Und erlose uns von dem Bosen
Williams abgesetzt werden sollte, in Virginia. Sie brauchten dreieinhalb Minuten vom FBI-Hauptquartier dorthin. Nikki Williams war nahezu schwindlig vom Schuss und dem Mord, ganz zu schweigen von der Riesensumme, die sie bekommen würde. Wahrlich fürstlich, aber bei Gott, sie war jeden Penny wert.
Der Hubschrauber landete sanft, und sie sprang von der Kufe. Dann salutierte sie vor dem Piloten. Er streckte den rechten Arm in ihre Richtung â und schoss zweimal auf sie. Ein Schuss in die Kehle, einer in die Stirn. Dem Piloten gefiel das nicht, aber er tat es. Denn so lauteten seine Befehle, und er war klug genug, diese zu befolgen. Die Scharfschützin hatte offenbar jemandem von ihrer Mission erzählt. Mehr wusste der Pilot nicht.
Lediglich sein Stück des groÃen Bildes.
33
Wir wussten Folgendes:
Die beiden Männer, die im Innenhof des FBI-Gebäudes festgenommen worden waren, saÃen jetzt im ersten Stock.
Aber wer zum Teufel waren sie?
Laut der Gerüchte, die sich wie ein Lauffeuer verbreiteten, war Ron Burns erschossen worden. Mein Boss und Freund war tot.
Von einigen Quellen wurde behauptet, dass Burnsâ Büro das Ziel eines Scharfschützenangriffs gewesen sei. Ich musste unwillkürlich an den Meuchelmord an Stacy Pollack Anfang dieses Jahres denken. Der Wolf hatte nie wirklich die Verantwortung für den Mord am Leiter des SIOC übernommen, aber wir wussten, dass allein er den Befehl dazu gegeben hatte. Burns hatte Rache geschworen, allerdings hatte er sie nie ausführen können. Jedenfalls meiner Kenntnis nach nicht.
Eine halbe Stunde nach dem Attentat des Scharfschützen erhielt ich einen Anruf. Ich sollte in den ersten Stock kommen. Das war gut: Ich musste etwas tun, sonst wäre ich in meinem Büro verrückt geworden.
»Irgendwas über die SchieÃerei oben?«, fragte ich den ACAS, der mich angerufen hatte.
»Nichts Genaues. Natürlich haben wir Gerüchte gehört. Keiner will jedoch etwas bestätigen oder dementieren. Ich habe mit Tony Woods vom Büro des Direktors gesprochen, aber er schweigt ebenfalls. Niemand lässt Einzelheiten raus, Alex. Tut mir Leid, Mann.«
»Aber es ist Fakt, dass jemand erschossen wurde, oder?
»Klar. Da oben gibt es einen Toten.«
Mir war aufgrund der Ereignisse der letzten Tage kotzübel. Ich lief in den ersten Stock. Ein Sicherheitsmann führte mich zu einer Reihe Zellen, von deren Existenz ich nicht mal was geahnt hatte. Der Agent, der dort auf mich wartete, erklärte mir, er wolle, dass ich das Verhör ohne vorherige Einführung durchführen sollte. Er legte auf meine unbefangene Beurteilung der Gefangenen Wert.
Ich betrat einen der kleinen Verhörräume und fand zwei verängstigt dreinschauende Schwarze in abgerissenen Uniformklamotten vor. Terroristen? Das bezweifelte ich. Sie schienen Mitte dreiÃig, Anfang vierzig zu sein, aber ihr Alter war schwer einzuschätzen. Sie brauchten dringend einen Haarschnitt und eine Rasur. Ihre Kleidung war schmutzig und zerknautscht. Schon jetzt stank es nach Schweià und Schlimmerem.
»Wir haben schon alles gesagt«, beschwerte sich der eine Mann und verzog das faltige Gesicht. »Wie oft sollen wir euch das noch erzählen?«
Ich setzte mich den beiden gegenüber. »Es handelt sich um eine Ermittlung wegen Mordes «, sagte ich. Ich wusste nicht, ob man den beiden das schon verraten hatte, aber ich wollte damit beginnen. »Oben ist jemand tot.«
Der Mann, der gesprochen hatte, schlug die Hände vors Gesicht. Er stöhnte und schwankte hin und her. »O nein, o nein. Gott, nein!«
»Nehmen Sie die Hände vom Gesicht und reden Sie mit mir!«, brüllte ich ihn an.
Beide Männer starrten mich an und hielten den Mund. Wenigstens hörten sie mir jetzt zu.
»Ich möchte Ihre Geschichte hören. Alles, was Sie wissen, jedes noch so unwichtige Detail. Und es ist mir scheiÃegal, dass Sie alles schon mal erzählt haben. Hören Sie mich? Kapiert?
Es schert mich einen ScheiÃdreck, wie oft Sie alles erzählt haben.
Im Moment stehen Sie beide unter Mordverdacht. Ich möchte Ihre Seite der Sache hören. Reden Sie mit mir. Ich bin Ihre Rettungsleine, Ihre einzige Rettungsleine. Und jetzt â Maul auf! «
Sie redeten. Beide. Sie redeten wie ein Wasserfall â zuweilen unzusammenhängend, aber sie redeten. Nach etwas länger als zwei Stunden verlieà ich das
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