und ein Geist aus alten Zeiten
Cantrip hat mich zu ihrer Halloweenparty am Mittwoch eingeladen. Ich darf doch hin, oder?«
Glenda aß schweigend weiter.
»Ich habe noch nie einen Geist gesehen – nicht dass ich diesen gesehen hätte«, sagte Verena. »Aber ich habe die unglaublich kalte Luft um mich herum gespürt, als er die Kürbisse hat fliegen lassen.«
»Was ist dann passiert?«
Verena schüttelte den Kopf. »Wir haben zu Mittag gegessen, und dann sind wir mit unseren Rädern draußen rumgefahren. Es hat richtig Spaß gemacht.«
Glenda schwieg wieder.
»Ich darf doch zu der Party gehen, oder, Grandma?«
»Ja, Herzchen, und du darfst mir nachher davon erzählen. Ich kann kaum erwarten zu hören, ob der Geist Cantrip Towers eine weitere Aufwartung macht. Das wäre dann ein wahrhaftiges Halloween.«
Verena sah ihre Großmutter ängstlich an. Was will sie damit sagen?, fragte sie sich.
Genau da klingelte das Telefon. »Das wird Daddy sein«, sagte Verena. Sie sprang auf, um den Anruf anzunehmen, bevor Glenda es tun konnte.
»Daddy! Ich bin so froh, dass du anrufst. Du errätst nie, was passiert ist!« Dann nahm sie das Telefon mit in ihr Zimmer, schloss die Tür und erzählte ihm alles, was sie bewegte. Zuallererst, dass ihre Mutter nach Hause kommen wollte.
Offene Türen und Fenster
Es war Montagmorgen und Mum fuhr die Schwestern zur Schule. Während sie die Landstraße entlangkurvten, unterhielten sich Marina, Flora und Sky aufgeregt über die Party, die in nur zwei Tagen stattfinden würde. Flame dagegen starrte schweigend aus dem Fenster, in Gedanken war sie meilenweit weg.
Hin und wieder strich sie über die Schriftstücke, die beide in der Brusttasche ihrer Schuluniform steckten. Sie waren noch da. Ich muss gut auf sie aufpassen, dachte sie.
Flames Gedanken wanderten zu Margaret Cantrip. Wie sie wohl ausgesehen hatte? Ich kenne die Porträts von Sidney und meiner Ururgroßmutter Mim, dachte sie, aber ich kann mich nicht daran erinnern, schon mal ein Foto von Margaret gesehen zu haben. Sie wandte sich ihrer Mutter zu, die neben ihr auf dem Fahrersitz saß. »Haben wir irgendwo ein paar richtig alte Fotografien der Cantrip-Familie, Mum?«
»Von wann sollen sie denn sein?«
»Ich habe gerade überlegt, ob es welche von Lily, Arthur und ihren Kindern gibt«, sagte Flame.
»Ich bin sicher, wir haben welche, irgendwo.« Mum verstummte kurz und schaltete in den zweiten Gang, um eine Kurve zu nehmen. Dann sagte sie: »Ich meine, Charles hätte welche gefunden, die er benutzt hat, um die Personen auf den Gemälden zu identifizieren.«
»Hat er sie mitgenommen?«
»Nein, das glaube ich nicht«, sagte Mum. »Ich gehe davon aus, dass er am Wochenende vorbeikommen wird. Er will uns die Inventarliste übergeben.«
»Charles kommt also zurück«, murmelte Flame. Können wir ihm trauen?, fragte sie sich. Hat er sich wirklich geändert, oder ist er immer noch Glendas Spion? Das wäre das Letzte, was wir im Moment gebrauchen könnten. Es gibt genug, auf das wir achtgeben müssen, mit dem Geist, dem Portal und ohne Grandma an unserer Seite.
»Wo sind diese Fotos denn?«, fragte Flame.
»Sie sind in irgendeiner Kiste«, erwiderte Mum. »Wozu brauchst du sie überhaupt?«
»Ich muss mir in Englisch eine Geschichte ausdenken, und ich würde gerne etwas über unsere Familie schreiben. Wo könnte diese Kiste denn sein?«
»Wahrscheinlich in dem großen Schrank in Arbeitszimmer deines Vaters, aber du weißt ja, wie viel Zeug er dort hortet.«
Flame grinste. »Er ist nicht wie du, Mum. Deine Schränke sind alle ordentlich aufgeräumt. Du würdest das ganze Zeug in den Müll schmeißen, wenn du die Gelegenheit dazu bekämst.«
Mum lachte. »Wenn du erst mal erwachsen bist und Cantrip Towers in Ordnung halten musst, wirst du verstehen, wieso!«
* * *
Auf Cantrip Towers war an diesem Morgen scheinbar alles friedlich. Dad erledigte ein paar Telefonanrufe in seinem Arbeitszimmer. Die Bauarbeiter waren noch nicht eingetroffen, und in der Küche schliefen Archie und Bert in ihren Körbchen, neben dem warmen Ofen. Pudding lag zusammengerollt auf dem Windsorstuhl. Im ganzen Haus waren die Türen geschlossen, um die Wärme in den Zimmern zu halten und keinen Durchzug entstehen zu lassen.
Aber als Mum die Mädchen an der Drysdale-Schule absetzte, begann der Geist von Margaret Cantrip durch die Zimmer von Cantrip Towers zu wandern. Während Dad ein Telefongespräch nach dem anderen führte, legte er im Westturm los. Er fegte durch das Treppenhaus
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