und ein Hund mit Herzklopfen
Pfeffer ist nämlich höchst allergisch gegen Katzenhaare.
Im gleichen Moment biegt sein Transporter hupend in unsere Straße ein und hält direkt vor mir. Herr Schiller fliegt krächzend hoch und landet mitten auf Jonas’ Kopf. Seit unserem gemeinsamen Auftritt können sich die beiden echt gut leiden. Jonas ist irgendwie blass um die Nase, aber Lukas springt total aufgekratzt umher.
„Das war so cool!“, brüllt er. „Die Geisterbahn war so cool. Ich will morgen sofort wieder dorthin. Papa bitte, bitte, bitte!“ Er kichert. „Jonas hatte voll Angst vor einem Gorilla, sodass ihm richtig schlecht wurde und er keine Waffeln mit Eis essen konnte. Dabei war der gar nicht echt.“
Ich habe sofort Mitleid. Deshalb ist Jonas so blass. Lukas ist manchmal ein richtiges Biest wie meine Schwester Jule. Die beiden sind sich sowieso sehr ähnlich.
„Was war denn los?“, frage ich in Jonas’ Richtung.
Aber er schüttelt nur den Kopf und deutet unauffällig in den Garten. Dort bei den Kaninchen treffen wir uns immer, wenn wir was Geheimes besprechen wollen. Das passt mir prima in den Kram. Dann kannich meine eigenen Sorgen auch sofort loswerden. Das Warten hat sich also gelohnt!
„Ist deine Mutter in der Praxis, Maxie?“, fragt mich Herr Pfeffer plötzlich. „Ich wollte noch etwas Wichtiges mit ihr besprechen.“ Ohne auf meine Antwort zu warten, sagt er: „Ich schaue mal schnell hinein zu ihr.“
Sofort klingeln bei mir sämtliche Alarmglocken. Ich kann mich nicht erinnern, dass sich Sebastian Pfeffer bis jetzt in Mamas Praxis gewagt hätte. Zu viele unberechenbare wilde Tiere, hat er mal gesagt. Und jetzt spaziert er einfach so hinein? Hallo! Welche Gehirnwäsche hat der denn hinter sich? Ich schaue prüfend in sein Gesicht.
„Ich will sie auch nicht lange stören“, sagt er. „Sie ist einfach die tollste Tierärztin, die ich kenne. Immer im Einsatz, rund um die Uhr. Das ist wirklich bewundernswert.“
Oh, oh. Mir wird ein wenig übel. Seine Augen strahlen vor Begeisterung, als er über Mama spricht. So ähnlich hat doch auch der Bürgermeister immer geguckt. Aber der hielt meistens noch einen dicken Strauß roter Rosen vor sein Grinsegesicht.
Sebastian Pfeffer rennt los, als könnte er es gar nicht erwarten, von den vielen Hunden, Katzen und Meerschweinchen begrüßt zu werden, die sich in der Regel in der Praxis meiner Mutter tummeln.
„Also bis gleich!“, flüstere ich Jonas zu. Erst einmal müssen wir ja noch Lukas wegschicken, damit er uns nicht heimlich belauscht.
Aber der ist schon im Abflug, ganz und gar freiwillig. „Ich gehe inzwischen rüber zu Jule und erzähle ihr, was wir alles auf dem Rummel erlebt haben“, ruft er und galoppiert los.
Perfekt. Die Luft ist rein. Jonas und ich machen uns jeder getrennt auf den Weg zu unserem geheimen Ort. Wie sagte meine Oma immer? Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Was wohl so was Ähnliches heißt wie: sicher ist sicher!
Sicher ist ein gutes Stichwort. Ich drehe mich vorsichtshalber noch einmal um, um zu kontrollieren, ob Sebastian Pfeffer auch wirklich in Mamas Praxis verschwindet.
Was macht er denn da? Mir fallen fast die Augen aus dem Kopf. Er holt tatsächlich einen Kamm (!) aus seiner Hosentasche und kämmt sich seine zerstrubbelten Haare, bevor er hineingeht.
Punkt eins: Ich kenne (oder besser: kannte bisher) keinen Lehrer, der einen Kamm in seiner Jeans hat. Unser Direktor hat immer Kreidestücke hinten in der Hosentasche. Manchmal vergisst er, sie herauszunehmen, bevor er sich setzt, und dann knirscht es unter ihm auf die ulkigste Weise und er hat anschließend einen weißen Po, was wirklich zum Kaputtlachen ist. Unsere Englischlehrerin, die tatsächlich aus Schottland kommt, hat immer Pfefferminz-Putties in ihrer Jackentasche. Das sind so flache hellrosa Minzblättchen. Ist dort irgendwie Nationalnahrung. Eines davon klebte mal in meinem Englischhefter, nachdem sie eine Arbeit korrigiert hatte, und ich musste die Seiten mit einer Bastelschere aufschneiden.
Aber ein Kamm? Die einzige Erklärung wäre, dass Herr Pfeffer manchmal darauf musiziert. Papa hat mir das mal gezeigt. Mit einem feinen Kamm und Frischhaltefolie, die man darüberlegt. Leider befürchte ich, dass Sebastian Pfeffer den Kamm wirklich für seine Haare hat.
Punkt zwei finde ich noch viel beunruhigender: Warum bitte kämmt sich Sebastian Pfeffer, bevor er zu Mama in die Praxis geht?
Daraus entsteht direkt Punkt drei: Will er vielleicht besonders gut aussehen,
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