und ein Hund mit Herzklopfen
wenn er unsere Mutter trifft?
Das wäre wirklich ein Ding. Und würde Punkt vier eine Vermutung nahelegen, wegen der ich mich mit Paula gerade ziemlich doll gestritten habe. Nämlich, dass er Mama beeindrucken will, weil er sie mehr als nur „nett“ findet.
Ich merke, wie mein Kopf von dem vielen Herumdenken ganz heiß wird. Habe ich Grund, mir Sorgen zu machen, oder bin ich einfach nur hysterisch, weil ich über einen Kamm in Herrn Pfeffers Jeans nachgrüble?
Ein Kamm ist schließlich dafür da, dass man sich kämmt. Und wahrscheinlich ist Sebastian einfach nur eitel. Vielleicht kämmt er sich auch, bevor er zum Blutspenden geht oder sich eine Zeitung bei der alten Frau Weber am Kiosk kauft. Und die ist schon über siebzig. Bestimmt hat Mama Pfeffer ihrem kleinen Sebastian einfach beigebracht, dass man die Haare ordentlich kämmen muss, wenn man zu fremden Leuten geht, und damit basta.
Ich atme erleichtert durch. Paula hat mir mit ihrer doofen Vermutung einen richtigen Floh ins Ohr gesetzt, merke ich gerade. Ganz schön albern von mir. Herr Pfeffer und unsere Mutter würden schließlich niemals auf die Idee kommen, sich zu verabreden oder was man sonst so tut, wenn man sich mag.
Vermutlich braucht er nur dringend Pflaster oder er hat mal wieder irgendwo einen allergischen Pickel und will sich von Mama Salbe auftragen lassen, damit er nicht daran stirbt.
Ich höre einen lauten Pfiff aus dem Garten und sehe gleich darauf Jonas hinter dem Kaninchenstall auftauchen. Er winkt mir ungeduldig.
Ist ja gut, ich komme sofort. Ich laufe ganz schnell los und versuche dabei, meine ulkigen Gedanken abzuschütteln, wie Hunde das machen, wenn sie durch den Regen gelaufen sind. Es klappt ausgezeichnet. Als ich bei Jonas ankomme, ist meine finstere Stimmung beinah verschwunden.
„Was ist denn los?“, frage ich neugierig.
„Ich dachte schon, du willst auf der Straße Wurzeln schlagen“, sagt Jonas gereizt. Anscheinend ist sein Ausflug in den Vergnügungspark nicht ganz so lustig gewesen, wie ich dachte.
„Ich musste noch kurz über etwas nachdenken. Das ist doch wohl nicht verboten, oder?“, antworte ich schnippisch. Und weil ich heute meinen bissigen Tag habe, fahre ich fort: „Wieso bist du eigentlich so kreidebleich? Haben dir die Gespenster in der Geisterbahn so zugesetzt oder dein Vater?“
Sogleich hasse ich mich für diesen Spruch. Ich hatte mir doch vorgenommen, meinen Mund zu halten, wenn es um Jonas und seinen Vater geht. Die beiden sind sich einfach nicht grün, und darunter leidet Jonas ziemlich. Auch wenn er das selten zugibt.
Zum Glück geht er nicht auf mein Gestichel ein, denn es sitzt ihm eine ganz andere Laus quer. „Ich glaube, mein Vater hat eine heimliche Freundin!“, sagt er düster.
Mir rutscht ein „Super!“ heraus, bevor ich es verhindern kann. Aber ich bin ja so was von erleichtert. Ich wusste doch sofort, dass Paula sich geirrt hat. Danke, danke, danke, lieber Himmel. Auf so einen Stress hätte ich echt keine Lust gehabt.
Aber jetzt muss ich das mit Jonas erst mal wieder geradebiegen. Ich kann mir wirklich vorstellen, wie er sich fühlt. So, wie ich mir die letzten zweieinhalb Stunden den Kopf zermartert habe.
„Ähhh“, stottere ich los. „Ich meinte natürlich nicht super, sondern superbescheuert . Hatte mich nur vor Schreck an meiner eigenen Spucke verschluckt. Wie kommst du denn darauf?“ Ich mache es mir auf dem Gras gemütlich, um mir die ganze schreckliche Story anzuhören. Armer Jonas. Ich möchte jetzt wirklich nicht in seiner Haut stecken.
„Die Geisterbahnrutsche war eigentlich richtig lustig“, beginnt er. „Papa und ich haben Luki in die Mitte genommen und dann sind wir in so einer Art Badewannen-Boot durch die düsteren Gänge gesaust. Vorher hatte ich mich allerdings schon gewundert, weil Papa sein Handy mitgenommen hat und die ganze Zeit telefonierte. Normalerweise hat er das Handy nie an oder es ist nicht aufgeladen oder er hat sein Stromkabel verloren …“ Er macht eine Pause und schaut mich erwartungsvoll an.
„Ja und weiter? Mit wem hat er telefoniert? Hast du was verstanden? Was hat er gesagt? Hört sich erst mal eher harmlos an. Hast du sonst noch Beweise?“ Ich komme mir vor wie Sherlock Holmes mit einem begriffsstutzigen Dr. Watson an meiner Seite.
Jonas zuckt mit den Achseln. „Weiß nicht, wer dran war, er hat ja immer die Hand vor das Telefon gehalten oder sich weggedreht.“
Ich runzle die Stirn. Das finde ich jetzt auch ein wenig
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