und ein Kater mit Koepfchen
„Sie sagt, dass es sie auf Dauer völlig stresst, dass Tatze so gar nicht maunzt und schnurrt.“
Das finde ich ehrlich gesagt typisch. Vielleicht sollte sie diese Entscheidung Tatze überlassen und sich nicht ständig in alles einmischen.
„Wahrscheinlich kommt Tatze bei Frau Berlin einfach nicht zu Wort“, lästere ich. „Oder Tatze hat einfach keine Lust, mit ihr zu reden. Habe ich schließlich auch nicht.“
Mama verzieht den Mund und sagt: „Aber Maxie!“ Aber ihre Augen sprechen eine ganz andere Sprache. „Linus bringt Tatze um drei Uhr zur Sprechstunde. Frau Berlin hat ohnehin noch etwas mit Herrn Pfeffer zu besprechen. Lotta soll Saxofonunterricht von ihm bekommen.“
Ah, Sebastian heißt bei Mama jetzt wieder Herr Pfeffer. Sehr interessant.
Jule kriegt ganz kugelrunde Augen. „Saxofon?“, sagt sie sehnsüchtig. „Das würde ich auch gerne lernen.“ Sie guckt Mama bittend an.
„Schlag dir das aus dem Kopf“, kommt Kassia unserer Mutter zu Hilfe. „Dafür muss man so eine große Klappe wie Lotta haben. Öhm, Mund wollte ich natürlich sagen.“ Sie kichert und zwinkert mir verschwörerisch zu.
Ach, Kassia! Gerade bist du wieder die beste aller Schwestern überhaupt. Okay, ich weiß selbst, dass meine Meinung stündlich wechselt. Ich befinde mich halt in einer Krise, oder wie Mama sagt, wenn sie richtig sauer auf mich ist, „auf der Schwelle zur Pubertät“. Hört sich schlimmer an als Keuchhusten und Windpocken zusammen, oder?
„Dann soll Linus aber gleich mit Tatze in deiner Praxis verschwinden, Mama“, sage ich stirnrunzelnd. „Ich glaube, Herr Schiller kann Tatze nicht leiden. Seit dieser stumme Stubentiger hier aufgetaucht ist, benimmt sich Herr Schiller total seltsam. Wo ist er überhaupt?“ Ich schaue mich suchend um. Wenn es Pfannkuchen gibt, ist meine Krähe immer die Erste, die mit dem Schnabel klappert. Pfannkuchen sind neben Rührei seine absoluten Favoriten.
„Als Rosanna und ich heimgekommen sind, hat er gerade einen Ausritt auf Eddy gemacht“, sagt Jule. „Danach habe ich ihn nicht mehr gesehen.“
Aha. Sehr merkwürdig. Unser Esel und Herr Schiller sind eigentlich nicht so dicke Freunde. Dass Herr Schiller freiwillig auf ihm reitet, habe ich noch nie beobachtet.
„Vielleicht bemerkt Herr Schiller Tatzes Duft an deinem Shirt, Maxie, und ist deshalb beleidigt. Also quasi eifersüchtig“, sagt Mama nachdenklich. „Zieh dich einfach um, wenn Tatze da war, und steck deine Klamotten in die Waschmaschine. Ich gucke mal, ob ich ihn finde. Ich habe extra einen Pfannkuchen für ihn reserviert.“
Im selben Moment klopft es an der Küchentür und Linus steckt seinen Kopf herein. „Hallihallo“, ruft er freudestrahlend. „Ich dachte, ich komme einfach etwas früher. Lotta ist auch schon losgefahren. Sie muss noch mit Jonas üben.“
Haha, ich lache mich schlapp. Von wegen üben . Lotta schreibt rotzfrech ab und macht dann lieber zusammen mit Jonas Party am See. So sieht es nämlich aus. Nur prima, dass sie die Fehler, die Jonas macht, gleich mit übernimmt.
Ich würde diese dreiste Lüge am liebsten auf der Stelle ihrer Mutter stecken, aber erstens bin ich keine Petze und zweitens würde Katrin Berlin mir sowieso nicht glauben. Schließlich bekommt ihre Supertussi-Tochter sogar Saxofonunterricht bei Sebastian Pfeffer.
„Es riecht ja so lecker hier“, sagt Linus und seine Nasenflügel beben wie bei einem Kaninchen.
„Halt! Der Pfannkuchen ist für Herrn Schiller“,
rufe ich und gucke Mama Hilfe suchend an.
Das Wunder geschieht. Mama nickt zustimmend. „Tut mir leid, Linus. Maxie hat Recht. Wenn Herr Schiller keinen Pfannkuchen kriegt, ist er bis an sein Lebensende beleidigt. Krähen können sehr nachtragend sein. Aber wenn du willst, kannst du gerne meine Portion selbst gemachtes Himbeereis essen.“
Unsere Mutter ist eine echte Heldin! Ich muss unbedingt mal einen Rap über sie schreiben. Nie im Leben würde ich freiwillig einen winzigen Happs von diesem göttlichen Himbeereis abgeben.
Linus schaufelt das Eis so gierig in sich hinein, als ob es das erste Eis seines Lebens wäre. Anfangs habe ich ja noch gedacht, dass die Berlin-Kinder nicht genug zu essen kriegen. Ich wollte mir gerne vorstellen, dass die beiden eine echte Rabenmutter haben. Aber mittlerweile weiß ich, dass der spindeldürre Linus einfach ein wenig verfressen ist. Er isst mindestens so viel wie der Mops, der kürzlich bei Mama zur Therapie war, weil er ständig die Tisch- und
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