Und eines Tages kommt das Glück
sagte Veronica mit eisiger Stimme. »Meine Ehe mit deinem Vater hat vierzehn Jahre gehalten und hätte noch länger gedauert, wenn er nicht so verdammt egoistisch gewesen wäre.«
Romy zuckte zusammen. Wieder dieses Wort: egoistisch. Hatte sie diesen Egoismus von Dermot geerbt? War das genetisch bedingt? War sie wirklich so schlimm, wie alle von ihr dachten?
»Nur meine Ehe mit Larry war, das muss ich zugeben, ein wenig chaotisch.« Ein Hauch von Ironie schwang in Veronicas Stimme mit. »Aber ich war sehr verletzt zu dieser Zeit und habe wohl Sympathie mit Liebe verwechselt.«
Romy erwiderte nichts. Veronicas dritte Ehe war eine sehr kurzlebige Affäre gewesen. Sie hatte Larry Watts ein Jahr nach der endgültigen Scheidung von Dermot kennengelernt und geheiratet und sich im Jahr darauf wieder von ihm getrennt – kurz bevor Dermot seine schöne (bedeutend jüngere) neue Frau Larissa geheiratet hatte.
Was Veronicas dritte Ehe anging, da waren sich Darragh, Kathryn und Romy ausnahmsweise einmal vollkommen einig gewesen. Vereint in dem Glauben, dass ihre Mutter einen schweren Fehler beging, hatten sie sie angefleht, es nicht zu tun. (Das heißt, Darragh und Kathryn hatten das Reden übernommen, Romy hatte nur dabeigesessen und nichts gesagt, bis sie gezwungen gewesen war, ihren Vater zu verteidigen, als Veronica ihm wieder einmal üble Vorwürfe gemacht hatte.) Trotz Darraghs und Kathryns größter Anstrengung hatten sie Veronica die Heirat nicht ausreden können. Die Hochzeit hatte auf den Malediven stattgefunden und war schrecklich romantisch gewesen. Doch die Ehe hatte sich als Katastrophe erwiesen. Zwei Tage vor ihrem ersten Hochzeitstag war Larry ausgezogen. Ihre einzige Rettung war gewesen, wie Veronica später zugegeben hatte, dass er nicht versucht hatte, finanzielle Ansprüche geltend zu machen. Am Ende hatten sie sich in aller Freundschaft getrennt. Sie hätten alles falsch angepackt,
wie Larry hinterher feststellte. Er war vor seiner Ehe mit Veronica nie verheiratet gewesen und hatte nie Kinder gehabt. Angesichts der komplizierten Beziehung zwischen ihr, Darragh und Kathryn war das nicht unbedingt negativ, wie Romy fand.
»Gibt es denn momentan jemanden in deinem Leben?« Romy war sich nicht sicher, ob sie das überhaupt wissen wollte. Aus diversen Gründen fühlte sie sich unwohl, diese Art von Gespräch mit Veronica zu führen. Dass erwachsene Töchter sich bei ihren Müttern nach deren Liebesleben erkundigten, war nur einer davon, wie sie fand. Aber vermutlich war das heutzutage unvermeidlich.
Veronica zuckte die Schultern. »In letzter Zeit nicht. Natürlich lerne ich in meiner Freizeit immer wieder jemanden kennen. Da war einer im Bridgeclub, recht nett, aber letzten Endes hatten wir uns doch nicht so viel zu sagen, wie ich ursprünglich dachte. Dann ist da noch ein Witwer in meinem Salsakurs – aber ich war nicht mehr dort, seit mir mein Rücken so zu schaffen macht. Ein interessanter Typ war mit mir im Kurs für Kunstbetrachtung, aber er war verheiratet, und in meiner jetzigen Situation habe ich wahrhaftig nicht das geringste Interesse an einer heimlichen Affäre! Mir geht es momentan eher um Freundschaft.«
»Zur Abwechslung mal was anderes«, meinte Romy.
»Das sehe ich nicht so«, erwiderte Veronica. »Ich habe mir eigentlich nie etwas anderes als einen guten Freund gewünscht.«
Romy warf ihrer Mutter einen skeptischen Blick zu.
»Aber wenn mehr daraus wird …« Veronica grinste. »Umso besser. Das dürftest du mittlerweile doch auch kapiert haben – jetzt, wo du einen Freund hast.«
»Ich hatte schon früher Beziehungen«, entgegnete Romy.
»Aber nie etwas Ernsthaftes. Hat dein momentaner Freund ein Problem damit, dass du jetzt hier bist?«, erkundigte sich Veronica.
»Er weiß ja, dass es nicht für lange ist.«
»Ganz recht.«
Romy warf Veronica einen trotzigen Blick zu. »Lange würden wir beide es wohl auch nicht miteinander aushalten, wie?«
»Wahrscheinlich nicht«, stimmte Veronica ihr zu.
»Dann lass uns das Beste daraus machen, solange ich hier bin.«
»An mir soll es nicht liegen«, sagte Veronica. »Mir war immer daran gelegen, gut mit dir auszukommen.«
»Früher hieß das, dass es so läuft, wie du willst. Dass du machst, was du willst und wann du es willst.« Kaum hatte sie den Satz ausgesprochen, wünschte Romy sich, sie hätte sich die Bemerkung verkniffen.
»Nun, es wird wohl kaum alles nach meinem Kopf gehen, wenn du die Oberaufsicht hast«,
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