Und die Hölle folgte ihm nach
ihn.
»Worum geht es?«, drang der Ehrwürdige Ionas in ihn und befahl Bruder Wulfila, der dem Gärtner gefolgt war: »Geh hinaus auf den Hof und sorge dafür, dass die Brüder ihr Wehklagen einstellen.«
Fidelma betrachtete den schluchzenden Mann mit Widerwillen und versuchte dann, ihn aufzurütteln. Das tat sie immer noch in der Sprache ihrer gemeinsamen Heimat. »Nimm dich zusammen, ich sage es ein letztes Mal. Die Regel des Benedikt, die hier gilt, sieht für diejenigen, die sie nicht befolgen, Strafen vor, wenn du nicht auf der Stelle sprichst.«
Bruder Lonán schreckte zurück und sah sie entsetzt an.
»Besinn dich also«, fuhr sie fort. »Denke daran, wo du bist. Sprich in der Sprache deiner Klostergemeinschaft und berichte, was geschehen ist.«
Er schluckte nervös. »Ich … ich war im
herbarium
«, begann er.
»Es ist bereits dunkel«, unterbrach ihn Magister Ado. »Was hattest du um diese Stunde dort zu suchen?«
»An warmen Sommerabenden gehe ich immer ein wenig im Garten umher. Der Duft der Kräuter und Blumen, die abendliche Stimmung … die haben es mir angetan.«
Magister Ado wehrte verächtlich ab. »Es geht uns hier nicht um persönliche Vorlieben, Bruder Lonán, sondern …«
»Es scheint mir sinnvoller zu erfahren, was ihn in einen solchen Zustand versetzt hat, als ihn zu belehren, was richtig oder unrichtig ist«, mischte sich der Ehrwürdige Ionas tadelnd ein.
Der Gärtner fühlte sich ermutigt und redete weiter. »Der Mond steht rund am Himmel und scheint schon hell. Ich ging den Weg bei den Olivenbäumen entlang, als ich etwas knurren hörte – das Knurren eines Wolfes.«
»Wölfe kommen öfter hier ins Tal, wenn sie auf Futtersuche sind«, stellte Magister Ado fest. »Das ist nichts Ungewöhnliches und noch lange kein Grund, sich zu fürchten und wie ein verängstigtes Kind herumzujammern.«
»In der Nacht herumstreifende Wölfe ängstigen mich nicht, Ehrenwerter Ado«, verteidigte sich Bruder Lonán. »Ich weiß, wie ich mich zu verhalten habe, wenn ich ihnen begegne. Ich habe mit Steinen geworfen und wunderte mich, dass sich das Tier nicht wie sonst verzog. Es schien mich herausfordern zu wollen. Ich zielte mit ein paar größeren Steinen nach ihm und schrie es an, erst dann trollte es sich.«
»Und weiter?«, half Fidelma ein, da Bruder Lonán schwieg.
»Der Wolf hatte sich zwischen den Bäumen zu schaffen gemacht. Ich ging näher. Es war dunkel, und alles lag im Schatten. Doch plötzlich kam der Mond hervor, und sein Licht fiel zwischen die Zweige und beleuchtete die Stelle, wo der Wolf gegraben hatte. Aus der Erde lugte etwas Blasses und Weißes hervor und starrte mich an … Gott stehe mir bei!«
Zutiefst erschrocken rang Magister Ado nach Atem.
»Sag schon, was war es?«, drängte ihn Fidelma.
»Es war das Gesicht von Bruder Eolann.«
Ein wenig später begaben sie sich gemeinsam in den Kräutergarten – es war eine größere Gruppe: der Ehrwürdige Ionas, Magister Ado, Fidelma, Bruder Hnikar, Bruder Wulfila und Bruder Faro, letztere trugen Lampen und Spaten.Allen voran ging Bruder Lonán. Er führte sie an das hintere Ende des Gartens zu einer Gruppe von Olivenbäumen. Dort blieb der Gärtner stehen und hielt sich zurück, während die anderen der Stelle zustrebten, auf die er wies. Durch die Wühlerei des Wolfes war die Leiche zum Teil freigelegt. Der Lampenschein der Männer tanzte auf dem bleichen Gesicht des Bibliothekars.
Der Apotheker beugte sich nieder und untersuchte den Kopf.
»Lange ist er hier noch nicht vergraben. Auch ist die Erde nicht tief ausgehoben, man hat sich des Toten offensichtlich in aller Eile entledigen wollen. Kein Wunder, dass der Wolf ihn ausbuddeln konnte. Aus dem Zustand der Leiche würde ich schließen, dass Bruder Eolann wie der Abt bereits eine Weile tot ist.«
»Hast du schon eine Vorstellung, wie er zu Tode gekommen ist?«, fragte Fidelma.
Bruder Hnikar stand auf, und im flackernden Lampenschein gewann sie den flüchtigen Eindruck, dass er höhnisch grinste.
»Jedenfalls nicht als Folge der Verletzung von heute früh«, sagte er. »Ich muss den Leichnam erst gründlicher untersuchen. Bruder Wulfila und Bruder Lonán, grabt ihn aus und schafft ihn zu mir in die Apotheke.« Er wandte sich an den Ehrwürdigen Ionas und Magister Ado. »Wir müssen hier nicht länger herumstehen. Wir sollten in die Apotheke gehen und dort warten, bis sie den Toten bringen. Dort werde ich dann feststellen, ob der Satan durch die Abtei schleicht
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