Und eines Tages kommt das Glück
weißes Leinenhemd.
»Komm doch rein.«
Aber er stand bereits im Haus. Sie hatte ihn nicht aufhalten können. Kathryn fragte sich, wie er das elektronische Tor ausgetrickst hatte. Jeder in der Familie hatte entweder eine Fernbedienung oder kannte die Codenummer. Bisher hatte sie gedacht, dass das elektronische Tor tatsächlich ein gewisses Maß an Sicherheit bieten würde, eine Art Frühwarnsystem. Sie hätte es besser wissen sollen.
Er ging durch den Flur und wandte sich instinktiv in Richtung des eleganten Wohnzimmers.
»Nett hier.« Alan hob eine Augenbraue. Sein Gesicht war hart. »Ich dachte, du hättest mir gesagt, dass du aus bescheidenen Verhältnissen stammst.«
»Bescheiden habe ich nie gesagt«, erwiderte Kathryn. »Normal, das habe ich gesagt.«
»Das ist ein schönes Haus«, sagte er. »Sehr geschmackvoll und offenbar nicht ganz billig.«
»Irland ist kein billiges Land mehr«, erklärte sie.
»Dann ist dir die Upper East Side wohl nicht mehr gut genug.«
»Selbstverständlich nicht!« Sie versuchte, so ruhig wie möglich zu bleiben.
»Trotzdem, du brauchst mich nicht, oder?«, fragte er. »Du hast, wie man sieht, eine gute Familie im Rücken. Du hast deine Karriere – dabei wundert es mich allerdings, dass du so lange wegbleiben konntest … Finden das die anderen hier nicht auch merkwürdig? Und finden sie es nicht noch seltsamer, dass du überhaupt nicht mehr nach Hause kommen willst?«
»Sie haben mitbekommen, dass ich dich angerufen habe«, erwiderte sie. »Wie oft habe ich telefoniert und dir Mails geschickt, aber du hast ja nie geantwortet.«
»Nein. Weil ich vollauf damit beschäftigt war, mich erst mal zu sortieren«, antwortete er. »Schließlich hat meine Frau mich ohne eine Wort der Erklärung verlassen und mir dann die Nachricht auf den Anrufbeantworter gesprochen, dass sie die Scheidung will.«
»Ich bin nicht einfach so gegangen«, sagte Kathryn. »Ich habe dir eine Nachricht hinterlassen.«
»Da war nicht von Scheidung die Rede. Du hast gelogen.«
»Oh, Alan, du weißt doch, dass ich …« Sie befeuchtete ihre Lippen. »Ich musste zu meiner Mutter, aber als ich dann hier war, da ist mir klar geworden, dass wir so nicht weitermachen können.«
»Du hast das beschlossen, nicht ich. Und deinen Entschluss hast du mir, verdammt noch mal, lapidar auf dem Anrufbeantworter mitgeteilt.«
Kathryn zuckte zusammen. »Du hattest nie zurückgerufen. Und da dachte ich …«
»Was hast du denn erwartet?«, fiel er ihr ins Wort. »Dass ich dich anrufe und sage, oh, toll, wie schön, ruf meinen Anwalt an!« Sein Gesicht war gerötet, und er war wütend. »Hast du wirklich gedacht, dass ich nicht um meine Ehe kämpfen würde? Um dich?«
Kathryns Herz klopfte heftig.
»Es gibt keine Ehe«, sagte sie so ruhig, wie sie konnte. »Das, was wir haben, ist keine Ehe.«
»Wie kannst du es wagen, so etwas zu sagen!«
Sie wusste, dass sie zitterte, aber sie wollte nicht, dass er sah, wie viel Angst sie hatte.
»Alan, du musst das doch auch merken, dass nichts mehr stimmt und dass ich mich von dir scheiden lassen muss.«
»Nichts sehe ich«, erklärte er ihr. »Ich sehe nur, dass meine Frau plötzlich verrücktspielt und mir davonläuft, unter dem Vorwand, zu ihrer Mutter zu müssen.«
»Das ist nicht wahr«, sagte sie.
»Ich denke schon.« Alan lief im Wohnzimmer auf und ab, während sie in der Mitte stehen blieb. »Du hast gesagt, dass es deiner Meinung nach nicht mehr funktioniert mit uns.«
»Alan …«
»Ich bin aber der Ansicht, dass es durchaus funktionieren kann«, fuhr er fort. »Meiner Ansicht nach geht es nur darum, Grenzen zu setzen.«
Kathryn musste schlucken. Ein dicker Kloß drückte ihr plötzlich die Kehle zu.
»Das sehe ich nicht so«, sagte sie und hörte selbst, wie ihre Stimme zitterte. »Es geht um mehr, Alan. Ich kann nicht mehr mit dir zusammenleben. Ich … Ich werde auch nicht vor Gericht gehen. Ich will nicht einmal mehr zurück nach New York. Ich werde weder Unterhalt verlangen noch … noch sonst was.«
»Vor Gericht gehen?« Er wirbelte herum.
Kathryn sah das Funkeln in seinen Augen. Hätte sie das doch nicht gesagt. Das war äußerst unklug von ihr.
»Ich meine, wegen der Scheidung«, sagte sie hastig. »Ich will nichts von dir.«
»Du bist meine Frau«, meinte er. »Dir steht Unterhalt zu.«
»Ich brauche nichts von dir«, erklärte sie. »Mir fehlt nichts. Ich bin zufrieden.«
»Bist du sicher?«
Ihr Blick irrte durch das Zimmer.
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