Und eines Tages kommt das Glück
jetzt doch für angebracht, auch ein wenig über Romy herzuziehen. »Ist sie auch so stur?«
»Ich schätze schon, aber nicht so schlimm wie Kathryn. Sie ist eine echte Vatertochter und wird es immer bleiben. Ich kann mich noch so anstrengen, daran wird sich nie etwas ändern. Und dabei ist ihr geliebter Vater gar kein so toller Hecht, wie sie immer meint.«
»Ich weiß«, sagte Giselle.
»Ich bekomme Kopfschmerzen, wenn ich nur an sie denke.« Veronica massierte sich den Nacken. »Hoffen wir, dass du bei Mimi mehr Glück hast. Und bei Junior.«
»Ich werde mein Bestes tun.« Giselle lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Sie wäre gern noch mehr über die beiden Schwägerinnen hergezogen, aber sie wollte es auch nicht übertreiben. Veronica beschwerte sich zwar hin und wieder über sie, aber es gab eine Grenze, die sie nie überschritt. Also wechselte Giselle das Thema. »Diese Hängekörbe sehen wirklich hübsch aus.«
»Sie müssten dringend ausgedünnt werden«, meinte Veronica. »Aber ich kann das nicht tun, und Romy scheint es vergessen zu haben, obwohl ich sie darum gebeten habe.«
Giselle grinste. »Merkwürdig, dass sie die Gelegenheit, ein bisschen in der Erde zu wühlen, nicht genutzt hat.«
Veronica lachte. »Gärtnern scheint mir nicht ganz so ihr Fall zu sein.«
»Ich erledige das für dich«, versprach Giselle.
»O nein, bitte nicht. Du müsstest die Trittleiter aus dem Schuppen holen, um ranzukommen. Überlass das lieber Romy.«
»Ich würde es aber wirklich gern machen«, beharrte Giselle.
»Also, wenn dir das nicht zu viel ist – das wäre großartig.«
»Oh, fast hätte ich es vergessen.« Giselle öffnete ihre Birkin Bag. »Hier sind die letzten Ausgaben von House and Homes für dich. Und« – sie wühlte ein wenig tiefer – »der Tatler vom letzten Monat mit einem Foto von Darragh und mir bei der Expo-Awards-Nacht.« Sie klappte die Zeitschrift auf und deutete auf das Bild von sich und ihrem Mann. Darragh trug einen Smoking und sie ein langes Abendkleid aus hellgrauem Satin.
»Wie schön«, sagte Veronica. »Du siehst umwerfend aus.«
Giselle lächelte. »Siehst du, was hier steht? Der Unternehmer und Geschäftsmann Darragh Dolan und seine Frau, die Stil-Ikone Giselle Dolan.« Sie kicherte. »Es ist schon toll, als Stil-Ikone bezeichnet zu werden.«
»Ja, das ist es«, erwiderte Veronica stolz. »Dieses Kleid ist übrigens ein Traum.«
»Prada«, erklärte Giselle. »Hat eine Stange Geld gekostet, aber sag das bloß nicht Darragh. Ich habe mir das von meinem eigenen Geld gekauft.«
»Das steht dir doch auch zu«, meinte Veronica.
»Das war der wichtigste Abend des Jahres«, erzählte Giselle, »und ich musste gut aussehen. Trotzdem ist auch mir bei dem Preis schwindlig geworden!«
Die beiden Frauen zwinkerten einander verschwörerisch zu und lehnten sich wieder zurück. Die Sonne wanderte unter den Schirm, aber keine der beiden sah sich genötigt aufzustehen. Es war warm und angenehm, und der Duft der Gartenblumen lag in der Luft.
Wie viel einfacher wäre das Leben, wenn ich mit Romy so hier draußen sitzen könnte, dachte Veronica.
»Welcher Freund? Wann?« Colleen war noch immer wie vor den Kopf geschlagen von Romys Bemerkung. »Ich kann nicht glauben, dass deine Mutter … oh, Mann, Romy, das ist ja ekelhaft.«
»Perry Fitzpatrick«, sagte Romy. »An Kathryns einundzwanzigstem Geburtstag.«
»Nein, Wahnsinn.« Colleens Augen weiteten sich. »Das ist so was von krass. Du hast nie darüber gesprochen.«
»Was hätte ich denn sagen sollen?«, fragte Romy. »Ich konnte es doch selbst nicht glauben. Und ich habe mich zu sehr geschämt, um es jemandem zu erzählen. Mein Freund und meine Mutter.«
»Er war ein gutes Stück älter als du, nicht wahr?« Colleen erinnerte sich jetzt wieder.
»Alt genug, um sich nicht so danebenzubenehmen«, erwiderte Romy.
Sie hatte ihn bei einer anderen Geburtstagsparty kennengelernt; Sarah Ryans Schwester war an dem Tag achtzehn Jahre alt
geworden. Sarah war mit Romy und Colleen in dieselbe Klasse gegangen. Perry war ein Freund von Sarahs älterem Bruder Michael, der ebenfalls eingeladen gewesen war.
Romy war bisher ein-, zweimal mit dem einen oder anderen Jungen ausgegangen, die aber alle ungefähr in ihrem Alter gewesen waren und dieselbe Schule besucht hatten. Perry Fitzpatrick stammte aus Wicklow und studierte an der UCD in Dublin. Romy hatte sich vom ersten Moment an zu ihm hingezogen gefühlt. Er war groß, blond,
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