und ein Hund mit Herzklopfen
Tassen im Schrank hat. Aber sie nimmt einfach immer alles sehr wörtlich und hat eine Menge Fantasie.
Irgendwie bin ich auf einmal ziemlich beunruhigt. Ich habe nicht einmal mehr Lust weiterzurappen. Auch wenn ich keine Silbe des Gerüchts glaube, das Paula in die Welt gesetzt hat.
Ich schaue aus dem Dachfenster. Es hat aufgehört zu regnen. Aber an einen Ausflug an den See ist heute nicht zu denken. Echt schade. Ich habe keine Lust länger drinnen herumzuhängen und mir komische Sachen über meine Mutter und ihr Liebesleben anzuhören.
Hoffentlich kommt die Pfefferbande bald aus dem Vergnügungspark zurück. Ich möchte Jonas unbedingt fragen, ob er etwas Verdächtiges bemerkt hat. Aber am besten mache ich das, ohne dass Paula dabei ist. Sonst bildet sie sich noch etwas darauf ein, dass sie mich auf diesen Gedanken gebracht hat. Eigentlich ist das nämlich eine Sache, die nur Jonas und mich etwas angeht. Schließlich sind wir die ältesten Kinder unserer laut Paula verliebten Eltern.
Ich grüble, wie Paula auf so eine Idee kommt. Plötzlich habe ich die Lösung. Vielleicht hat ihr Verdacht ja etwas mit ihrem eigenen Leben zu tun. „Hat deine Mama eigentlich einen neuen Freund?“, frage ich sie rundheraus.
Paulas Mutter Penny ist geschieden und hatte wohl ganz schön viel Stress mit Paulas Vater. Seit einiger Zeit ist er wieder neu verheiratet und hat einen kleinen Sohn. Er heißt Ronnie und ist logischerweise Paulas Halbbruder. Aber sie kennt den Kleinen gar nicht richtig. Auch ihren Vater sieht sie megaselten. Nicht weil er weit weg wohnt so wie Jonas’ Mutter, sondern weil er nie Zeit hat und lieber etwas mit seiner neuen Familie unternimmt. Ganz schön traurig.
„Wie kommst du denn auf den Unsinn? Mama sitzt doch rund um die Uhr in ihrem Hubschrauber und rettet Leute“, antwortet Paula mir empört. „Wenn sie einen Freund hätte, würde sie mir das als Erstes erzählen. Aber sie sagt immer, dass sie von Männern die Nase voll hat.“
Ich grinse. Es beruhigt mich, dass Paula sich genauso aufregt wie ich mich selbst vor ein paar Minuten. Manchmal tut sie nämlich so, als hätte sie die Weisheit mit Löffeln gefressen, und das nervt mich. Weil ich gerade so schön in Fahrt bin, stichle ich gleich noch ein wenig weiter. „Findest du selbst denn einen Jungen cool?“ Ich beobachte sie bei meinem nächsten Satz genau. „Jonas und du, ihr wart ja gleich dicke Freunde vorhin beim Frühstück. Das war richtig auffällig.“ So, jetzt ist es raus. Und ich muss zugeben, dass ich mich gleich besser fühle.
Paula wird knallrot. „Bist du bescheuert?“, kreischt sie hysterisch los. „Nur weil ich mit Jonas über London gequatscht und ihn eingela- den habe? Behalt deinen süßen Jonas doch selbst, ich will ihn echt nicht geschenkt haben. Jungs sind eh alle bescheuert und küssen ist eklig.“ Sie stürmt aus der Dachkammer und knallt die Holztür hinter sich zu.
„Was ist denn mit der los?“, frage ich verblüfft.
Kassia schnaubt überlegen. „Weißt du das wirklich nicht?“, fragt sie. Sie gluckst wie eine Lachtaube. „Ich würde sagen, du hast einen Volltreffer gelandet, Schwesterherz.“
Jule beginnt auf dem Matratzenlager auf und ab zu springen. „Die Paula ist verkna-a-a-llt, die Paula ist verkna-a-a-llt, die Paula ist in Jonas verkna-a-a-llt, Mama ist verkna-a-a-llt, Sebastian ist verkna-a-a-llt, die Mama ist in Sebastian verkna-a-a-llt!“
Daisy fängt an, wie verrückt zu bellen, und jagt quer über den Dachboden. Herr Schiller stimmt mit womöglich noch lauterem Gekrächze ein.
Ich halte mir die Ohren zu. „Leute, geht’s noch?“, schreie ich genervt. „Das ist ja der totale Affenstall hier. Komm, Herr Schiller, wir gehen spazieren. Ich brauche dringend frische Luft.“
Herr Schiller oder, wie ich ihn in Zukunft nennen werde, Prinz von Schiller, krächzt zustimmend.
Ich schwebe hoheitsvoll mit ihm aus der Dachkammer und die vielen steilen Treppen hinunter.
Von Paula keine Spur.
Ich sehe durch das Praxisfenster, wie meine Mutter gerade einer Katze eine Halskrause umbindet. Gleichzeitig tröstet sie die aufgebrachte Besitzerin auf ihre nette Art. Nee, nee, nee. Meine Mutter hat wirklich keinen Kopf für die Liebe. Ein bisschen erleichtert wandere ich mit Herrn Schiller los. Beste Freundinnen sind das Beste, was einem passieren kann, aber manchmal können sie einem auch ganz schön auf den Senkel gehen!
Die frische Regenluft tut mir gut.
Ich habe einen ewig langen Spaziergang hinter
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