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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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sehr alt aus. Wo hast du das gefunden?«
    »Oh, jemand hat es mir gegeben«, sagte sie leichthin und verschwieg die wahre Herkunft. »Du bist ganz sicher, dass die Münze aus Gallien stammt, nicht von irgendwo aus dieser Gegend?«
    »Sieh mal den Wagenlenker darauf und die Rosse mit den Sternen darüber.« Der betagte Gelehrte hielt die Münze ans Licht seiner Lampe. »Und dann die Buchstaben auf der Bildseite. Das ist eine Goldmünze des Volks der Tektosagen in Gallien. Ihr Hauptort war Tolosa.«
    Fidelma gab nicht zu erkennen, dass Tolosa ihr etwassagte. Sie wollte sich bereits verabschieden, als ihr noch eine Idee kam.
    »Du lebst hier doch bereits seit vielen Jahren, Ehrwürdiger Ionas.« Es war mehr eine Frage als eine Feststellung.
    »Ich kam wenige Jahre nach dem Dahinscheiden unseres hochverehrten Columbanus hierher und habe mit denen zu tun gehabt, die ihn noch kannten. Damals nahm ich gleich meine Lebensbeschreibung unseres Gründervaters in Angriff. Später bin ich durch viele Gebiete der Christenheit gewandert, war selbst bei den Franken unterwegs und gelangte schließlich nach Rom. Aus der Zeit stammt mein Wissen über die Münzen der Gallier, und deshalb kann ich auch diese hier zuordnen.«
    »Bruder Eolann hat mir erzählt, dass du dich darin auskennst.«
    »Er ist ein tüchtiger
scriptor

    »Weißt du mehr über ihn?«
    Die Frage erstaunte den Alten. »Ich dächte, er kommt aus eben dem Teil der Welt, aus dem auch du kommst.«
    »Ja, das schon«, beeilte sich Fidelma zu bestätigen. »Ich meine, seit er hier in der Abtei ist.«
    »Ah so, er ist erst seit zwei oder drei Jahren hier. Soviel ich weiß, war er zuerst im Kloster St. Gallen, das auch von einem Wandermönch aus Hibernia gegründet wurde; Gallus nennt ihr ihn wohl. Dann hat er die gewaltigen Berge überstiegen und einige Zeit in Mailand verbracht. Damals herrschte dort Perctarit, der später gestürzt und ins Exil getrieben wurde. Bruder Eolann hat sich dann hierher begeben, weil er Frieden und Einsamkeit suchte. Wir erkannten bald sein Talent als Schreiber, und so ergab es sich, dass er zum
scriptor
der Abtei aufstieg.«
    »Er war sehr betroffen, weil einige der ihm anvertrautenHandschriften mutwillig beschädigt worden waren. Etliche Seiten fehlten, waren einfach herausgeschnitten worden.«
    »Das höre ich zum ersten Mal. Mir hat niemand etwas davon gesagt, und dabei benutze ich die Bibliothek täglich.«
    »Ich verstehe.« Sie machte ein nachdenkliches Gesicht.
    »Es ist wahrlich ein Verbrechen, Bücher zu beschädigen oder zu vernichten«, fuhr er fort.
    »Es betraf Werke des Livius und Plinius. Bruder Eolann und ich haben herausgefunden, was auf den im Livius fehlenden Seiten stand. Das war ein Bericht über den römischen Prokonsul Caepio, dessen Legionen von den Galliern vernichtend geschlagen wurden.«
    Das Interesse des Ehrwürdigen Ionas war geweckt.
    »Caepio? Ja, richtig, in den Tagen des alten Imperiums war er Prokonsul und Statthalter der ganzen Gegend hier. Er war der Urgroßvater von Marcus Brutus, einem der Mörder des Feldherrn Julius Caesar.«
    »Der Name Julius Caesar sagt mir etwas. Aber die Geschichte muss sich in weit zurückliegenden Zeiten zugetragen haben. Ich hatte den Eindruck, dass Caepio unmittelbarer mit der Provinz hier verbunden war … hängt sein Name mit irgendeiner Hinterlassenschaft zusammen?«
    »Caepio?« Der alte Gelehrte schüttelte den Kopf. »Nein, der hat lange vor Julius Caesar gelebt – viele, viele Jahre sogar vor der Geburt Christi. Caepio und sein Erbe wurden im ganzen römischen Reich geschmäht. Die Ansicht besteht fort, er habe keine Würdigung seines Lebens verdient, und das aus gutem Grund. Seine Überheblichkeit war daran schuld, dass zwei römische Heere vernichtet wurden; Zehntausende Soldaten kamen um, doch er rettete seine Haut. Ihm wurde der Prozess vor dem römischen Senat gemacht,er wurde für schuldig befunden, seine Legionen leichtfertig aufs Spiel gesetzt und große Mengen Geldes unterschlagen zu haben. Da er ein Patrizier war, wurde ihm das Bürgerrecht aberkannt, und er musste außer Landes gehen. Niemand durfte ihm gestatten, sich an einem Feuer zu wärmen, oder ihm Wasser reichen, und das im Umkreis des Senatsgebäudes von achthundert römischen Meilen. Ihm wurde eine Strafe von fünfzehntausend Goldtalenten auferlegt. Von der Urteilsverkündung an war ihm nicht erlaubt, mit Freunden oder Familienangehörigen zu sprechen. Die Geschichte weiß noch zu berichten, dass es

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