und ein Kater mit Koepfchen
auf den linken Schuh pieselt.
Das Allerwichtigste in der Therapie: Man muss mit den Tieren reden, also mit ihnen ins Gespräch kommen. Klingt crazy, oder? Ist es aber nicht. Ich habe Mama zugeguckt, und es funktioniert.
Man darf auf keinen Fall aufgeregt dabei sein, sondern muss ganz entspannt sein. Als wenn man mit den Patienten heiße Schokolade trinken und Kuchen essen würde. Wenn man nur so tut, als wäre man entspannt, passiert überhaupt nichts. Das spüren die Tiere sofort, sagt Mama.
„Bitte, bitte, bitte, Tatze, mach kein Theater. Ich kann mich doch unmöglich wieder da drin blicken lassen“, jammere ich in Tatzes Ohr. „Die lachen mich doch voll aus. Da müssen wir jetzt beide durch. Außerdem bist du ja nicht aus Zucker.“ Ich merke, dass sich meine Stimme schon wieder nach Mickymaus anhört. Entspannung klingt echt anders.
Ich werde langsam, aber sicher stinkwütend! Und zwar nicht auf Tatze, sondern auf mich selbst. Der arme Kater leidet bestimmt furchtbar unter dem Regen. Womöglich wird er sogar ohnmächtig, wenn ich ihn nicht schleunigst ins Trockene bringe.
Das ist Mama passiert, als sie noch nicht wusste, dass sie Höhenangst hat, und in Papas Rettungshubschrauber mitgeflogen ist.
Atmen ist gut, fällt mir ein.
Frau Glöckner hat vor einer Deutscharbeit mal entspannt atmen mit mir geübt. Das war cool, hat jedoch leider nicht dazu geführt, dass ich weniger Fehler gemacht habe. Aber vielleicht klappt es ja bei Tatze. Der muss ja keinen Aufsatz schreiben, sondern einfach nur aushalten, dass es regnet.
„Ruhig, Tatze, ruhig“, säusle ich mit sanfter Stimme. „Einatmen, ausatmen. Einatmen, ausatmen. Der Regen ist schööön. Er ist sogar wunderschööön. Die Blumen wachsen, die Bäume wachsen, die Regenwürmer wachsen …“
Ahhhh! Von der Sabbelei habe ich schon einen richtig trockenen Mund.
Und Tatze? Der pinkelt über meinen kleinen Finger.
„Pfui, du altes Ferkel!“ Ich schüttle angeekelt meine Hand und halte sie unter die löchrige Regenrinne. Gut, dass Herr Pfeffer zwei linke Hände hat und die Regenrinne immer noch nicht repariert ist, obwohl ihn unsere Mutter schon mehrmals darum gebeten hat.
Ich gucke in Tatzes angstvolle Augen. „Los, Maxie“, befehle ich mir selbst. „Ab in die Villa.“ Im Zeitlupentempo drehe ich mich um. Es ist, als ob mein Arm an mir festkleben würde. Ich schaffe es einfach nicht, ihn auszustrecken und die Türklinke hinunterzudrücken. Es ist wirklich wie verhext.
Plötzlich höre ich ein Auto hupen und Sebastian Pfeffer nach mir rufen: „Maxie, was ist los? Hast du deinen Hausschlüssel vergessen? Komm schnell zu uns ins Auto!“
Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Ich sprinte quer über die Straße und lande dabei mal wieder in einer knöchelhohen Pfütze, bevor ich den Rücksitz von Herrn Pfeffers nagelneuem Auto entere.
Tatze flüchtet panisch unter den Sitz.
„Du tropfst ja total“, sagt Sebastian Pfeffer mit einem entsetzten Blick und zieht ein Stofftaschentuch hervor, um den hellen Ledersitz trocken zu tupfen. „Ist bei euch niemand zu Hause?“
„Wo ist Linus?“, unterbricht ihn die unbekannte Frau auf dem Beifahrersitz ungeduldig, bevor ich etwas sagen kann, und schaut mich abschätzend an. „Er wollte dich doch besuchen. Und wieso gehst du im strömenden Regen mit Tatze spazieren? Bist du von allen guten Geistern verlassen?“
Abgesehen davon, dass sie ihr ähnlich sieht, benimmt sie sich auch so unverschämt wie Lotta. Diese Frau kann also nur ihre Mutter sein.
„Immer mit der Ruhe, Katrin“, sagt Herr Pfeffer beschwichtigend. „Maxie ist ein sehr gewissenhaftes Mädchen. Sie hat sicher eine Erklärung dafür.“ Er schaut mich ermunternd an.
Klar gibt es eine Erklärung. Aber die würde weder Lottas Mutter noch Herrn Pfeffer gefallen. Sie hört sich nämlich ungefähr so an:
Erstens: Linus nervt mich. Deshalb habe ich ihn zu Jule abgeschoben.
Zweitens: Lotta nervt mich noch viel mehr, weil sie die ganze Zeit mit Jonas herumhängt und sich über mich lustig macht.
Drittens: Tatze nervt mich am allerwenigsten, und ich habe nicht gewollt, dass er sich wegen mir fürchtet, aber ich kann es wegen eins und zwei nicht ändern.
„Also?“, hakt Lottas Mutter nach. „Hat es dir die Sprache verschlagen oder was? Wo ist Linus und was soll der ganze Spaß überhaupt?“
Das finde ich ganz schön krass. Macht sie sich über Tatze und mich lustig?
„Bitte entspann dich, Katrin“, sagt Herr Pfeffer und seine
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