und ein Geist aus alten Zeiten
besser wäre, wenn Zoe ihr nicht in die Quere kommen konnte. Sie hatte mit voller Absicht die Ehe ihres Sohnes vergiftet, indem sie ihre dunkle Magie benutzte, um Zoe und Stephen schlechte, wütende Gedanken einzuflüstern.
Beinah über Nacht begannen die beiden, sich ständig zu streiten, obwohl keiner von ihnen wusste, wieso. Stephen wurde eigenbrötlerisch und launisch. Zoe war verletzt und misstrauisch. Sie glaubte, ihr Mann liebe sie nicht mehr. Er dachte, sie liebe ihn nicht mehr.
Innerhalb weniger Monate hatte Glenda Zoe vertrieben. Sie floh nach Südamerika zu einem alten Freund. Für alle Außenstehenden schien es, als sei Zoe für das Scheitern der Ehe verantwortlich.
Weder Stephen noch Zoe ahnten, wer in Wahrheit daran schuld war.
Glenda hatte den Ehrenkodex der Cantrips gebrochen – das alte Gesetz der Familie, dass Magie nur zum Guten eingesetzt werden durfte. Aber das war ihr egal. Sie war von jeher nur daran interessiert gewesen, zu bekommen, was sie wollte. Wenn es bedeutete, dunkle Magie benutzen zu müssen, dann tat sie das.
Und es hatte funktioniert. Wie sie es sich erhofft hatte, bat Stephen sie, nach Eichenruh zu kommen und sich um Verena zu kümmern. Er brauchte die Hilfe seiner Mutter, da er oft bis spät in die Nacht in London arbeitete und nur am Wochenende zu Hause sein konnte.
Und jetzt saß sie also hier mit ihrer Enkelin beim Abendbrot, wie sie jeden Abend zusammensaßen, mehr oder weniger schweigend.
Glendas Gedanken wandten sich Cantrip Towers zu. Oh, wie sehr sie dieses Haus wollte! Wie gern sie die magischen Kräfte der Cantrip-Schwestern besessen hätte!
Jedes Mal, wenn ich es fast geschafft habe, halten mich die Mädchen auf, dachte sie. Sie aß ein kleines Stück Hühnchen, dann sagte sie: »Und wie geht es deiner Mutter denn?«
Ohne sie dabei anzusehen, erwiderte Verena: »Ich möchte nicht über Mummy reden.«
Glenda betrachtete ihre Enkelin prüfend. Sie erkannte, dass das Mädchen seine Meinung nicht ändern würde, und bereitete einen neuen Angriff vor. »Was machen die Cantrips?«
Verena hielt den Blick auf den Teller gesenkt, doch sie gab bereitwillig Auskunft. »Es sind Bauarbeiter auf dem Gelände von Cantrip Towers. Sie bohren ein Brunnenloch in die Erde.«
»Ach ja?«, fragte Glenda und lehnte sich vor.
»Anscheinend stand plötzlich eine große Menge Wasser im Garten. Es kam in einer Fontäne aus dem Boden gesprudelt und Mr Cantrip hatte die Idee, einen Brunnen anzulegen. Als die Arbeiter mit der Bohrung begonnen haben, sind sie auf etwas Hartes gestoßen. Sie vermuten, dass es sich um die Grundmauern eines Hauses handelt, das früher auf dem Grundstück gestanden hat, noch bevor Cantrip Towers gebaut wurde.
Glendas Gesicht wurde schneeweiß.
Verena sah hoch. »Was ist los, Großmutter?«
Glenda starrte durch sie hindurch. Erinnerungen wirbelten in ihrem Kopf umher. Traurige Erinnerungen. Erinnerungen aus einer anderen Zeit.
Sie legte Messer und Gabel beiseite und tupfte sich mit der Serviette den Mund ab. Dann wandte sie sich Verena zu und sagte: »Habe ich dir je erzählt, dass unserer Familie das Grundstück von Cantrip Towers und ein Haus darauf gehörten, bevor Sidney Cantrip dort baute?«
Verena runzelte die Stirn. »Nein, davon höre ich zum ersten Mal.«
»Nun, genau so war es. Meine Großmutter, Margaret, war Sidneys ältere Schwester. Sie lebten mit ihren Eltern, Lily und Arthur, in der Stadt. Als sie erwachsen war, heiratete Margaret einen Mann namens Thomas Hunt, und sie kauften das Haus, das dort stand, wo heute Cantrip Towers steht. Sie hatten zwei Töchter: meine Mutter Harriet und meine Tante Agatha, die beide in diesem Haus geboren wurden.«
Verena hörte fasziniert zu. »Was war es für ein Haus?«
»Es war sehr alt, aus der Tudorzeit, glaube ich«, erwiderte Glenda. »Es war aus Backstein und hatte sehr hohe Kamine. Ich habe mal eine alte Fotografie davon gesehen.«
»Warst du je dort?«
»Nein. Das alles geschah, bevor ich geboren wurde. Meine Mutter hat mir Jahre später davon erzählt.«
»Und was ist aus dem Haus geworden?«
»Nun«, sagte Glenda, die es genoss, die volle Aufmerksamkeit ihrer Enkeltochter zu haben, »Thomas’ Geschäfte liefen nicht gut, und er verlor sein ganzes Geld. Sidney dagegen war mit seiner Süßwarenfabrik zu einem reichen Mann geworden. Er hatte Mim geheiratet und mehrere Kinder mit ihr bekommen und wollte ein Haus für seine Familie bauen. Es sollte ein großes Haus sein, etwas richtig
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