und ein Geist aus alten Zeiten
Kopf. »Nein, aber sie hat gemerkt, dass ich den Geist sehen konnte. Und sie hat auch gemerkt, dass ich sie gesehen hatte. Es war, als herrsche ein geheimes Einverständnis zwischen uns. Ich habe den anderen Mädchen nichts davon erzählt, obwohl sie mich nach dem Geist gefragt haben.«
Sie stiegen aus dem Auto und gingen ins Haus. In der Küche angekommen, setzte Glenda den Wasserkocher auf und Verena nahm am Tisch Platz. Ihr Gesicht strahlte immer noch vor Freude über den schönen Abend.
»Was ist dann passiert?«, fragte Glenda. Sie holte die Teekanne aus dem Schrank.
»Dann brach das totale Chaos aus!«, sagte Verena lachend und beschrieb den Tumult, der geherrscht hatte und wie Katie in Ohnmacht gefallen war. »Die Mädchen im Wandschrank waren außer sich vor Angst! Sie haben erzählt, sie hätten diese eiskalte Luft gespürt und lange, dünne Hände gesehen, die sich nach ihnen ausstreckten! Dann kamen Mr und Mrs Cantrip nach oben gestürmt und haben sich Katie geschnappt. Sie haben allen gesagt, sie sollten nach unten gehen und sich beruhigen. Also sind wir in die Küche gegangen und haben da noch ein bisschen getanzt.«
»Und war ihre Großmutter auch auf der Party?«
»Nein, Marina hat erzählt, sie sei immer noch in Frankreich.«
Der Tee war fertig. Glenda goss ihnen beiden einen Becher ein und setzte sich zu Verena an den Tisch. Während sie ihren Tee tranken, betrachtete sie ihre Enkeltochter. Wie hübsch sie ist, dachte sie. Sie ist genau wie ich früher …
Verena lächelte. »Es war eine tolle Party. Ich wünschte, ich könnte auch so eine feiern!« Dann verdüsterte sich ihr Gesicht. »Hm …«, sagte sie leise.
»Erzähl mir von dem Geist«, sagte Glenda und beugte sich gespannt vor. »Hast du sein Gesicht gesehen?«
Verena schürzte die Lippen. »Es war sehr komisch. Obwohl ich kein Gesicht erkennen konnte, sah ich es irgendwie doch.«
»Wie meinst du das?«
»Nun, da war dieser wirbelnde schwarze Schatten mit den weißen Händen.« Verena sah ihre Großmutter an. »Seltsamerweise wusste ich irgendwo in meinem Hinterkopf, wie sein Gesicht aussah.«
»Du meinst Margaret, deine Ururgroßmutter«, erinnerte sie Glenda.
»Ja, Margaret. Irgendwo in mir drin hatte ich ein Bild von ihr, wie sie ausgesehen haben muss, als sie noch lebte. Ergibt das einen Sinn?«
Glenda nickte. »Du hast eine Erinnerung in dir wachgerufen.«
»Aber ich habe Margaret nie zuvor gesehen, woher sollte ich da wissen, wie sie ausgesehen hat?«
»Erinnerungen können sehr, sehr lange im familiären Bewusstsein gespeichert sein«, sagte Glenda. »Sie werden unbewusst weitergegeben und können viele Generationen überleben. Du denkst vielleicht, du weißt etwas nicht, aber tief in deinem Geiste tust du es doch.«
Verena sah ihre Großmutter verwirrt an. Das kam ihr alles zu unglaublich vor. Dann fragte Glenda sie: »Wie hat Margaret ausgesehen, als du sie in deinem Geiste gesehen hast?«
»Sie hatte dichtes schwarzes Haar und dunkle, glitzernde Augen. Und sie schien mir etwas sagen zu wollen …
Glenda wartete gespannt.
Verena schnaubte. »Ich bin sicher, ich habe sie
magische Kräfte
sagen hören!«
Über Glendas Gesicht huschte ein Lächeln.
»Sagt dir das irgendwas, Grandma?«
»Ja.«
»Was denn? Bitte sag es mir!«
Glenda sah ihre Enkelin an. »Du wirst es selbst herausfinden, wenn die Zeit dafür reif ist, Verena. Jetzt ist Zeit fürs Bett. Wir reden ein andermal darüber.«
Verena seufzte. Sie wusste, dass man mit ihrer Großmutter nicht diskutierte. Sie stand auf und stellte ihren Becher in die Spüle.
Glenda wartete, dann sagte sie: »Ich möchte, dass du die Cantrips im Auge behältst, Verena. Und, wie bisher, erwarte ich, dass du mir alles darüber erzählst, was auf Cantrip Towers vor sich geht. Es ist wichtig.«
Verena seufzte. »Gute Nacht, Grandma.«
Ohne ihrer Großmutter einen Gutenachtkuss zu geben, ging sie in ihr großes Schlafzimmer, mit seinen teuren Möbeln und dem luxuriös ausgestatteten Badezimmer. Normalerweise fühlte sie sich einsam hier, aber an diesem Abend war sie glücklich.
Die Cantrips sind wirklich toll, dachte sie, als sie die Vorhänge zuzog.
Ein paar Minuten später lag sie in ihrem Bett und starrte in die Dunkelheit, die Arme hinter dem Kopf verschränkt.
Ich teile jetzt ein Geheimnis mit Flame, dachte sie. Sie hat gesehen, dass ich keine Angst hatte, wie die anderen Mädchen, und wir haben beide keinen Ton darüber verloren.
In ihrem Kopf begannen die
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