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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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entsprechenden Preis böte, er würde den Jungen an ihn verkaufen. Eine Leiche aber bringt kein Lösegeld.«
    »Es könnte doch sein, dass der Junge auf Vars gefangen gehalten wird, und Freifrau Gunora wurde bei ihrem Versuch, seine Entführung zu verhindern, getötet.« Der Abt blieb hartnäckig.
    »Die eigentliche Frage ist doch aber, was Freifrau Gunora mit dem Jungen oben auf dem Berg suchte?«, gab Fidelma zu bedenken. »Du hast gesagt, sie hätte die Abtei verlassen, weil sie glaubte, auf der Burg von Seigneur Radoald besserenSchutz für sich und den Jungen zu finden. Warum hat sie dann die entgegengesetzte Richtung eingeschlagen und ist den Berg hinaufgestiegen?«
    Der Abt und der Ehrwürdige Ionas tauschten einen nervösen Blick, ehe Abt Servillius das Wort ergriff. »Es war, wie ich gesagt habe. Freifrau Gunora wurde von Unruhe erfasst, als Bischof Britmund hier auftauchte und sah, dass sie und der junge Prinz sich bei uns aufhielten. Sie erklärte, sich bei uns nicht sicher zu fühlen und lieber fortzuwollen. Sie bat darum, darüber Schweigen zu bewahren, und verließ noch vor Tagesanbruch mit dem Prinzen die Abtei.«
    Bruder Wulfila machte mit einem Hüsteln auf sich aufmerksam. »Selbst mir, als dem Verwalter der Abtei, hat man kein Wort gesagt. Ganz bestimmt hätte ich ihr von ihrem Vorhaben abgeraten. In der Dunkelheit loszuziehen, war eine Torheit.«
    »Ich entsinne mich, dass du nach ihr gesucht hast«, bestätigte Fidelma. »Und sie hat keinem sonst gesagt, dass sie gehen würde?«
    »Mir schon«, gab der Abt zu. »Ich vertraute mein Wissen dem Ehrwürdigen Ionas an und natürlich auch Bruder Bladulf, dem Torhüter, denn er musste ja ihr Pferd holen und das Tor öffnen. Aber ich schwor ihn auf Geheimhaltung ein und versprach ihm jede Absolution, falls er sich in eine Lüge verstricken müsste, um die Abmachung zu wahren. Folglich gab es nur uns drei, die wussten, dass Freifrau Gunora und der Junge die Abtei verließen.«
    »Bruder Bladulf musste das Pferd für sie satteln, sagst du. Heißt das, Freifrau Gunora und der Junge ritten auf nur einem Pferd los?«
    »Auf nur einem Pferd, ja«, bestätigte der Abt. »Der Junge saß hinter ihr.«
    Fidelma überlegte. »Fakt bleibt, dass ihr Leichnam in völlig entgegengesetzter Richtung gefunden wurde. Wenn sie und der Junge im Widerspruch zu ihrem angeblichen Ziel, der Zuflucht bei Seigneur Radoald, über den Pénas wollten, käme da noch ein anderer Ort in Frage, der ihr vorgeschwebt haben könnte?«
    »Nicht, dass ich wüsste.« Der Abt unterstrich seine Antwort mit einem vehementen Kopfschütteln.
    »Ich glaube, wir haben allen Grund zu handeln«, versuchte der Ehrwürdige Ionas das Gespräch auf praktische Überlegungen zu lenken. »Du sagst, ihr hättet den Leichnam in eine der Höhlen hinter dem Heiligtum des Columbanus geschafft. Wir müssen also ein paar Brüder losschicken, die Leiche zu bergen. Es geht nicht an, dass Freifrau Gunora unbestattet auf dem Berg dort oben liegt. Auch sollten wir Seigneur Radoald in Kenntnis setzen.«
    »Wulfoald und seine Männer haben uns hierher begleitet«, sagte Fidelma. »Er wollte über Nacht in der Siedlung bleiben. Er würde sicher für Geleitschutz sorgen, wenn die Brüder sich aufmachen, den Leichnam der Freifrau zu bergen.«
    »Geleitschutz?« Der Abt schien entsetzt. »Glaubst du etwa, Grasulf könnte über die Brüder herfallen?«
    »Möglich wäre es.«
    »Heute können wir nur noch wenig bewerkstelligen«, befand der Ehrwürdige Ionas. »Wenn ich etwas vorschlagen darf, Vater Abt, so sollten wir Schwester Fidelma und unseren guten
scriptor
entlassen, damit sie sich frisch machen und ihr abendliches Bad nehmen können, wie es in Hibernia üblich ist. Ein wenig Ruhe danach täte ihnen gut, und dann können sie mit uns gemeinsam zu Abend essen.« Er machte eine Pause und vergewisserte sich mit einem raschen Blick bei Fidelma. »Wir werden Wulfoald bitten dazuzukommenund ihm dabei unser Anliegen vortragen, Bruder Bladulf und einigen Brüdern Geleitschutz zu geben, um den Leichnam heimzuholen.«
    Fidelma zögerte. »Wulfoald weiß nicht, dass wir die Leiche gefunden haben.«
    »Warum, um Himmels willen, nicht?«, fragte der Ehrwürdige Ionas erstaunt.
    Rasches Überlegen war geboten, denn noch wollte Fidelma nichts von ihren Verdachtsmomenten in Bezug auf Wulfoald kundtun. »Bei unseren Abenteuern auf der Flucht von Grasulfs Festung kam eine solche Frage gar nicht auf«, erwiderte sie ausweichend. »Meine

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