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Und die Toten laesst man ruhen

Und die Toten laesst man ruhen

Titel: Und die Toten laesst man ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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obligatorischen Regalen an den Wänden. Auf dem Schreibtisch stand ein PC, der mittlerweile in keinem Studentenhaushalt mehr fehlen darf. Mein Steuerberater rät mir schon seit Langem zur Anschaffung eines Computers. Dass ich die Buchführung immer noch mit Kugelschreiber und Papier mache, ist für ihn reine Steinzeit.
    Durch eine Verbindungstür gelangten wir in das Schlafzimmer, das hauptsächlich von einer zwei mal zwei Meter großen Spielwiese eingenommen wurde. Auf dem Bett lag ein Pärchen, das sich heftig abknutschte. Die Frau hatte ihre Hand unter dem T-Shirt der anderen Frau und ließ sich durch unsere Anwesenheit nicht von der Massage abhalten.
    »Dunja und Susanne«, stellte Katharina vor. Die beiden guckten kurz auf. »Georg«, sagte Katharina und wies mit der Hand auf mich. Die beiden kicherten und fingen wieder an, sich zu küssen.
    Wir kamen in das Wohnzimmer, das Katharina und Iris gemeinsam benutzten. Im Moment war es fast leer, bis auf eine wattstarke Anlage mit allen Schikanen. Hinter dem Mischpult stand ein pickliger, kurzgeschorener Bursche, der zu Klängen wippte, die nur er über Kopfhörer hören konnte. Die Musik, die durch die Lautsprecher kam, bewegte die Glieder von einem halben Dutzend anderer Menschen.
    »Das ist Iris«, sagte Katharina und zeigte auf ein Wesen, das klein und rund war und wie ein Jojo auf- und niederhüpfte.
    »Willst du was trinken?«, fragte sie nach kurzer Pause.
    Ich nickte. Auf dem Weg zur Küche klingelte es an der Wohnungstür.
    »Du findest alles in der Küche«, rief sie mir zu, bevor ich sie aus den Augen verlor.
    Tatsächlich fand ich ein kühles Bier im Kühlschrank und mangels anderer Betätigungsfelder gesellte ich mich zu den Problemessern am Küchentisch.
    »Er hat unsere Beziehung nie richtig verarbeitet«, sagte eine Frau, während ich einen Pappteller bis obenhin vollpackte. »Er muss lernen, mit seinen Ängsten umzugehen. Es geht mir dabei nicht um mich, nein, ich kann damit fertig werden. Aber die nächste Frau, auf die er trifft, wird genau dasselbe durchzustehen haben. Solange er sich dem Problem nicht stellt, solange er verdrängt …«
    Ich schaute mich nach der Schwarzhaarigen um. Sie stand immer noch an der Wand und sah ziemlich gelangweilt aus.
    »Es ist immer das Gleiche«, sagte ich, als ich mich neben sie stellte, »alle hocken in der Küche und reden über ihre alten Beziehungen. Dabei haben sie keinen sehnlicheren Wunsch, als eine neue anzufangen.«
    Sie hob eine Augenbraue und blinzelte mir zu. »Und wen suchst du?«
    »Groß, schlank, schwarzhaarig, möglichst ohne Komplexe.«
    »Kein schlechter Geschmack. Leider stehe ich auf kleine Dicke mit Glatze. Und Männer mit gebrochenen Nasen kann ich überhaupt nicht ausstehen.«
    »Wenn du willst, höre ich sofort mit dem Boxen auf. Es ist der Liebeskummer, der mich in den Ring treibt.«
    »Du bist wirklich Boxer?«
    »Na klar. Meinst du, ich bin aufs Gesicht gefallen? Es war ein harter Fight, sag ich dir. In der ersten Runde hat er mir die Nase zertrümmert, aber in der dritten habe ich ihn fertiggemacht. Zumindest nach Punkten.«
    Langsam wurde sie warm. Sie drehte ihren Körper in meine Richtung und ließ ihren Blick auf meinen Oberarmen ruhen. »Du siehst gar nicht so stark aus. Eher wie ein Rechtsanwalt oder so.«
    »Dicke Muskeln sind was für Bodybuilder. Außerdem bin ich ja kein Profi. Ich boxe, um mich fit zu halten.«
    »Ach. Und was machst du beruflich?«
    »Ich bin Privatdetektiv.«
    Ihre Augen verengten sich für einen Moment und dann bekam ihr Gesicht einen höhnischen Ausdruck. »Dass ihr Typen immer so schamlos lügen müsst, wenn ihr Frauen in euer Bett zerren wollt.«
    Zu meiner Rettung strich Katharina gerade vorbei. »So weit seid ihr schon? Wer will denn wen ins Bett zerren?«
    »Sie kultiviert nur ihre feministischen Vorurteile«, warf ich ein. »Außerdem glaubt sie nicht, dass ich Privatdetektiv bin.«
    »Doch. Er ist der Philip Marlowe von Münster«, sagte Katharina zu der Schwarzhaarigen. »Aber«, wandte sie sich mir zu, »warum willst du nicht mit Anna ins Bett gehen? Ist sie nicht attraktiv genug?«
    »Es gibt im Moment nur ein, zwei Dinge, die ich lieber täte«, versicherte ich den beiden.
    »Und wie ist es mit dir?«, fragte Katharina und legte ihren Arm auf Annas Schulter.
    »Vielleicht, wenn er letzte Woche gekommen wäre. Jetzt bin ich leider unsterblich verliebt.«
    »Ich komme immer zu spät«, murmelte ich. »Das ist mein Schicksal.«
    Katharina

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