und ein Hund mit Herzklopfen
vielleicht verrückte Ideen“, prustet sie.
Sebastian Pfeffer zieht die rechte Augenbraue hoch. „Allerdings! Was für ein absurder Gedanke, um nicht zu sagen richtig peinlich, mir so etwas Aberwitziges zu unterstellen. Ich dachte, du als Tierärztin erkennst natürlich sofort das außergewöhnliche musikalische Talent dieses Hundes. Eine Begabung muss man fördern und sich nicht darüber lustig machen. Egal ob beim Menschen oder bei Tieren.“ Er beißt sich eingeschnappt auf die Unterlippe.
Meine Mutter kichert so unbefangen los wie sonst nur meine kleine Schwester Jule. „Ich finde es ziemlich lustig, wie du dich herausreden willst. Ein typisches Verhalten für jemanden, der bis über beide Ohren verliebt ist.“ Sie schaut ihn herausfordernd an. „Gestehen Sie, Herr Pfeffer!“
Ich könnte mich echt schlapplachen. Irgendwie macht es meiner Mutter total Spaß, Sebastian Pfeffer zu ärgern. Er kann doch nicht wirklich glauben, dass Mama ernsthaft denkt, dass Daisy und er ineinander verliebt sind … Aber so pikiert, wie er guckt, tut er das tatsächlich! Na, dann kriegt Paula wenigstens gleich die richtige Ladung Sebastian Pfeffer quasi auf den Frühstücksteller serviert.
Apropos Frühstück – mein Magen knurrt auf einmal ganz schrecklich. Wir stehen uns hier ja auch schon die ganze Zeit die Beine in den Bauch, ohne einen Krümel gefrühstückt zu haben. Und das alles nur, weil Daisy Pipi musste.
Was sie immer noch nicht gemacht hat in der ganzen Aufregung. Oh nein! Wahrscheinlich passiert es auf dem Filzpantoffel oder so. Ich gebe Paula verstohlene Zeichen, dass wir möglichst schnell Land gewinnen sollten. Aber die ist vollkommen aus dem Häuschen darüber, dass Daisy sich so bei meinem Musiklehrer einschleimt, dass sie Herrn Pfeffer hingerissen anstrahlt und den Ernst der Lage nicht erfasst.
„Was ist denn hier für ein Krach? Hat man nicht mal in den Ferien seine Ruhe?“ Plötzlich steht Jonas im Pyjama in der Tür und reibt sich verschlafen die Augen.
Hihi – der sieht ja vielleicht witzig aus! Er trägt einen Schlafanzug, auf den jede Menge Hundebabys aufgedruckt sind, und zwar ausgerechnet Dalmatiner.
Ich an seiner Stelle würde vor Scham sofort tot umfallen, so unangenehm wäre es mir, wenn mich ein fremdes Mädchen in Klamotten für Kleinkinder sehen würde. Schließlich wird Jonas bereits dreizehn. Entweder hat er sich diesen Schlafanzug selbst ausgesucht, weil er ja ganz verrückt nach Tieren ist, aber keine eigenen haben darf, oder er hat ihn von seiner Mama bekommen. Sebastian Pfeffer würde ihm vermutlich höchstens einen mit Noten darauf kaufen.
In diesem Augenblick macht Daisy durch herzhaftes Gähnen auf sich aufmerksam. Mit ihrem Dalmatinerfell sieht sie dem hundebetupften Jonas direkt ein bisschen ähnlich.
Ein hysterisches Kichern steigt in mir hoch. Paula scheint dasselbe zu denken, denn ihre Schultern zucken plötzlich recht bedenklich.
„Jonas!“, ruft Sebastian Pfeffer überschwänglich. „Guten Morgen, mein lieber Sohn! Stell dir vor, ich habe ganz unerwartet Besuch von einem überaus reizenden Hund bekommen. Daisy ist Engländerin und liebt Mozart, ist das nicht großartig?“
Er bückt sich hinunter und schaut Daisy tief in die Augen und für einen verrückten Augenblick glaube ich, dass er sie auf ihre Hundeschnauze küssen wird. Ihhhhhh, wie eklig ist das denn?
Jonas reißt den Mund auf und stammelt so etwas Ähnliches wie: „Ahhhh…ggggrrrrr…“ Mehr kriegt er nicht heraus.
Ich kann ihm das echt gut nachfühlen. Es ist nicht schön zu beobachten, wenn Eltern den Verstand verlieren. Denn anders ist Herrn Pfeffers plötzliche Hundeliebe nicht zu erklären.
Bereits ein zweites Mal an diesem Morgen wünsche ich mir sehnlichst meine Schwester Kassia herbei. Überschlau wie sie ist, wüsste sie bestimmt, wie man Jonas nach so einem Schock wieder auf normal beamt.
Aber Kassia ist nicht da. Also sage ich so sachlich wie eine Nachrichtensprecherin im Fernsehen: „Es ist alles okay, Jonas. Paula ist gestern aus London gekommen und hat als Überraschung ihren Hund Daisy mitgebracht. Weil Daisy heute Früh mal musste, während Paula noch schlief, bin ich mit ihr Gassi gegangen und da hat dein Vater gerade Mozart auf dem Flügel gespielt. Das hat Daisy so gut gefallen, dass sie schnell mal gucken musste, wo die schöne Musik herkommt. Dein Papa hat sich gefreut, dass sogar Hunde sein Klavierspiel mögen. Nun sind die beiden ineinander verliebt …“
Ahhh! Der
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