und ein Geist aus alten Zeiten
reglos da. Ich vermisse dich, Mummy, dachte sie. Ich vermisse dich so sehr …
Als sie in dieser Nacht im Bett lag, dachte sie über Margarets Geschichte nach. Sie traute ihrer Großmutter eigentlich nicht, aber diese Geschichte hatte geklungen, als sei es die Wahrheit gewesen. Also hatte Cantrip Towers eigentlich ihrer Familie gehört! Wie unglaublich, dachte sie.
Es erklärt, warum Grandma die Cantrips so sehr verabscheut, überlegte sie. Aber wie konnte Sidney ihre Ururgroßmutter nur so schäbig behandeln? So hatte ihre Lehrerin ihn nicht beschrieben und die Cantrips, die sie kannte, schienen alle so nette Menschen zu sein. Sie mochte Mr und Mrs Cantrip sehr gern und Marina sowieso. Sogar Flame, die sie nicht besonders gut leiden konnte, war im Grunde ein feiner Kerl. Aber Sidney Cantrip hatte ihre Ururgroßmutter Margaret aus seinem Haus verbannt. Das war eine ganz und gar abscheuliche Tat gewesen.
Verena starrte in die Dunkelheit. Komisch, sich vorzustellen, dass ich im Haus der Cantrips schlafen könnte, statt hier auf Eichenruh …
Ihre Gedanken wanderten zu ihrer Mutter. Ich werde dieses Wochenende mit dem Rad nach Cantrip Towers fahren und mit Mrs Cantrip reden. Ich muss mit einer Erwachsenen reden, der ich vertraue, die Mummy kennt und alles versteht. Ich wünsche mir so sehr, dass Mummy nach Hause kommt …
Als Verena endlich einschlief, saß Glenda im Wohnzimmer auf dem Sofa.
Ich benötige Informationen, dachte sie. Sie griff nach dem Telefon und wählte eine Nummer.
In London ging Charles Smythson ans Telefon.
»Charles, hier ist Glenda«, verkündete sie. »Ich möchte, dass du etwas für mich tust.«
Ohne sich damit aufzuhalten, Charles zu fragen, ob er bereit wäre, ihr zu helfen, erzählte Glenda ihm von der Quelle auf Cantrip Towers und dass die Grundmauern des alten Hauses entdeckt worden waren. Sie verlangte, dass er Cantrip Towers so schnell wie möglich einen Besuch abstattete, um herauszufinden, was dort vor sich ging.
Glenda Glass’ Neffe ließ sich auf den erstbesten Stuhl fallen und hörte zu, wie seine Tante sich über die Cantrips ereiferte.
Als Kunsthistoriker hatte Charles vor kurzem eine Inventarliste der Gemälde auf Cantrip Towers erstellt. Nebenbei hatte er versucht, für Glenda an einen geheimen Plan zu gelangen, der ihr Macht über die Magie von Cantrip Towers verleihen sollte. Es war ihm nicht gelungen, den Plan zu stehlen, aber er hatte ihr eine Menge wertvoller Informationen über die Familie beschafft. Deshalb wusste sie von dem Portal, das die Cantrip-Schwestern geöffnet hatten, einer Tür in die Vergangenheit und die Zukunft, die sich im Westturm befand.
Wie Glenda stammte Charles von dem Zweig der Cantrip-Familie, der sich nicht an den Ehrenkodex der Cantrips hielt. Glenda war der größten Schwäche ihres Neffen auf die Spur gekommen: Er liebte das Geld.
Und Charles nahm ihr Angebot an. Er setzte seine dunklen Kräfte gegen die Cantrip-Schwestern ein und fand alles über ihre Magie heraus. Dafür wurde er von Glenda fürstlich belohnt.
Aber Charles wuchsen die Cantrips ans Herz, und er wurde enttarnt. Die Mädchen und ihre Großmutter hatten ihm eine Falle gestellt. Sie wussten alles über seine dunklen Kräfte und wer ihn bezahlte.
Marilyn Cantrip hatte ihm viele Fragen gestellt und ihn gezwungen, ernsthaft über sein Leben nachzudenken und darüber, was richtig und was falsch war.
Charles hatte beschlossen, dass er genug von Glenda hatte. Mit dem Honorar von Colin Cantrip, weiteren Aufträgen von Stephen Glass und dem beträchtlichen Lohn von Glenda hatte er seine Schulden getilgt und seinem Leben eine Wendung gegeben.
Vor kurzem hatte er mit der Hilfe von Stephen einen neuen Auftrag an Land gezogen. Er war nicht bereit, seinen guten Ruf als Kunsthistoriker zu riskieren, um einer rachsüchtigen Frau zu helfen, noch mehr Unheil über die Cantrip-Familie zu bringen.
»Es reicht«, unterbrach Charles Glendas Redefluss. »Genug, Glenda.«
Doch Glenda war niemand, der sich leicht geschlagen gab. Zuerst drohte sie Charles, dann bot sie ihm so viel Geld, dass er einen Moment in Versuchung geriet.
Er sah zu seinem Schreibtisch hinüber und betrachtete die Inventarliste von Cantrip Towers, die ganz obenauf lag. »Wie es der Zufall will, werde ich nächste Woche nach Cantrip Towers fahren«, sagte er. »Ich möchte Colin und Ottalie die Inventarliste persönlich übergeben.«
»Du musst sofort fahren, noch dieses Wochenende!«
»Nein, ich habe
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