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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Der Nächste befühlte den Rüssel des Tieres und meinte, der Elefant ähnele einer fremdartigen Schlange. Der Dritte schließlich bekam ein Ohr zu fassen, und verkündete, der Elefant sei ein riesiges Geschöpf mit Flügeln.«
    Fidelma wartete schweigend ab, was sich aus der Fabel ergeben sollte.
    »Nun?«, fragte Aistulf und lächelte verschmitzt, »was kannst du daraus lernen?«
    »Sie hatten alle unrecht.«
    »Natürlich. Und warum?«
    »Weil sie nicht das ganze Geschöpf sehen konnten.«
    »Prachtvoll«, freute sich Radoald.
    »Wollt ihr mir damit sagen, wir kennen immer nur einzelne Teile der Geschichte? Wenn wir sie zusammensetzten, würden wir das Ganze sehen? Also gut. Tragen wir zusammen,was wir wissen. Der frühere König Perctarit ist bestrebt, euren König Grimoald zu stürzen. Er ist bereits mit seinen Heerscharen in euer Gebiet eingefallen und wird von den Franken unterstützt. Um sich dem Heer eures Königs zum Kampf zu stellen, benötigt er Nachschub und Truppenverstärkung. Die ist am leichtesten über den Hafen von Genua heranzuholen. Von der Hafenstadt gibt es zwei Wege durch die Täler zum bisherigen Lager seiner Streitmacht. Ihr überwacht einen dieser Wege und Grasulf von Vars den anderen. Grasulf ist von Natur aus ein Söldner. Perctarit braucht nichts weiter zu tun, als ihm den vereinbarten Lohn auszuhändigen, dann wird er mit seinen Kriegern beide Talstraßen besetzen.
    Ich habe allerdings den Eindruck, dass Perctarit dem umworbenen Grasulf nicht traut, deshalb hat er durch seine Mittelsmänner das Gold hier ins Tal bringen lassen. Es soll ihm erst überreicht werden, wenn Perctarit seine Kriegsvorbereitungen abgeschlossen hat und die Sicherung der Nachschubwege benötigt.«
    »Das ist völlig logisch«, pflichtete Radoald ihr bei.
    Fidelma lächelte flüchtig. »Und nun sage ich euch Folgendes: Das Gold, mit dem Grasulf bezahlt werden soll, ist in der Abtei und hat bereits einigen das Leben gekostet.«
    »Woher willst du wissen, dass das Gold dort ist?«, forderte Radoald mit Nachdruck.
    »Weil der Ehrwürdige Ionas und ich es heute in aller Früh gesehen haben, und deshalb bin ich hergekommen. Ich glaube, der Hauptverschwörer ist schon bei Grasulf, dem Seigneur von Vars, und setzt ihn ins Bild. Es kann nur noch wenige Stunden dauern, bis die Abtei angegriffen wird.«
    »Und du weißt, wer dieser Hauptverschwörer ist?«, fragte Aistulf.
    »Ich weiß es.«
    »Hast du nicht auch gesagt, Bruder Eolann steckte da mit drin?«, hakte Suidur nach.
    »Ich habe nur gesagt, dass er nicht der Kopf der Verschwörung war. Der Mittelpunkt dieses Komplotts ist ein weit stärkerer Charakter.«
    Plötzlich flog die Tür auf, und Wulfoald kam hereingestürmt. Sein Blick glitt über die Anwesenden, Radoald aber erwies er die Ehrenbezeigung. Man sah ihm an, er hatte Wichtiges zu vermelden.
    »Der Seigneur von Vars ist im Anmarsch. Wir müssen unsere Leute darauf vorbereiten. Wie weit entfernt ist er noch?«
    »Er könnte uns erreichen, noch ehe der Tag zu Ende ist.«
    »Lasst uns erst hören, was Schwester Fidelma herausgefunden hat. Sie wollte uns eben sagen, wer die Verschwörer sind.«
    »Die rätselhaften Vorgänge haben ihren Ursprung in der Geschichte vom
Aurum Tolosanum
«, begann sie.
    »Wir haben jetzt keine Zeit für alte Sagen«, brummte Radoald.
    »Das ist doch nur noch eine Geschichte, die sich Greise abends am Herdfeuer erzählen«, höhnte Wulfoald.
    »Hören wir ihr erst einmal zu«, rügte Aistulf seinen Sohn.
    »Wie ihr wisst, bin ich hergekommen, um meinen alten Mentor, Bruder Ruadán, zu besuchen. Er sei schwer verletzt, erfuhr ich schon unterwegs, weil er von einigen, die ihm seine Lehrmeinung verübelten, niedergeschlagen wurde. Wir brauchen uns nicht in Einzelheiten zu verlieren, die alle nur irreführen sollten. Ich glaube, er wurde überfallen und fast zu Tode geprügelt, weil er herausgefunden hatte, wo das Gold für Grasulf verborgen war. Ein Wagen, angefüllt mit Gold. Er wusste nicht, was es damit auf sich hatte. Nach dem,was er auf seinem Sterbebett sagte, muss er geglaubt haben, er sei auf das sagenhafte Gold von Tolosa gestoßen. ›Was aus einem nassen Grab geholt wurde, muss dorthin zurück.‹ Ich wusste nicht, was das bedeutete, doch der Ehrwürdige Ionas konnte mir erklären, woher diese Anspielung kam. Das
Aurum Tolosanum
war aus einem See geholt worden. Bruder Ruadán nahm ein paar herumliegende Münzen auf, möglicherweise wollte er den Ehrwürdigen Ionas um Rat

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