Und eines Tages kommt das Glück
Schnösel, und wenn sie es recht bedachte, dann hatte er das von Veronica geerbt. Auch sie war arrogant – auf ihre Weise, indem sie ständig Aufmerksamkeit einforderte, von
allen verlangte, dass sie stets auf Abruf bereitstanden, und Dinge haben wollte, die sie nicht haben konnte.
Zum Teufel mit ihnen allen. Romy stand auf der Straße vor Darraghs und Giselles Haus und schaute zurück. Zum Teufel mit ihnen allen, ihrem verschwenderischen Lebensstil, ihren Kinderfrauen und Luxusurlauben auf Barbados. Da hatte sie ihnen einen schönen Strich durch die Rechnung gemacht, hah! Sie weinte ihnen keine Träne nach und würde es nie tun. Und auch Veronica konnte ihr gestohlen bleiben. Sie würde schnellstmöglich nach Australien zurückkehren und wieder unter Menschen leben, denen sie wirklich am Herzen lag, und die Dolans konnten machen, was sie wollten.
Romy schniefte vor selbstgerechter Empörung, während sie die ruhige Vorortstraße entlangmarschierte. In dem Moment fiel ihr ein, dass sie drei Meilen von Veronicas Haus entfernt war und nicht einen Cent in der Tasche hatte, da sie in der Aufregung vergessen hatte, ihre Handtasche mitzunehmen. Sie würde den ganzen Weg zu Fuß zurücklegen müssen. Nicht dass drei Meilen eine so große Sache gewesen wären, aber es ging hauptsächlich aufwärts, und sie war müde und wütend und … Romy biss die Zähne zusammen – sie hasste sie alle aus tiefstem Herzen. Sobald sie zu Hause war, würde sie zu packen anfangen!
Eine Dreiviertelstunde später war sie wieder bei Veronica und streifte sich die Schuhe von den Füßen, laut die Tatsache beklagend, dass die ihren – im Gegensatz zu Giselles oder Veronicas bevorzugten Exemplaren – zwar flach, aber keine Laufschuhe waren, sodass sich die letzten zwanzig Minuten ihres Wegs an beiden kleinen Zehen je eine große Blase gebildet hatte.
»Bist du das?« Veronica kam langsam in die Küche. Romy verzog das Gesicht, als ihre schmerzenden Füße die kühlen Marmorfliesen berührten. »Was ist los mit dir?«
»Mir tun die Füße weh«, antwortete Romy. »Ich bin zu Fuß nach Hause gelaufen.«
»Warum, in Gottes Namen, hast du das getan?«, fragte Veronica. »Du hättest ein Taxi nehmen sollen. Oder du hättest auf Darragh warten können, bis er nach Hause kommt und dich zurückfährt.«
»Ich konnte kein Taxi nehmen, weil ich kein Geld dabeihatte«, erklärte Romy. »Und ich bezweifle sehr, dass auch nur die geringste Chance besteht, dass Darragh mich jemals wieder irgendwohin fahren wird.«
»Warum denn?«
Romy erzählte Veronica eine entschärfte Version ihres Streits mit ihrem Bruder. Veronica stöhnte.
»Wieso könnt ihr eigentlich nicht miteinander auskommen?«, fragte sie verzweifelt. »Was ist nur los, dass meine Kinder ständig wie wilde Tiere aufeinander losgehen? Andere Leute haben glückliche Familien, wo sich alle bestens verstehen. Warum können wir nicht so sein?«
»Weil Darragh sich für etwas Besonderes hält und erwartet, auch so behandelt zu werden.«
»Ich behandle euch alle gleich«, sagte Veronica. »Das habe ich immer getan.«
»O Mam, das tust du nicht! Das hast du nie getan«, rief Romy. »Du hast Darragh zum Geschäftsführer der Firma gemacht, aber weder mir noch Kathryn ist dort jemals ein Job angeboten worden! Okay, ich weiß, ich war nie die geborene Geschäftsfrau, aber Kathryn? Sie ist wirklich clever, aber du hast nie auf sie gehört. Dauernd hast du sie mit deinen Vorschlägen für Klamotten und Frisuren traktiert, obwohl sie in die Firma einsteigen wollte. Du begreifst das einfach nicht!«
Und mit diesen Worten stürmte Romy hinaus und knallte zum zweiten Mal an diesem Tag die Tür hinter sich zu.
Veronica saß steif in dem hohen Fernsehsessel, aufrecht und mit leerem Blick vor sich hin starrend. Nie zuvor hatte sie richtig verstanden,
was in Romys Kopf vor sich ging. In Veronicas Vorstellung waren alle Probleme mit ihrer jüngsten Tochter auf den peinlichen Vorfall bei Kathryns einundzwanzigstem Geburtstag zurückzuführen, als sie im Park des Hotels mit Perry Fitzpatrick herumgemacht hatte. Natürlich wusste sie, dass sie und Romy gegensätzlicher nicht hätten sein können, aber sie war immer überzeugt gewesen, dass die Beziehung zu ihrem jüngsten Kind nicht so schwierig geworden wäre, wäre damals nicht diese Sache mit Perry passiert.
Veronica spürte, wie ihr bei der Erinnerung daran die Schamesröte ins Gesicht stieg. Was sie getan hatte, war schrecklich,
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