Und eines Tages kommt das Glück
aber ich war trotzdem sehr überrascht, dass du dich darauf eingelassen hast. Ich hatte mich schon gewappnet, allein zurechtkommen zu müssen.«
»Ich bezweifle sehr, dass du nach dieser Operation allein zurechtkommen wirst, vor allem, da ich jetzt mit eigenen Augen gesehen habe, wie es dir geht. Darragh hat mich gebeten zu kommen, und selbstverständlich habe ich zugesagt.«
Veronica zog ihre sorgfältig gezupften Augenbrauen in die Höhe. »Und er musste dich nicht lange überreden?«
»Zugegeben, seine Bitte kam ein wenig ungelegen«, erwiderte Romy. »Ich hatte ein neues Angebot von Heritage Help auf dem Tisch, dieses Mal in Melbourne, und ich hätte den Auftrag eigentlich gern angenommen. Aber es werden sich noch andere Gelegenheiten bieten.«
»Ich weiß, dass du nicht gern hier bist, und auch, dass ich dir eine Last bin. Aber keine Sorge, es wird nicht für lange sein.«
»Ich mache mir keine Sorgen«, antwortete Romy.
»Hast du in letzter Zeit mal mit deinem Vater gesprochen?«
»Nein«, sagte Romy, »das heißt, ich habe ihm natürlich gesagt, dass ich nach Hause komme.«
»Wie geht es ihm?«, fragte Veronica.
»Im Moment ist er in Kerry«, erklärte Romy.
»Allein? Oder macht er einen auf glückliche Familie?«, entgegnete Veronica verächtlich.
»Mam!«
»Er hat sich nie die Zeit genommen, mit uns nach Kerry zu fahren.«
»Mam, du hattest nie das geringste Interesse, dir irgendeinen Ort in Irland anzuschauen«, protestierte Romy. »Ich erinnere mich, dass du immer nur gestöhnt hast, es sei zwar nett hier, aber eben Provinz.«
»Ich wäre sehr wohl mitgekommen, wenn Dermot mich an einen netten Ort entführt hätte«, erwiderte Veronica feindselig.
»Er ist mit dir nach Frankreich, nach Spanien, auf die Kanaren, nach Marokko und an viele andere Orte gefahren.«
»Das war doch etwas vollkommen anderes.« Veronica strich sich mit einer herablassenden Geste das Haar aus dem Gesicht, sodass ihre Armbänder klirrend aneinanderschlugen. »Das war unser Urlaub, keine Ausflüge, um mal auszuspannen.«
»Ich werde jetzt nicht mit dir streiten«, sagte Romy, während sie den Becher zurück auf den Tisch stellte. »Das habe ich mir fest vorgenommen.«
»Ich verstehe«, antwortete Veronica gedehnt. »Sonst noch etwas?«
»Dass ich sofort wieder an meine Arbeit zurückkehren werde, sobald du wieder auf den Beinen bist.«
Veronica verzog das Gesicht. »Im Dreck buddeln.« Sie seufzte. »Ich weiß, dass du das liebst, aber – im Ernst, Romy!«
»Das ist ein ernsthafter Beruf«, protestierte Romy.
»Ja, aber was hast du davon?«, fragte Veronica.
»Befriedigung.«
»Geld?«
Romy konnte sich gerade noch bremsen, die Schultern zu zucken. »Nicht so viel, wie dir recht wäre, vermute ich.«
»Du kannst ja immer noch reich heiraten«, meinte Veronica.
»Das ist nicht dein Ernst, oder?«
»Kathryn hat es so gemacht.«
»Kathryn ist außerdem noch sehr erfolgreich in ihrem Beruf.«
»Ist bei dir denn wenigstens ein Mann in Sicht?«, wollte Veronica wissen und trommelte mit ihren langen, lackierten Fingernägeln auf der Sessellehne.
Romy erwiderte stumm den Blick ihrer Mutter.
»Ach, jetzt stell dich nicht so an!«, brauste Veronica ungehalten auf. »Und wenn, dann ist er sechstausend Meilen weit weg.«
»Ja, ich habe einen Freund«, sagte Romy. Keith würde bestimmt ausflippen angesichts dieser Veränderung seines Status, dachte sie. Hoffentlich hatte er sich inzwischen von dem Trostkuss, wie er es genannt hatte, erholt. »Er ist ein toller Typ und hofft natürlich, dass ich bald wieder bei ihm down under bin.«
»Was macht er denn beruflich?«, erkundigte sich Veronica.
»Er ist Unterwasserarchäologe«, antwortete Romy.
»Gräbt er Fische aus oder wie?«, fragte Veronica verständnislos. Romy musste grinsen.
»Nein, in erster Linie Schiffswracks.«
»Oh.«
»Er ist wirklich ein netter Kerl.«
Veronica hob skeptisch eine Augenbraue. »Ist das eine ernsthafte Beziehung?«
»Ich weiß noch nicht so recht.« Romy war nicht fähig, die Lüge weiterzuspinnen. Mehr gab ein Trostkuss nicht her.
»Verstehe.«
»Besser, als wenn du unbedacht in eine Ehe schlitterst.«
Einen Moment lang sahen die beiden Frauen einander herausfordernd an. Die Luft zwischen ihnen schien zu knistern.
»Entschuldige«, sagte Romy, als sie das Schweigen nicht länger ertrug.
»Meine Ehe mit Tom hat immerhin zehn Jahre gedauert, und
wir wären noch länger verheiratet gewesen, wäre er nicht gestorben«,
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