Und erlose uns von dem Bosen
Verhörzimmer mit dem Gefühl, die Wahrheit gehört zu haben, zumindest die etwas verschwommene Version dieser beiden Männer.
Ron Frazier und Leonard Pickett waren Obdachlose, die bei der Union Station hausten. Beide waren Armeeveteranen. Man hatte sie auf der StraÃe angesprochen und gefragt, ob sie wie die Irren, die sie wahrscheinlich im echten Leben waren, ins FBI-Gebäude und auf den Innenhof rennen würden. Die alten Uniformen gehörten ihnen. Sie erklärten, dieselben Klamotten jeden Tag im Park und beim Betteln auf den StraÃen in Washington zu tragen.
Danach ging ich in ein anderes Verhörzimmer, um zwei höheren Beamten von oben Bericht zu erstatten. Sie wirkten so angespannt, wie ich mich fühlte. Ich fragte mich, was sie über Ron Burns wussten.
»Ich glaube nicht, dass die beiden viel wissen«, erklärte ich den Kollegen. »Vielleicht wurden sie von Geoffrey Shafer angesprochen. Derjenige, der sie angeheuert hat, sprach mit englischem Akzent. Auch die Beschreibung passt auf Shafer. Der Unbekannte zahlte ihnen nur zweihundert Dollar. Zweihundert Dollar, um das zu tun, was sie taten.«
Ich musterte die beiden Agenten. »Jetzt sind Sie dran. Sagen Sie mir, was oben passiert ist. Wer wurde erschossen? Ron Burns?«
Einer der beiden, Millard, holte tief Luft, ehe er antwortete. »Das darf diesen Raum nicht verlassen, Alex. Nicht, bis wir es gestatten. Verstanden?«
Ich nickte. »Ist der Direktor tot?«
»Thomas Weir ist tot. Es wurde auf Weir geschossen«, sagte Agent Millard.
Plötzlich bekam ich weiche Knie und mir wurde schwindlig. Jemand hatte den Direktor des CIA ermordet.
34
Chaos.
Kaum war die Nachricht über die Ermordung Thomas Weirs bekannt geworden, kam sie in jedem Fernsehkanal, und die Pressemeute machte die Runde im Hoover Building. Selbstverständlich konnte niemand ihnen sagen, was unserer Meinung nach tatsächlich geschehen war. Aber jeder Reporter wusste, dass wir Informationen zurückhielten.
Später an diesem Nachmittag erfuhren wir, dass in den Wäldern in Nordvirginia die Leiche einer Frau aufgefunden worden war. Wir hielten es für möglich, dass sie die Scharfschützin gewesen war, die Tom Weir getötet hatte. Neben der Leiche wurde eine Winchester Magnum gefunden, die zweifellos die Tatwaffe war.
Um fünf Uhr meldete sich wieder der Wolf.
Das Telefon im Krisenraum klingelte. Ron Burns nahm selbst ab.
Nie hatte ich den Direktor ernster dreinschauen sehen â und verletzbarer. Thomas Weir war sein Freund gewesen. Die Familien Weir und Burns machten regelmäÃig gemeinsam im Sommer Urlaub in Nantucket.
Der Wolf begann: »Sie sind ein ausgesprochener Glückspilz, Direktor. Diese Kugeln waren für Sie bestimmt. Ich mache nicht viele Fehler, aber ich weià auch, dass sie zuweilen bei einer derartig komplizierten militärischen Operation unvermeidlich sind. Ich akzeptiere, dass in jedem Krieg Fehler gemacht werden. Das ist schlichtweg eine Tatsache im Leben.«
Burns sagte nichts. Sein Gesicht war ausdruckslos, eine blasse Maske, unmöglich zu lesen, selbst für uns.
Der Wolf fuhr fort. »Ich verstehe, wie Sie sich fühlen. Was Sie alle empfinden. Mr. Weir hatte Familie, nicht wahr? Im Prinzip ein anständiger Mensch? Und jetzt sind Sie mir böse. Sie wollen mich wie einen tollwütigen Hund abknallen. Aber sehen Sie es mal aus meiner Perspektive. Sie haben die Regeln gehört, aber Sie ziehen es doch tatsächlich immer noch vor, Ihre eigenen Wege zu gehen.
Wie Sie jetzt merken, führen Ihre Wege in die Katastrophe und in den Tod. Das ist unausweichbar. Und es geht um weit mehr als nur um ein einziges Menschenleben. Also, lassen Sie uns weiterspielen. Die Uhr tickt.
Wissen Sie, es ist heutzutage schwierig, Leute zu finden, die zuhören. Jeder ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Nehmen Sie Captain Williams als Beispiel, unsere Meuchelmörderin. Sie hatte strikte Anweisung, niemandem etwas von dem ihr übertragenen Job zu sagen. Aber sie hat alles ihrem Mann erzählt. Und jetzt ist sie tot. Wenn ich recht orientiert bin, haben Sie die Leiche gefunden. Eilmeldung: Der Ehemann ist auch tot. Eventuell wollen Sie die Leiche im Haus abholen. Das ist in Denton, Maryland. Brauchen Sie die Adresse? Ich kann Ihnen aushelfen.«
Burns ergriff das Wort. »Wir haben bereits die Leiche ihres Ehemanns. Was wollen Sie mit Ihrem Anruf bezwecken? Was wollen
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