Und eines Tages kommt das Glück
zusammen, egal, um was es ging. Doch dann fiel ihm ein, dass das nicht ganz stimmte. Veronica war normalerweise immer auf seiner Seite gewesen, nicht auf der von Kathryn, weil sie damit einverstanden war, wie er die Firma leitete. Bei geschäftlichen Entscheidungen ließ sie sich nie von Überlegungen weiblicher Solidarität leiten. Aber Romy war da anders. Das war sie immer schon gewesen.
Darragh stand auf, trat auf den schmalen Gang hinaus und stieg die Treppe hinunter. Dort öffnete er die schwere Eisentür, die die Büroräume von der Fabrik trennte. Eine Welle des Lärms schlug ihm entgegen. Donie, der Werkmeister, kam auf ihn zu und reichte ihm einen Schutzhelm. Darragh setzte ihn auf und ging durch die Fertigungshalle. Der Betrieb war gesund und stark, dachte er, aber sie würden trotzdem diversifizieren müssen, was immer seine Schwester auch davon halten mochte.
Darragh straffte die Schultern. Er würde sich von Kathryn nicht herumschubsen lassen, und er würde nicht zulassen, dass sie Romy manipulierte. In dem Punkt würde er sich durchsetzen, ganz gleich, was er dafür tun musste.
Kathryn hatte sich entschlossen, in der kommenden Woche in die Staaten zurückzufliegen. Sie war jetzt schon länger fort, als sie gedacht hatte, und die E-Mail-Anfragen aus New York – wann sie denn endlich gedenke, wieder an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren – wurden immer drängender. Die letzte Mail stammte von Henry Newman, der ihr androhte, dass sie, wenn sie sich nicht innerhalb der nächsten Woche an ihrem Schreibtisch einfand, möglicherweise keinen mehr vorfinden würde.
Kathryn rief Henry umgehend an. Sie sei gerade dabei, ihre Flüge zu buchen, erklärte sie ihm. Sie wisse sehr zu schätzen, mit welcher Geduld und mit wie viel Verständnis sie auf diese für ihre Familie so schwierige Zeit reagiert hätten. Aber wenn sie wüssten, dachte sie, als sie den Hörer auflegte, dass Veronica mit ihren Freunden auf hohen Absätzen durch Cork stöckelt, dann wäre es wahrscheinlich nicht mehr so weit her mit ihrem Verständnis. Auf jeden Fall würde ihre Mutter vor der Vorstandssitzung wieder zurückkommen, die Darragh für den folgenden Montagmorgen angesetzt hatte. Kathryn hatte sich fest vorgenommen, daran teilzunehmen, zu sagen, was gesagt werden musste, und danach in die Staaten zurückzukehren, um ihre eigenen Probleme anzugehen, während Darragh sich um die seinen kümmern konnte. Vielleicht würde sie in absehbarer Zeit wieder einmal nach Irland zurückkommen. Vielleicht gelänge es ihr aber auch, die Situation so zu klären, dass sie sich in New York sicher fühlen konnte. Sie wusste es nicht. Sie wusste nur, dass es sie nicht weiterbrachte, noch länger hier zu Hause herumzuhocken.
Kathryn saß an Veronicas Computer und informierte sich über Flüge in die Vereinigten Staaten, als es an der Tür klingelte. Der einzige Mensch, der bei ihnen klingelte, war Darragh. Obwohl er einen Schlüssel besaß, betrat er nie unaufgefordert das Haus, was Kathryn angesichts seines ausgeprägten Wunsches, es zu besitzen, ausgesprochen überraschte. Stattdessen klingelte er und sperrte nur dann selbst auf, wenn niemand reagierte.
Kathryn ging zur Eingangstür, öffnete und wich vor Schreck einen Schritt zurück, leise seinen Namen murmelnd. Sie keuchte empört, als der ungebetene Gast sich rücksichtslos an ihr vorbei ins Haus drängte.
Es war ein weiterer schöner Tag auf dem Ausgrabungsgelände vergangen. Mittlerweile waren alle der Meinung, dass sie es hier mit einer frühchristlichen Begräbnisstätte zu tun hatten, mit jeder Menge Flurstücke, die eine weitere Untersuchung wert waren. Romy hatte mit der Bergung eines zweiten Skelettes begonnen. Dabei hatte sie sich zwei weitere Fingernägel abgebrochen und sich die Haut am Schienbein aufgeschrammt, als sie über einen höchst modernen, im hohen Gras versteckten Betonblock gestolpert war. Aber das bekümmerte sie wenig. Im Gegenteil. Sie genoss die anspruchsvolle Arbeit, und es machte ihr großen Spaß, ihre Erfahrung an Jerry und Mick weiterzugeben, die neben ihr gruben.
»Kommst du heute Abend mit auf einen Drink?«, fragte Taig sie. »Es ist schließlich Freitag.«
Romy nickte. »Ich sterbe vor Durst«, erklärte sie. »Den habe ich mir wahrhaftig verdient.«
Eine halbe Stunde später saßen sie alle wieder in dem Garten des alten Dorfpubs, unterhielten sich über die Ausgrabung und die bisherigen Funde und entwarfen verschiedene Theorien, wie
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