und ein Kater mit Koepfchen
sitzen bleiben, du holst dir ja eine schlimme Erkältung.“ Sie schreibt eilig eine Aufgabe an die Tafel und marschiert dann entschlossen auf mich zu.
Frau Glöckner ist wirklich die ulkigste Lehrerin, die ich kenne. Man weiß nie, was sie als Nächstes machen wird. Heute hätte ich gewettet, dass sie furchtbar mit mir schimpft, weil ich ständig zu spät komme. Stattdessen schleppt sie mich in das Lehrerzimmer, rubbelt mich mit ihrem eigenen Handtuch ab und holt sogar ein paar alte Turnschläppchen aus ihrem Schrank hervor.
„Zieh deine Schuhe aus, die müssen erst einmal trocknen“, befiehlt sie. Dann zwingt sie mich, die peinlichen Schläppchen anzuziehen, und flößt mir heißen Tee aus ihrer Thermoskanne ein. „Du bist wirklich manchmal verträumt, Maxie“, schimpft sie. „Warum hast du denn keine Regenjacke angezogen oder wenigstens einen Schirm mitgenommen? Immer muss man sich Sorgen um dich machen.“ Sie zwickt mir in die Wange und schaut mich dabei ganz lieb an.
Also echt. Mitleid ist ungefähr das Allerletzte, was ich gerade ertragen kann. Aus heiterem Himmel fange ich an zu heulen. Oh nein, wie peinlich!
„Aber Kind.“ Frau Glöckner nimmt mich tröstend in den Arm. „Ich weiß ja, dass Schule manchmal nicht so einfach ist. Du bist doch ein schlaues Mädchen. Das mit deiner Deutschnote kriegen wir schon auf die Reihe. Wäre doch gelacht. Und mit der Hilfe von Jonas sowieso.“
Haben Sie eine Ahnung, liebe Frau Glöckner. Ungefähr genauso wenig wie Mama, denke ich. Und dann muss ich noch mal eine kleine Runde weiterheulen.
Es dauert eine ganze Weile, bis ich die Tasse Tee ausgetrunken habe und so weit getrocknet bin, dass ich mit Frau Glöckner zurück in die Klasse gehen kann. Es ist mucksmäuschenstill, alle starren uns neugierig an. Ich könnte vor Scham im Erdboden versinken, als ich an meinen Platz gehe, und versuche, auf keinen Fall zu Jonas und Lotta hinüberzugucken. Bestimmt machen sie sich gerade über meine Schläppchen lustig, und überhaupt.
„Voll nett von Frau Glöckner“, flüstert mir Linus ins Ohr, sobald ich wieder neben ihm sitze. Seinen Stubentiger hat er wohl wegen des Regens zu Hause gelassen. Seit Tatzes Ausflug in die Regentonne hasst dieser Wasser. Ich seit heute übrigens auch.
Den weiteren Vormittag verbringe ich wie im Halbschlaf. Jedenfalls kann ich mich bereits nach der letzten Stunde nicht mehr an den Kram erinnern, den wir gelernt haben.
„Maxie, deine Turnschuhe!“ Frau Glöckner hatte sie mit Zeitungspapier ausgestopft und sie sind nun so gut wie trocken. Meine Lehrerin schaut mir prüfend ins Gesicht. „Fühlst du dich nicht wohl?“, fragt sie besorgt. Dabei hat sie den gleichen Blick wie Mama heute Früh. „Ist es dir lieber, dass deine Mutter dich abholt? Vielleicht brütest du ja etwas aus!“
Oh nein, bitte bloß nicht!
„Ich fühle mich prima“, antworte ich eilig. „Vielen Dank. Ich habe mich nur im Unterricht so konzentriert, dass ich jetzt ein wenig Kopfschmerzen habe.“
Frau Glöckner nickt zufrieden. „Brav, Maxie. Aber übertreibe nicht. Ich weiß ja, dass du dich anstrengst.“
Ich muss mich „anstrengen“, um nicht loszugrinsen, und es geht mir sofort besser.
„Tatze und ich besuchen Maxie heute Nachmittag“, mischt sich Linus ungefragt ein. „Damit Tatze mit Chili spielen kann.“
Frau Glöckner beginnt zu strahlen. „Ach wie toll! Das freut mich ja für euch beide. Oder besser gesagt, für euch vier. Das wird bestimmt ein schöner Nachmittag, und vielleicht hat Frau Buntschuh ja eine Idee, wie man Tatze beim Miauenlernen helfen könnte.“
Schlagartig rutscht meine Laune wieder in das tiefste Erdloch. Insgeheim hatte ich gehofft, dass Linus bei diesem miesen Wetter zu Hause bleiben würde. „Aber Tatze mag doch keine Regentropfen. Besser, du kommst mal am Wochenende. Da haben Mama und ich auch mehr Zeit“, versuche ich, Linus seinen Plan auszureden.
Linus schüttelt energisch den Kopf. „Nö, ich habe mich schon ganz doll darauf gefreut. Meine Mutter bringt mich mit dem Auto oder Sebastian holt mich ab. Ist schon alles gebongt.“
Sebastian! Na super. Die scheinen sich ja alle sehr gut zu kennen, oder warum duzt Linus Herrn Pfeffer? Immerhin ist er unser Musiklehrer.
„Na okay. Dann bis später!“, sage ich resigniert. Dieser Nachmittag wird auch vorbeigehen. Es wird halt ein genauso doofer Tag wie gestern werden.
„Komm, Linus. Du darfst mit dem anderen Fahrrad fahren. Jonas nimmt mich auf die
Weitere Kostenlose Bücher