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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach
Autoren: P Tremayne
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es, die Toten zu bestatten. Es ist fürwahr ein schrecklicher Tag für die Abtei.«
    Sie gingen zurück über den Hof, auf dem die Fackeln brannten. Fidelma sah deutlich, dass es in dem Ehrwürdigen Ionas arbeitete. Ganz offensichtlich wollte er ihr eine Frage stellen. Als sich die Gruppe auflöste, blieb sie abwartend stehen. Auch er hielt inne und drehte sich zu ihr um.
    »Du sagst, es hätte sechs Morde gegeben. Ich zähle nur drei, und die sind schon schlimm genug. Wer sind die anderen?«
    »Ich zähle Wamba dazu.«
    »Wegen der Münze? Wer noch?«
    »Hawisa, seine Mutter. Das Feuer wurde mit Vorsatz gelegt.«
    »Und der dritte? Ah, Bruder Ruadán. Bruder Ruadán istaber an den Verletzungen gestorben, die ihm empörte Anhänger des Arius beigebracht hatten. Er starb über eine Woche später in seinem Bett – du hast ihn ja gesehen.«
    Fidelma schüttelte langsam den Kopf. »Man hat ihn in seinem Bett erstickt, und zwar hat es derselbe getan, der die anderen Morde verübt hat.«
    »Aber warum?«
    Sie lächelte gequält. »
Cui bono?
«
    »Ich verstehe nicht.«
    »War das nicht die Frage, die Cicero einem römischen Richter stellte?
Wem nützt es
? Wenn wir herausfinden, wer von all den Morden profitiert, dann wissen wir auch, wer der Mörder ist.«
    Gedankenversunken saß Fidelma in ihrer Kammer. Was für eine Närrin war sie doch gewesen! Oder war es vielleicht noch immer. Warum reiste sie nicht einfach zurück nach Genua und fand ein Schiff nach Massilia, bevor in dem Tal ein Krieg tobte, der unweigerlich bevorstand? Mit den Ambitionen des ins Exil getriebenen Königs Perctarit oder denen von Grimoald hatte sie nicht das Geringste zu tun. Was aus denen wurde, interessierte sie überhaupt nicht. Sie sehnte sich danach, wieder daheim zu sein, unter Menschen ihres Landes. Sie war nur hierhergekommen, um ihren alten Lehrer, Bruder Ruadán, zu sehen, und als sie jetzt an ihn dachte, wusste sie, warum sie blieb. Sie schuldete es ihm, seinen Mörder ausfindig zu machen.
    Und Bruder Eolann? Wie hieß doch das Sprichwort?
Superbum sequitur humilitas
– Hochmut kommt vor dem Fall. Nur durch ihren Hochmut und Stolz war sie auf die falsche Fährte nach dem
Aurum Tolosanumnum
geraten – Narretei das Ganze! Sie gab einen Stoßseufzer von sich und fragte sich ein weiteres Mal, ob es nicht dumm war, länger hierzubleiben,ob es nicht Hochmut und Eitelkeit waren, die sie glauben machten, sie könne das Rätsel lösen. Hatte Paulus nicht die Philipper ermahnt, nie etwas aus Eigenliebe oder Eitelkeit zu tun, sondern stets Bescheidenheit an den Tag zu legen?
    Bescheidenheit. Was hatte sie tatsächlich an Fakten an der Hand? Bruder Ruadán hatte dem kleinen Wamba zwei alte Münzen gegeben. Aus welchem Beweggrund? Der Junge hatte eine davon zur Abtei gebracht und war am nächsten Tag tot, angeblich von einer Felswand gestürzt. Kurz darauf wurde Bruder Ruadán zusammengeschlagen vor den Toren der Abtei gefunden. Bruder Ruadán, bereits auf dem Totenlager, war überzeugt, man habe Wamba wegen der Münzen umgebracht. Ihr alter Mentor drohte ohnehin seinen Verwundungen zu erliegen, doch es gab jemanden, der sichergehen wollte, dass er nicht noch vor seinem Tode mit ihr sprach. Hätte sie sich nicht zu einer Zeit, da alles noch schlief, heimlich in seine Kammer zu ihm gestohlen, hätte sie nie etwas von den Münzen oder Wamba, dem Jungen, erfahren. Ihr Wissen hatte sie dann Bruder Eolann anvertraut.
    Von dem Moment an, da sie die Sache mit den Münzen und Wamba Bruder Eolann erzählt hatte, wurde sie in die Wahnvorstellung von einem alten Schatz hineingezogen.
Aurum Tolosanum
. War es wirklich eine Wahnvorstellung? Der Name Servilius hatte sie in eine falsche Richtung gelenkt. Und jetzt war Bruder Eolann tot. Sie hatte ihn für den Täter gehalten. Aber irgendetwas übersah sie, wenn sie nur wüsste, was. Sie kam nicht weiter, war jetzt einfach zu müde. Sie hatte einen langen Tag hinter sich, auch wollte das Leichenbegängnis noch durchgestanden werden.
    Sie gab es auf, die Gedanken sortieren zu wollen, und machte sich für die mitternächtliche Zeremonie fertig. In derKapelle fand sie die Brüder bereits versammelt vor, die dem Abt und dem
scriptor
ihre letzte Ehre erweisen wollten.
    Bruder Faro schien sie erwartet zu haben und überfiel sie mit den Worten: »Ich habe Schwester Gisa nicht finden können. Hast du vielleicht eine Ahnung, wo sie sein könnte?«
    »Nicht im Geringsten.« Seine Frage und auch die Dringlichkeit in seiner
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