Und eines Tages kommt das Glück
objektiv betrachtete, konnte sie durchaus verstehen, weshalb Darragh sie für egoistisch hielt. Schließlich war Veronica trotz allem ihre Mutter, ganz gleich, wie schlecht sie ihren Job in der Vergangenheit auch gemacht haben mochte.
»Es ist ja nicht so, dass ich nicht helfen will«, lenkte sie schließlich ein. »Aber es erscheint mir blödsinnig, nur wegen ein paar Wochen nach Hause zu kommen …«
»Wir wissen doch noch gar nicht, wie lange es dauern wird, nur, dass Mam nach der Operation Hilfe brauchen wird.«
»Oh, du kennst doch Mam«, erwiderte Romy leichthin. »Ich
möchte wetten, dass sie im Handumdrehen wieder auf den Beinen und in ihrem Salsatanzkurs ist.«
»Herrgott noch mal, Romy, es handelt sich hier um einen komplizierten Eingriff, kapier das doch. Und Mutter ist auch nicht mehr die Jüngste. Dieses Mal wird es eine Weile dauern, bis sie wieder fit ist. Ich bin sicher, dass sie dich nicht länger um sich haben will als nötig, aber sie braucht nun mal jemanden. Du bist so was von egoistisch, dass man es manchmal kaum glauben kann.«
»Bin ich nicht!«, rief Romy erbost. »Und du weißt genau, wie Mam ist, wenn es um ihr Alter geht. Sie mag ja durchaus schon über sechzig sein, aber kein Mensch würde sie doch einen Tag älter als vierzig schätzen! Bei dem Gedanken, du könntest mir erzählen, dass ich nach Hause kommen muss, weil sie alt ist, würde sie ausflippen.«
»Das habe ich doch gar nicht gesagt«, widersprach Darragh ungeduldig. »Also, wirst du jetzt vernünftig sein oder wie üblich nur an dich denken?«
Romy verkniff sich die Antwort, die ihr auf der Zunge lag. Sie hatte die Nase voll davon, dass Darragh sie für egoistisch hielt.
»Selbstverständlich komme ich, wenn es absolut notwendig ist«, erklärte sie. »Falls es wirklich keine andere Möglichkeit gibt. Und wenn es auch für Veronica in Ordnung ist. Weil sie mich vielleicht gar nicht im Haus haben will, Darragh.«
»Jetzt mach dich doch nicht lächerlich«, sagte Darragh. »Ich weiß, dass es zwischen euch irgendetwas gegeben hat, aber Blut ist dicker als Wasser, und du bist ihr allemal lieber als sonst jemand.«
»Bist du dir da ganz sicher?«, fragte Romy. »Ich meine, hast du mit ihr darüber gesprochen?«
»Ja«, antwortete Darragh.
»Oh.« Romy war überrascht.
»Du kannst also ruhig eine Weile damit aufhören, irgendwo im Dreck zu buddeln, und anfangen, stattdessen Zeit mit deiner Familie zu verbringen. Das würde dir vielleicht sogar guttun.«
»Großartig, danke«, spottete Romy. »Es freut mich ja so, dass du in mir immer noch das schwarze Schaf der Familie siehst.«
»Das muss wohl an den Genen liegen«, meinte Darragh. »Kathryn und ich kommen nach unserem Vater, du nach deinem.«
Romy ballte die Hand zur Faust. Sie war versucht, sofort aufzulegen. Sollte Darragh doch denken, was er wollte. Wie konnte er es wagen anzudeuten, dass Dermot weniger wert sei als Tom, nur weil Dermot nicht so auf Geld fixiert war wie Darraghs Vater.
»Entschuldige bitte, tut mir leid.« Es war Darragh, der schließlich das Schweigen brach, und Romy nahm überrascht seine Entschuldigung zur Kenntnis. »Das war nicht fair von mir.«
»Nein«, sagte sie mit zittriger Stimme, »das war es wahrhaftig nicht.«
»Jetzt hör mal zu, Romy«, fuhr Darragh fort und legte noch einmal seine ganze Überzeugungskraft in seine Stimme, »so lange wird es wahrscheinlich gar nicht dauern, höchstens ein paar Monate. Dann kannst du wieder in den australischen Busch zurück, und Giselle und ich haben ein Auge auf Mam. Um ehrlich zu sein, ich hätte dich nicht gefragt, wenn Kathryn und ich nicht anderweitige Verpflichtungen hätten.«
»Es ist ja nicht so …« Romy schluckte. »Du hast recht. Ich bin schließlich diejenige von uns, die jung, ungebunden und Single ist, und ich sollte mich um Mutter kümmern, bis sie wieder auf den Beinen ist. Ich finde es trotzdem verdammt merkwürdig, mir von euch anhören zu müssen, dass ich einfach so alles aufgeben und zurückkommen soll. Ich habe hier diese Chance … Und ich hatte gehofft …« Wieder schluckte sie. »Aber wahrscheinlich werden sich noch andere Gelegenheiten bieten.«
»Sicher doch«, erwiderte Darragh gönnerhaft.
Jetzt war es Romy, die das peinliche Schweigen nicht länger aushielt.
»Also … gratuliere zum neuen Baby«, sagte sie.
»Wenn sie nicht schwanger wäre, hätte Giselle sich nur allzu
gern um Mam gekümmert«, beeilte Darragh sich zu sagen. »Ich kann gar nicht
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