Und eines Tages kommt das Glück
der Umgang mit Frauen war immer verdammt schwierig. Emotional und hormongesteuert, sahen sie Kränkungen, wo keine waren, und stritten wegen Belanglosigkeiten.
Darragh fragte sich, wie sein Vater wohl damit umgegangen wäre. Aber Tom wäre natürlich nie in eine solche Situation geraten. Wäre Tom noch am Leben, gäbe es keine gefühlsduseligen Frauen im Vorstand. Selbstverständlich wäre Veronica Mitglied der Geschäftsleitung, aber sie würde sich wahrscheinlich nie die Mühe machen, zu den Sitzungen zu erscheinen, sondern würde sich mit einem Leben als Dame der Gesellschaft zufriedengeben. Kathryn wäre niemals in die Geschäftsleitung berufen worden, und Romy wäre überhaupt nicht auf der Welt. Was für eine beglückende Vorstellung, dachte Darragh.
Dafür wären vielleicht andere Sachen passiert. Darragh hatte nie zuvor darüber nachgedacht, wie das Leben wohl ausgesehen hätte, wäre Tom nicht gestorben. Besser, dachte er in einem ersten Impuls, aber woher, zum Teufel, wollte er das wissen? Vielleicht hätte Tom der Investition in neue Maschinen nicht zugestimmt so wie Veronica in den Neunzigerjahren, als der damalige Geschäftsführer Christian mit den Plänen zu ihnen nach Hause gekommen war und sie mit ihnen durchgesprochen hatte. Darragh erinnerte sich daran, dass er in der Ecke gesessen hatte, während Christian die Fabrikanlage und die Maschinenausstattung erklärte und Veronica ihm antwortete, dass sie sich das alles durch den Kopf gehen lassen würde, da es schließlich eine Menge Geld sei, die Christian in diese Erneuerung stecken wolle, und bei der derzeitigen
schlechten Wirtschaftslage sei das eine weitreichende Entscheidung. Hinterher hatte sich Dermot die Pläne noch einmal mit ihr angesehen und gemeint, dass es ihm durchaus sinnvoll erschiene, die Fabrik technisch auf den neuesten Stand zu bringen, da er aber absolut nichts vom Geschäft verstünde, müsse sie dem Rat von Leuten vertrauen, die wüssten, wovon sie sprachen. Und soweit Darragh sich erinnerte, hatte Veronica ihm geantwortet, dass Tom der einzige Mann gewesen sei, dem sie jemals vertraut habe, wenn es um die Firma ging. Woher solle sie nun wissen, dass Christian nicht ein kompletter Trottel war?
Dermot hatte angeboten, bei einem Gespräch mit Christian dabei zu sein, und sie waren auch zusammen zur Bank gegangen, und letzten Endes hatten sie die Modernisierung durchgeführt. Das hatte sich als Glücksgriff erwiesen, denn so waren sie bereit gewesen für den wirtschaftlichen Boom, der kurz danach das ganze Land erfasst hatte, während konkurrierende Firmen zurückgefallen waren.
Hätte Dermot ihr nicht den Rücken gestärkt, dachte Darragh, dann hätte seine Mutter der Erneuerung der Anlagen möglicherweise nicht zugestimmt. Die Firma hatte nämlich eine große Summe aufnehmen müssen, und Veronica hasste es, sich Geld zu leihen. Sie gehörte noch einer Generation an, die mit Schulden nur schwer leben konnte, selbst wenn die Firma die Schulden hatte und nicht sie persönlich. Vielleicht hätte auch Tom nicht modernisiert (obwohl Darragh eigentlich davon überzeugt war). Aber wichtig war letztendlich, dass Veronica es getan und dass Dermot sie dabei unterstützt hatte. Darragh wusste genau, dass sein Stiefvater in dem Fall die Interessen der Firma an oberste Stelle gesetzt hatte, so ungern er dies auch zugab.
Vielleicht war es das, was ich an ihm nicht gemocht habe, überlegte Darragh und spürte einen Kloß im Hals. Vielleicht hat es mich gestört, dass er das Richtige getan hat, aber trotzdem nichts mit dem Betrieb zu tun haben wollte, weil sein Interesse daran
nicht groß genug war. Es ging mir gegen den Strich, dass er an einem Unternehmen, das mein Vater aufgebaut hatte, nicht interessiert sein sollte. Aber wenn er es übernommen hätte, dann hätte mir das vielleicht auch nicht gefallen.
Darragh seufzte. Im Nachhinein sah man immer alles anders. Er sollte aufhören, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen, und stattdessen lieber an die Zukunft denken. Und die sah nicht sehr rosig aus, da Veronica es sich erlaubt und Romy in die Lage versetzt hatte, bei den zukünftigen Belangen von Dolan Component Manufacturers mitzureden. Aus diesem Grund war es umso wichtiger, etwas zu unternehmen, um Romy auf seine Seite zu ziehen. Denn wenn es hart auf hart kam, dann wusste er, dass sie ohne triftige Gegenargumente ihre Stimme immer Kathryn geben würde. So waren Frauen nun mal. Sie wurden alle zu Feministinnen und hielten
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