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Und eines Tages kommt das Glück

Und eines Tages kommt das Glück

Titel: Und eines Tages kommt das Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila O'Flanagan
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ihr abzugeben. Und nachdem Tanya ohnehin die Ausgrabungsleitung in Melbourne übernehmen und sie in Australien  – der Anzahl der Kontaktversuche nach zu schließen  – offensichtlich von niemandem so recht vermisst wurde, bräuchte sie wohl gar nicht mehr zurückzukommen, fügte sie hinzu. Und dann schrieb sie noch, dass ihr im Leben bisher niemand so sehr gefehlt habe wie er. Sie wäre gern bei ihm, schrieb sie, und dass sie ihn liebe.
    Der letzte Satz war ihr einfach so herausgerutscht. Und wieder bereute sie zutiefst ihren Überschwang, während sie dem leisen Rauschen lauschte, als auch diese Mail ihren Weg um die halbe Welt antrat.

    Es war bereits dunkel, als Romy wieder die Treppe herunterkam. Sie wollte Veronica klarmachen, dass es nicht funktionierte, dass sie ihr mehr Last als Hilfe war und dass sie deshalb abreisen würde. Doch von ihrer Mutter war nichts zu sehen. Romy runzelte die Stirn. Sie war doch wohl nicht ausgegangen? Aber sie verwarf diesen Gedanken rasch. Veronica war wahrscheinlich in ihrem Zimmer und schmollte.
    Auf dem Teppich prangte ein Fleck, den Giselles blutende Nase dort hinterlassen hatte. Romy holte ein Reinigungsspray aus der Besenkammer und rieb den Fleck damit ein, bis nur noch ein blasser brauner Rand zu sehen war. Schon viel besser, dachte sie, jetzt sieht es hier weniger nach einem Tatort aus. Trotzdem würde man den Teppich wohl chemisch reinigen lassen müssen, doch das war nicht ihr Problem. Ab morgen wäre nichts mehr ihr Problem. Darragh und Kathryn konnten sich um ihre Mutter kümmern. Jetzt waren sie an der Reihe, etwas Sinnvolles zu tun.
    Romy schaltete den Fernsehapparat ein und zappte unschlüssig durch die Kanäle. Dann schaltete sie ihn wieder aus. Sie würde sich hinlegen, überlegte sie, und früh schlafen, damit sie morgen zeitig aufstehen und zum Flughafen fahren konnte. Ihren Vater würde sie von dort aus anrufen. Ihr wurde schwer ums Herz bei dem Gedanken, dass sie abreisen sollte, ohne Dermot noch einmal gesehen zu haben. Er hatte in ihrem Herzen immer einen besonderen Platz eingenommen, aber jetzt  – angesichts seiner neuen Familie  – war sie nicht mehr so wichtig für ihn. Na und? Sie war sich selbst genug. Sie brauchte ihn nicht. Sie brauchte keinen von ihnen.
    Als sie am Gästezimmer vorbeikam, hörte sie ein Geräusch. Sie blieb vor der Tür stehen und lauschte.
    Ihre Mutter weinte, ein leises, unterdrücktes Schluchzen. Romy zögerte. Das letzte Mal hatte sie Veronica an dem Abend weinen hören, als Dermot sie verlassen hatte. Sie war zu ihr ins Schlafzimmer gegangen und hatte ihre Mutter gebeten, damit aufzuhören. Sie bräuchte Dermot doch nur zu bitten, wieder nach Hause
zu kommen, was er bestimmt tun würde, da er sie schließlich alle von Herzen liebte. Aber Veronica hatte sie nur aus verquollenen, roten Augen angeschaut und ihr erklärt, sie solle sie in Ruhe lassen; sie wolle Dermot nicht wiederhaben, und geliebt habe er sie auch nie. Romy hatte die Tür wieder geschlossen und war weggegangen. Sie wusste, dass ihre Mutter wütend war, aber der Gedanke, dass Dermot keine von ihnen je geliebt haben könnte, machte sie krank. Dieses Mal öffnete sie die Tür nicht.
    Romy konnte nur schwer einschlafen. Aus Veronicas Zimmer drang zwar kein Schluchzen mehr an ihr Ohr, aber sie drückte den Kopf so in die Kissen, dass sie ohnehin nichts hörte.
    Als Romy endlich einschlief, träumte sie von Australien. Sie saß neben Keith auf der Veranda eines ihr unbekannten Hauses und schaute zu, wie die Sonne in Rot- und Goldtönen hinter dem Ozean versank. Ihr Kopf lag an Keiths Schulter, und sie war rundum zufrieden. Und dann, gerade als er ihr das Gesicht zuwandte und sie zweifellos küssen wollte, da tauchte Veronica in einem Nichts von Bikini auf, umwerfend aussehend. Schnurstracks kam sie auf sie zu, blieb vor Romy stehen, lachte und höhnte, dass Keith sie niemals küssen würde, weil sie nicht der Typ Frau war, den Männer küssen wollten. Sie wisse doch gar nicht, wie man einen Mann verführte. Schau dich doch an, sagte Veronica, du immer in Sack und Asche. Und als Romy an sich hinunterschaute, sah sie, dass sie tatsächlich einen schwarzen Plastikmüllsack anhatte, und plötzlich starrte auch Keith sie an und wollte wissen, ob sie denn nicht einen Funken Stilgefühl besitze. Dann schlang Veronica die Arme um Keith, und Romy wusste, dass sie mit ihm schlafen würde, und bei dieser Vorstellung stand sie auf und rannte ins Meer. Sie konnte

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