und ein Kater mit Koepfchen
Eigentlich sollte sich doch Jonas so fühlen, wie ich mich gerade fühle. Etwas ist da furchtbar schiefgelaufen. Warum ist Jonas so verletzt? Ich war doch zuerst sauer!
Während ich tatsächlich wie jemand vom anderen Stern an meinen Platz schlurfe, schleicht sich der Gedanke in meinen Kopf, dass ich dieses Mal echt Mist gebaut habe. Ich spüre ein gigantisches Donnergrollen hinter meiner Stirn. Fühlt sich an wie die miesesten Kopfschmerzen, die ich je hatte.
„Hei, Maxie! Tatze freut sich schon total darauf, dich wiederzutreffen. Nur doof, dass Chili noch nicht wieder aufgetaucht ist. Meinst du, euer Kater ist weggelaufen?“ Linus stampft mit seinen Wortsilben quer durch mein Gehirn wie ein Elefant.
„Ahhh! Ähhh!“, mehr kann ich nicht dazu sagen, so schmerzt mein Kopf.
„Im Ernst?“, fragt Linus erschrocken. „Ist Chili fort? Wie schrecklich.“ Anscheinend hat er mein Stöhnen falsch verstanden.
„Ahhhhh! Ahhhhh!“ Ich tippe auf meine pochenden Schläfen.
„Ich helfe dir gerne Zettel aufhängen“, sagt Linus hilfsbereit. „Bestimmt hat ihn jemand gefunden und kümmert sich um ihn. Hat deine Mutter schon im Tierheim angerufen?“
Ich schüttle den Kopf. „Mensch, hör schon auf! Ich habe Kopfweh“, fauche ich Linus an. „Und Chili macht sich nichts aus mundfaulen Katern, kapiert?“
Linus guckt mich aus großen verschreckten Augen an, was mich immer total fertigmacht. Obwohl wir gleich alt sind, fühle ich mich dann wie seine Mama. Gerade eher wie seine Urgroßmutter.
„Ist schon okay“, murmele ich. „Hat nichts mit dir zu tun. Ich habe Migräne oder so was.“
Von der Doppelstunde Mathe kriege ich wirklich null mit. Schlecht für die nächste Klassenarbeit, aber das ist mir jetzt auch egal. Ich warte nur auf die große Pause und stürme vor allen anderen hinaus auf den Schulhof.
Dort fläze ich mich auf eine gemütliche Schulbank im Schatten und schließe die Augen. Am allerliebsten würde ich sie bis zum Abitur nicht mehr öffnen.
„Na, Schwesterherz, was hängst du denn hier so herum? Ich denke, heute ist alles megacool!“
Grrr. Ich bin mir sicher, Kassia würde mich selbst als Ameise aus meinem Ameisenhügel herauspicken, mir unangenehme Fragen stellen und die Antworten dann an unsere Mutter weiterpetzen.
„Gar nichts ist cool“, knurre ich mit geschlossenen Augen. „Alles doof.“
Kassia legt ihre kühle Hand auf meine Stirn, und das tut wirklich gut. Ich schnappe mir ihre Hand und patsche sie auf meine Wange.
„Wow, Maxie!“, ruft sie so entsetzt, dass ich die Augen erschrocken aufreiße. „Du hast mindestens 45 Grad Fieber. Was ist denn los?“
Ich seufze so laut, dass ein paar schwatzende Mädchen neugierig stehen bleiben und mich anstarren.
„Weitergehen!“, befiehlt Kassia. „Meine Schwester macht mir nur eine Yoga-Atemübung vor.“ Sie schaut mich besorgt an.
„Jonas … hat gesagt, ab jetzt … bin ich … nur noch … nur noch Luft für ihn“, stammle ich.
„Was??? Und warum?“
Ich schüttle verzweifelt den Kopf. „Ist zu kompliziert, das jetzt auf die Schnelle zu erklären. Hat was mit der Brief-Hausaufgabe von Frau Glöckner zu tun.“ Ich presse ihre Hand gegen meine Augen, damit ich nicht doch noch zu weinen anfange.
„Maxie. Ach, Mensch. Das tut mir wirklich leid. Der ist ja doof. Ich weiß, das nervt dich jetzt. Aber vielleicht hättest du ihn sicherheitshalber doch küssen sollen. Auch wenn das ein wenig eklig ist. In Filmen funktioniert das immer.“ Sie setzt sich neben mich und krault mir mit der freien Hand meinen Nacken, wie ich das mit Chili tue, wenn er sich an den Gartenmäusen überfressen hat.
„Weißt du“, flüstert Kassia in mein Ohr und rutscht ganz nah an mich heran. „Für jemanden Luft zu sein, ist doch eigentlich so ziemlich das Coolste, was einem passieren kann.“
Wie bitte? Das ist mal wieder typisch meine Schwester. Gerade findet man, dass sie die liebste von der ganzen Welt ist, und dann redet sie so einen Bockmist, dass man sie schon wieder kneifen könnte.
„Häh? Wieso?“ Gleich werde ich auch noch auf Kassia wütend.
„Na, das ist doch wohl so klar wie eine Matheaufgabe für Erstklässler“, sagt sie und schaut mich dabei so mitleidig an, als ob ich gerade eingeschult worden wäre. „Was ist Luft?“
In meinem gerade noch sehr entspannten Nacken fängt es gefährlich an zu kribbeln. „Was Luft ist? Spinnst du?“
Kassia lächelt milde. Dabei bin ich die ältere Schwester und nicht
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