Und die Hölle folgte ihm nach
und für welche Todesart er eine Vorliebe hat.« Die letzten bissigen Worte galten dem immer noch zitternden Bruder Lonán.
Lange mussten sie in der nach Heilkräutern und Mixturen duftenden Apotheke nicht warten. Bruder Hnikar mochtekein liebenswerter Mensch sein, aber er war ein sachkundiger Apotheker und Arzt. Schon bald stellte er fest: »Er ist an der Wunde da unter dem Herzen gestorben. Man hat sie ihm mit einer Waffe mit breiter Klinge beigebracht, könnte ein Schwert, so etwas wie ein
gladius
gewesen sein.«
»Ein
gladius
?«, wiederholte Fidelma.
»Das ist eine kurze Hieb- und Stichwaffe, wie sie die römischen Legionen benutzt haben«, erklärte er. »Einige unserer Krieger schwören auch noch heute auf sie. Wulfoald zum Beispiel hat so eine.«
»Heißt das, dass es eine allgemein übliche Waffe ist?«
»So üblich heute wiederum nicht.« Es war Magister Ado, der ihr antwortete. »Ich glaube, Krieger zu Pferde bevorzugen lange, den Gegner aufschlitzende Schwerter. Die kurzen Schwerter bewähren sich im Nahkampf, aber wenn der Angreifer eine Lanze oder ein langes Schwert hat, ist man mit einem
gladius
im Nachteil.«
»Du kannst nicht sagen, ob man ihn heute Morgen oder heute Abend umgebracht hat?«, fragte Fidelma den Apotheker.
Er lachte herausfordernd. »Wenn ein Arzt eines Tages in der Lage sein sollte, über den genauen Zeitpunkt Auskunft zu geben, wann jemand starb, dann wird es auch ein Leichtes sein, alle Morde aufzuklären. Dann brauchen wir als Anhaltspunkt nur noch, wann der Betreffende starb, und schnappen uns einfach den, der da gerade bei ihm oder in seiner Nähe war. Doch das ist eine Wunschvorstellung. Als du in die Abtei zurückkehrtest, hatte ich ihn noch kurz zuvor gesehen«, lenkte er ein. »Ich hatte dir das auch gesagt.«
»Demnach muss er bald danach ermordet worden sein«, sagte Fidelma.
Bruder Hnikar zuckte mit den Achseln. »Eingebuddelt hatman ihn erst nach Einbruch der Dunkelheit, so viel kann ich sagen, denn die Erde haftet noch nicht an seiner Kleidung oder Haut.«
»Dann muss er noch in der Abtei gewesen sein, als ich nach ihm suchte«, meinte der Ehrwürdige Ionas. »Aber wo mag er gesteckt haben?«
»Oder versteckt worden sein«, ergänzte Fidelma. Sie hatte eine Weile geschwiegen, weil ihr ein Gedanke keine Ruhe gelassen hatte. Und plötzlich stellte sie Magister Ado die Frage: »War es Bruder Eolanns Vorschlag, dass du dich auf die Reise nach Tolosa begabst, um wegen dieses Buches zu verhandeln … wie hieß es doch? …
Das Leben des heiligen Märtyrers Saturnin
.«
Magister Ado staunte über ihr gutes Gedächtnis. »Ja. Wieso?«
»Hättest du dich auch von allein auf den Weg gemacht?«
»Sicher nicht. Der
scriptor
bestand darauf, dass wir den Band in unserer Bibliothek haben müssten, es würde dem Ruf unserer Abtei als großem Zentrum der Gelehrsamkeit äußerst dienlich sein. Und da ich schon zuvor in Tolosa gewesen war, hatte ich das Gefühl, dass ich die am ehesten geeignete Person wäre, die Sache in die Hand zu nehmen. Aber inwiefern tangiert das den Mord am Abt? Was sollten die beiden Todesfälle miteinander zu tun haben?«
»Es handelt sich um sechs Tote«, korrigierte Fidelma ihn behutsam.
»Wie bitte?« Magister Ado war schockiert.
»Sechs Tote«, wiederholte sie, »plus ein Anschlag auf dein Leben und die Verwundung von Bruder Faro. Alle Vorfälle haben miteinander zu tun. Wir können nur hoffen, dass es nicht noch mehr Tote gibt.«
Bruder Wulfila drängte sie zu den vordringlichen Aufgaben.»Ich muss euch daran erinnern, dass es in unserer Abtei Brauch ist, einen Toten zur Mitternacht zu bestatten. Wir müssen Abt Servillius, Hawisa und Bruder Eolann zur letzten Ruhe betten.«
»Richtig«, stimmte ihm der Ehrwürdige Ionas zu. »Falls es keine wesentlichen Einwände gibt, sollten wir unsere Betrachtungen auf später verschieben und Vorbereitungen für die Bestattung unserer Toten treffen.« Er blickte, Einverständnis heischend, zu Magister Ado, und der neigte den Kopf.
»Ich pflichte dir bei, Ehrwürdiger Ionas. Du bist der Älteste hier. Die Bruderschaft wird uns auffordern, einen neuen Abt und Bischof zu wählen, wie es der Brauch verlangt. Lass mich bei dieser Gelegenheit klarstellen, dass ich dich nominieren werde.«
Wohl fühlte sich der Ehrwürdige Ionas bei dieser Eröffnung nicht. »Ich danke dir für das Vertrauen, das du in mich setzt, Magister, doch die Wahl muss den Brüdern überlassen bleiben. Wie auch immer, zunächst gilt
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