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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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des Ehrwürdigen Ionas gefunden hatten, kam ihnen der Gelehrte auf eben dem Gang entgegen, als ob er gerade zur Werkstatt der Kopisten wollte. Sobald er erfuhr, wen sie suchten, machte er ein besorgtes Gesicht.
    »Ich bin selbst auf der Suche nach Bruder Eolann. Kurz nachdem Abt Servillius zurückgekehrt war, bin ich ihm begegnet. Er sagte mir, er gehe zum Abt zur Beichte, seither aber ist er nicht mehr im
scriptorium
gewesen. Er soll heute früh bös gestürzt sein, vielleicht hat er den Schreck noch nicht überwunden.«
    Der Ehrwürdige Ionas beschrieb ihnen, wie sie zu Bruder Eolanns Zelle gelangen könnten, doch auch dort hatten sie kein Glück. Der Bibliothekar schien ein sehr asketisches Leben zu führen, denn in dem kleinen Raum befand sich nichts, was man als persönliche Gegenstände hätte bezeichnen können; da waren nur ein Paar Sandalen, einige Kleidungsstücke und wenige Sachen zur Körperpflege. Nicht ein Buch war vorhanden, auch kein Satz Schreibutensilien, wie man bei einem
scriptor
hätte erwarten können.
    Resigniert blickte Fidelma ihren Begleiter an. »Solange wir nicht herausfinden, wo sich Bruder Eolann aufhält, sind uns die Hände gebunden.«
    »Dem ist wohl so, aber irgendwie ist das alles beunruhigend. Leider kann ich mich hier nicht länger aufhalten, ich bin für die Belange im Tal und die Sicherheit dort zuständig. Ich muss zu Radoalds Festung zurück und die Lage mit ihm besprechen.«
    »Siehst du ernsthaft die Gefahr eines Kriegszugs?«
    »Davon müssen wir ausgehen. Und sicher ist auch, dass Grasulf von Vars mit dabei sein wird. Er wird auf der Seite mitmachen, die ihn am besten bezahlt. Deswegen war jaSuidur bei ihm, er wollte herausbekommen, was Perctarit zu zahlen gewillt ist.«
    Sie gingen zum Innenhof zurück, und Wulfoald ließ sich sein Pferd bringen.
    Fidelma wusste nicht recht, was sie jetzt tun sollte, entschied sich dann aber, ein Bad nach ihrem langen Ausritt zu nehmen. Danach zog sie sich in ihre Kammer zurück, legte sich hin und schlief ein. Es wurde schon dunkel, als sie wieder die Augen öffnete. Das ungute Gefühl war nicht gewichen. Ihr Gespräch mit dem Abt duldete keinen Aufschub, sie musste ihn nach seinem Besuch bei Hawisa befragen. Sie ging hinunter in die Eingangshalle und traf dort Bruder Wulfila, der ihr mitteilte, der Abt sei weiterhin nicht zu sprechen. Er hätte angewiesen, vor dem Läuten zur Abendmahlzeit dürfe ihn niemand stören.
    Als sie sich nach Bruder Eolann erkundigte, erklärte ihr der Verwalter, er habe ihn seit Mittag nicht mehr gesehen. Auch von Schwester Gisa habe man nichts Neues erfahren, doch Bruder Faro sei zurückgekehrt. Allerdings habe er darauf bestanden, die Abtei sofort zu verlassen, als er hörte, Schwester Gisa sei nicht da. Er wollte nach dem Verbleib der Schwester forschen. Der Verwalter war empört, dass sich keiner mehr an die Regeln der Abtei hielt.
    Es ärgerte Fidelma, so nutzlos die Zeit verstreichen lassen zu müssen. Wenigstens den Ehrwürdigen Ionas könnte sie noch einmal aufsuchen. Vielleicht konnte er mit seinem umfangreichen Wissen Dinge erhellen, die sie beschäftigten. Sie fand ihn auch wirklich in seiner Studierstube. Kaum hatte sie angeklopft, bat sie der Gelehrte einzutreten. Er saß an seinem Pult, hatte eine Handschrift vor sich aufgeschlagen und hielt einen Federkiel in der Hand.
    »Darf ich dich einen Augenblick stören, Ehrwürdiger Ionas?«
    Der alte Geistliche rückte von seinem Pult ab, runzelte die Stirn und legte den Federkiel beiseite. »Falls du immer noch nach Bruder Eolann suchst: Bislang ist er nicht gesichtet worden. Das ist recht fatal.«
    »Genau das Gleiche habe ich eben von Bruder Wulfila gehört«, erwiderte sie, trat ein und schloss die Tür hinter sich. »Ich komme wegen einer anderen Sache, in der ich dich um Rat bitten möchte.«
    »Gern, wenn ich dir in irgendeiner Weise helfen kann, Schwester Fidelma.«
    »Ich habe gehört, dass du einiges über Münzen weißt.«
    »Ein bisschen schon. Beim Studium der Geschichte erweisen sich Münzen mitunter als hilfreich.«
    »Kannst du mir sagen, was das hier für eine ist?« Sie hatte die Goldmünze aus ihrem
ciorr bholg,
dem Kammbeutel, genommen, ihm in die Hand gelegt und sich dann neben dem Pult auf einen Schemel gesetzt.
    Kurzsichtig wie er war, blickte der Ehrwürdige Ionas angestrengt auf die Münze, drehte sie in seinen abgemagerten Händen hin und her und nickte dann bedächtig. »Ein Goldstück aus dem alten Gallien. Es sieht wirklich

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