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Und eines Tages kommt das Glück

Und eines Tages kommt das Glück

Titel: Und eines Tages kommt das Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila O'Flanagan
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»Absolut«, antwortete sie.

    »Ich glaube nicht, dass du zufrieden bist«, meinte Alan. »Für mich bist du großkotzig und ignorant.«
    Kathryn war plötzlich flau im Magen, und sie stellte fest, dass sie die Hände rang. Bisher hatte sie nie so recht verstanden, was das eigentlich bedeutete. Aber jetzt verschränkte sie ihre Finger ineinander und löste sie wieder in stummem Entsetzen und dem Wunsch, dieser Situation zu entkommen.
    »Es tut mir leid, wenn du das von mir denkst.« Sie bemühte sich noch immer, gelassen zu klingen, aber sie wusste, dass sie alles andere als ruhig war. Und sie befürchtete, dass sie gleich zu weinen anfangen würde, aber in seiner Gegenwart wollte sie das auf jeden Fall vermeiden. »Aber wir können hier und jetzt einen Schlussstrich ziehen«, sagte sie. »Das muss nicht so weitergehen.«
    »Du willst, dass ich einfach so meine Ehe aufgebe?«, fragte er. »Du willst, dass ich so tue, als würde das Eheversprechen nichts zählen, das ich abgelegt habe? Du sollst mir nicht mehr wichtig sein, und ich soll nicht alles daransetzen, damit wieder alles gut wird?«
    »Du kannst nichts dafür tun«, sagte sie rasch. »Es liegt nur an mir.«
    »Oh, Katy.« Traurig lächelte er sie an. »Das weiß ich doch. Ich weiß, dass du Probleme hast. Du trinkst zu viel. Das wissen auch andere Leute. Aber ich werde dir helfen, dass alles wieder ins Lot kommt. Du hast einfach die falsche Einstellung, das ist alles.«
    »Alan … Alan, du musst jetzt gehen.« Kathryn verlor die Beherrschung. Sie spürte, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen, und sie wusste, dass ihr die Stimme versagte.
    »Nein, ich werde nicht gehen«, erwiderte er.
    »Du musst aber«, fuhr sie fort. »Du musst gehen, weil ich dich nicht hierhaben will.«
    »Wie bitte?«
    »Raus mit dir«, rief Kathryn plötzlich. »Verschwinde, Alan. Das ist das Haus meiner Mutter.«

    »Schätzchen, es ist mir scheißegal, wem das Haus hier gehört.«
    Sie war schneller als er und schaffte es, durch die Tür nach draußen zu laufen, bevor er bei ihr war. Sie sprintete die Treppe so schnell hinauf, wie sie es niemals für möglich gehalten hätte. Sie hörte, wie er ihr folgte, als sie die Schlafzimmertür zuschlug und rasch den Schlüssel umdrehte.
    Als Kathryn sich vor ein paar Tagen bei Veronica erkundigt hatte, ob man die Schlafzimmer absperren könne, hatte ihre Mutter sie verwundert angesehen und geantwortet, dass alle Schlüssel an dem Brett unter der Treppe hingen. Kathryn hatte gewartet, bis Romy und Veronica irgendwann zum Einkaufen gefahren waren, ehe sie alle Schlüssel ausprobiert, die beiden zu ihrem Zimmer entdeckt und von dem Ring abgemacht hatte. Einen hatte sie ins Türschloss gesteckt und den anderen in die Schublade ihres Nachttisches gelegt. Damals hatte sie eigentlich nicht damit gerechnet, dass sie sie brauchen würde, aber vielleicht hatte sie insgeheim immer geahnt, dass es eines Tages so weit wäre, dachte sie jetzt, während sie ängstlich auf die verschlossene Tür blickte.
    »Mach die Tür auf, du Schlampe!« Alan hämmerte dagegen, und Kathryn befürchtete, dass sie nachgeben könnte. Ihr Blick irrte durch das Zimmer, und sie wünschte sich, sie hätte so viel Geistesgegenwart besessen, ihr Handy mitzunehmen.
    »Kathryn! Mach diese verfluchte Tür auf!«
    In Panik riss sie die Türen zu ihrem winzigen Balkon auf, trat hinaus und schloss sie hinter sich.
    »Du kannst mir nicht entkommen, das weißt du.«
    Ja, das wusste sie. Das hatte sie immer gewusst. Von dem Tag an, als er sie das erste Mal geschlagen hatte, hatte sie es gewusst.
     
    An dem Tag war ihr nicht zum ersten Mal bewusst geworden, dass es ein Fehler gewesen war, Alan zu heiraten. Aber da realisierte sie zum ersten Mal, dass es schlimmer um ihre Ehe stand, als sie gedacht hatte. Bis zu diesem Zeitpunkt war es ihr gelungen, sich
sein Verhalten mit vernünftigen Argumenten schönzureden. Sie hatte Zweifel gehabt, und sie hatte sich von diesen Zweifeln verwirren lassen.
    Bis dato hatte Kathryn immer angenommen, dass man es als Frau sofort merken müsste, wenn der eigene Mann zur Gewalttätigkeit neigte. (Schließlich heiratete man keinen Unbekannten, und deshalb wussten Frauen, deren Männer sie schlugen, es von Anfang an, dass es ein Problem gab.) Doch nichts in Alans Charakter hätte sie auf die Idee gebracht, dass er anders sein konnte als freundlich, liebevoll und höflich. Und sie war überzeugt gewesen, dass sie ein gutes Leben miteinander führen

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