Und eines Tages kommt das Glück
entsprechende finanzielle Polster auf der Bank.«
»Du wirst in der Zeit, in der du bei Veronica wohnst, kein Geld brauchen«, erklärte Darragh herablassend. »Aber ich bin sicher, dass sich eine Art Vergütung organisieren lässt. Und was deinen Job betrifft – sind das denn nicht immer nur befristete Zeitverträge? Ich bin sicher, dass du anschließend kein Problem haben dürftest, irgendwo wieder in das Buddelgeschäft einzusteigen.«
Romy ignorierte diese Herabsetzung ihres Berufs. »Das ist meine Chance, mich zu profilieren«, wandte sie ein. »Das ist wichtig für mich. Wie ich schon sagte, es wäre ein Karriereschub.«
»Und Karriere ist dir wichtiger als die Gesundheit deiner Mutter?«
Romy seufzte. Natürlich nicht. Aber für sie waren Veronica, Darragh oder Kathryn schon lange kein Teil ihres Lebens mehr. Sie sah überhaupt nicht ein, weshalb Darragh sie um die halbe Welt hetzen musste und zu Hause haben wollte, da es andere Menschen gab, die in der Nähe lebten und sich um ihre Mutter kümmern konnten.
»Wieso kann Giselle nicht einspringen?«, fragte sie. »Sie und Mam verstehen sich doch prächtig, oder nicht?«
»Ich bitte dich! Giselle und ich haben schon genug am Hals. Mimi ist drei, für den Fall, dass du es vergessen haben solltest, und ein sehr schwieriges Kind.«
»Ja, aber Mam liebt sie und …«
»Und außerdem ist Giselle wieder schwanger«, fiel Darragh ihr ins Wort. »Deswegen kann sie nicht so lange bei Mam bleiben. Und ich arbeite. Also bleibst nur du übrig.«
»Aha. Und was ist mit Kathryn?«
»Machst du Witze?«, schnaubte Darragh. »Bei ihr kann man wirklich von Karriere sprechen! Und sie ist verheiratet! Du kannst unmöglich von ihr erwarten, dass sie auf unbestimmte Zeit Mann und Beruf vernachlässigt, oder?«
Romy wusste genau, dass es Zeitverschwendung war, Kathryn – sechs Jahre jünger als Darragh und fünf Jahre älter als sie – darum zu bitten. Wenn jemand in ihrer Familie der Unternehmertyp war, dann sie. Zurzeit lebte und arbeitete sie allerdings in den Vereinigten Staaten und war beruflich zu sehr eingebunden, um nach Hause zu kommen. Romy wusste zwar nicht, worin Kathryns Arbeit genau bestand, aber es hatte irgendetwas mit Wirtschaftskriminalität zu tun und brachte ihr ein siebenstelliges Jahresgehalt ein, was sie – zumindest in Darraghs Augen – ungleich erfolgreicher machte, als Romy es je sein würde. Darragh beurteilte jeden danach, wie viel Geld er verdiente, und deshalb stand Romy ganz unten in der geschwisterlichen Hackordnung und war folglich erste Wahl, wenn es um die Frage ging, wer das eigene Leben hintanstellen und nach Hause kommen sollte, um Veronica zu umsorgen. Trotzdem wäre Kathryn wesentlich besser für die Aufgabe geeignet. Die coole, unerschütterliche Kathryn käme viel besser mit Veronica zurecht als ihre emotionale, aufbrausende kleine Schwester (noch dazu mit der alten Geschichte im Gepäck, wie Darragh angedeutet hatte, ohne jedoch zu wissen, was es damit auf sich hatte).
»Und wieso kommt eine Haushaltshilfe nicht infrage?«, fragte Romy verzweifelt.
Empörtes Schweigen am anderen Ende der Leitung.
»Willst du wirklich, dass ich unserer Mutter den Vorschlag mache,
eine bezahlte Hilfe einzustellen?«, entgegnete Darragh. »Da sie fest damit gerechnet hat, dass du ohnehin nach Hause kommen wirst? Du hast doch gesagt, dass du nach Australien hierher zurückkommst, oder?«
»Ich habe gesagt, dass ich wieder nach Europa komme. Ich habe dabei aber eher daran gedacht, wieder nach Lissabon zu gehen. Und wie ich gerade versucht habe, dir zu erklären, hat man mir hier ein interessantes Angebot gemacht, und außerdem habe ich meine Verpflichtungen und … und einen Freund.« Natürlich war Keith nicht ihr Freund, aber sie war Tausende von Meilen weit weg, und Darragh konnte nicht sehen, dass sie errötete.
»Ein Freund!« Er schnaubte. »Du willst wegen eines Kerls nicht nach Hause kommen?«
»Würdest du denn Giselle zurücklassen?«, fragte sie.
»Giselle ist meine Frau. Das ist etwas völlig anderes, und das weißt du auch. Du warst seit über einem Jahr nicht mehr zu Hause, und jetzt, wo wir dich brauchen, bist du so egoistisch und benutzt irgend so einen gebräunten Beachboy als Ausrede.«
»Aber so ist das doch nicht!«, rief Romy.
»Wie ist es dann?«
Darauf konnte sie ihm natürlich keine Antwort geben. Es gab tausend Gründe, weshalb sie nicht nach Hause kommen wollte. Doch wenn sie die Situation
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