuchten Tuch in der Hand über ihn gebeugt und betupfte eine Wunde an der Stirn. Der junge Mönch sah sehr blass aus, seine Kutte war blutbeschmiert.
    »Was ist denn mit dir passiert?«, fragte Fidelma erschrocken.
    Bruder Hnikar antwortete als Erster: »Wahrscheinlich ein Sturz von der Treppe, und dann ist er ohnmächtig geworden.«
    »War dem so?«, vergewisserte sie sich bei dem Bibliothekar, der nickte und zuckte vor Schmerz zusammen.
    »Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht, Lady«, sagte er und verfiel in die ihnen gemeinsame keltische Sprache. »Ich habe bis spät in die Nacht gearbeitet. Als ich fertig war, habe ich die Lampe gelöscht, ich bin es gewohnt, mich im Zwielicht zurechtzufinden. Ich muss dann gestolpert sein und mir die Stirn aufgeschlagen haben.« Er hob den Kopf, und sie sah die Bescherung – Abschürfungen und eine Schwellung.
    Zu Bruder Hnikars Missvergnügen betrachtete sich Fidelma die Wunde sehr eingehend. »Und du
glaubst,
du bist gestolpert?«, fragte sie betont.
    »Sicher war es so. Aber ich bin noch etwas wirr im Kopf. Daran erinnern kann ich mich nicht so richtig.«
    Jetzt mischte sich Bruder Wulfila ein. »Als du mich geschickt hast, den
scriptor
zu suchen, habe ich erst in seine Zelle geschaut, bin dann in die Schreibwerkstatt gegangen und fand ihn halb bewusstlos in einer Blutlache auf dem Boden. Ich habe sofort unseren Apotheker holen lassen und bin zu dir geeilt.«
    »Ich bin erst zu mir gekommen, als mir Bruder Wulfila mit einem nassen Lappen den Kopf betupfte«, bestätigte der junge Mönch. »Er hat mich auf den Stuhl gesetzt und ging, den Apotheker zu holen.«
    Fast vorwurfsvoll wandte sich Bruder Hnikar an Fidelma. »Weitere Fragen kann ich nicht zulassen. Sobald ich die Salbe aufgetragen und die Wunde verbunden habe, muss sich der
scriptor
unbedingt hinlegen.«
    Bruder Eolann schaute sie unglücklich an. »Es tut mir sehr leid, Lady. Bruder Hnikar wird mir nicht erlauben, dich heute früh zu begleiten, um Hawisa aufzusuchen.«
    »Ist schon klar«, erwiderte Fidelma vergrätzt. Ohne jemand, dem sie vertrauen konnte, dass er ihr Hawisas Worte genau übersetzte, war es völlig unsinnig, sich zu der Alten zu begeben.
    »Pass gut auf dich auf«, sagte sie in ihrer Sprache. »Ich werde schon einen anderen Dolmetscher finden.«
    Sofort wurde sie aufgebracht von Bruder Hnikar zurechtgewiesen. »Die Regel in dieser Abtei, Schwester Fidelma, ist, dass alle Gespräche in der allen gemeinsamen Sprache geführt werden – und das ist Latein. Wir, die wir unter Gottes besonderem Schutz stehen, verbergen nichts vor Ihm und sollten daher auch voreinander nichts verbergen.«
    Fidelma neigte den Kopf, mehr um nicht ihre Verärgerung zu zeigen, als anzudeuten, dass sie sich ihm unterordnete.
    »Schwester Fidelma hat mir nur rasche Genesung gewünscht«, beeilte sich Bruder Eolann auf Latein zu erklären.
    »Ja, die wünsche ich dir von Herzen«, fügte sie auf Latein hinzu.
    »Es tut mir sehr leid, Schwester Fidelma«, brachte Bruder Eolann zögernd heraus. »Es tut mir
wirklich alles
sehr leid.«
    Im Hinausgehen runzelte sie nachdenklich die

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