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Und erlose uns von dem Bosen

Titel: Und erlose uns von dem Bosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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persönlicher. Ich bemerkte einen goldenen Siegelring und ein Trinityband, das sie am kleinen Finger trug.
    Â»Wunderschön«, sagte ich.
    Â»Von Katherine«, sagte sie und lächelte. Sandy und Katherine Grant lebten seit ungefähr zehn Jahren zusammen und waren eines der glücklichsten Paare, denen ich je begegnet war. Eine Lektion zum Lernen, aber wer weiß schon, wie das Leben so spielt? Ich nicht. Ich vermochte nicht einmal mein eigenes Leben zu meistern.
    Â»Ich sehe, dass du immer noch nicht verheiratet bist«, meinte sie.
    Â»Ach, das ist dir aufgefallen?«
    Sandy grinste. »Detective, du weißt schon. Kriminalistischer Spürsinn par excellence. Erzähl mir alles, Alex.«
    Â»Da gibt’s nicht viel zu erzählen«, sagte ich und fand meine Wortwahl eigenartig. »Ich gehe mit jemand aus, die ich sehr mag -«
    Sandy unterbrach mich. »Ach, zum Teufel, du magst doch jeden . So bist du nun mal, Alex. Du hast sogar Kyle Craig gemocht. Du siehst doch noch im letzten abartigen Dreckskerl was Gutes.«
    Â»Im Allgemeinen könntest du Recht haben. Aber über Kyle bin ich hinweg. Und an Colonel Geoffrey Shafer mag ich überhaupt
nichts. Auch nicht bei dem Russen, der sich Wolf nennt.«
    Â»Ich habe Recht, lieber Freund. Also, wer ist diese unglaubliche Frau, die du sehr magst und deren Herz du brechen wirst, sonst wird sie deins brechen – so oder so. Da bin ich jetzt schon sicher. Warum quälst du dich derart?«
    Unwillkürlich musste ich grinsen. »Auch Detective – na ja, eigentlich Inspector. Sie lebt in San Francisco.«
    Â»Wie günstig. Das ist brillant, Alex. Das sind doch an die zweitausend Meilen von Washington entfernt, oder? Und ihr trefft euch dann so alle zwei Monate oder wie?«
    Ich lachte. »Deine Zunge ist so scharf wie immer.«
    Â»Ãœbung, reine Übung. Also hast du nach wie vor nicht die richtige Frau gefunden. Schade. Wirklich eine Schande. Ich habe ein paar Freundinnen. Ach, Blödsinn, vertiefen wir das nicht. Aber ich möchte dir eine persönliche Frage stellen. Meinst du, dass du wirklich über Maria hinweg bist?«
    Sandys Spezialität ist, dass sie als Ermittlerin regelmäßig Gedanken hat, auf die kein anderer verfällt. Sie steigt in Regionen ein, die oft ignoriert werden. Meine Frau Maria wurde vor über zehn Jahren von einem Schützen aus einem vorbeifahrenden Auto ermordet. Ich habe diesen Fall nie lösen können. Vielleicht war ich noch nicht über Maria hinweg. Vielleicht konnte ich keinen Schlussstrich ziehen, bis ich ihren Mord gelöst hatte. Dieser Gedanke zehrte schon jahrelang an mir und tat jedes Mal weh, wenn er mir in den Kopf kam.
    Â»Ich bin in Jamilla Hughes wirklich sehr verliebt«, sagte ich. »Das ist alles, was ich zur Zeit weiß. Wir sind gern zusammen. Warum? Ist das schlecht?«
    Sandy lächelte. »Ich habe dich schon beim ersten Mal verstanden, Alex. Du magst sie sehr. Aber du hast mir nicht gesagt, dass du sie wahnsinnig liebst. Und du bist nicht der
Mann, der sich mit verliebt zufrieden gibt. Richtig? Natürlich habe ich Recht. Ich habe immer Recht.«
    Â»Ich liebe dich «, sagte ich.
    Sandy lachte. »Also, damit ist die Sache geklärt. Du bleibst heute Nacht bei mir .«
    Â»In Ordnung. Großartig«, stimmte ich zu.
    Wir lachten beide, und eine halbe Stunde später setzte Sandy mich im Taxi vor meinem Hotel bei der Victoria Street ab.
    Â»Hast du irgendeinen klugen Gedanken?«, fragte ich sie, als ich ausstieg.
    Â»Ich bleibe am Ball«, versprach Sandy. Ich wusste, dass sie ihr Wort halten würde. Ich brauchte alle Hilfe, die ich in Europa bekommen konnte.

62
    Henry Seymour lebte nicht sehr weit vom Unterschlupf des Wiesels entfernt. An der Edgeware Road in der Gegend zwischen Marble Arch und Paddington, die manchmal Klein Libanon genannt wird. Colonel Shafer ging an diesem Morgen zu der Wohnung des ehemaligen Mitglieds der SAS. Unterwegs fragte er sich, was mit dieser Stadt, seiner Stadt, ja, eigentlich mit dem ganzen beschissenen Land geschehen war.
    Die Straßen säumten Cafés, Restaurants und Lebensmittelläden, wie es sie eigentlich nur im Nahen Osten gab. Die Düfte der multikulturellen Küche waren schon um acht Uhr morgens überall zu riechen: Tabbouleh, Linsensuppe, B’steeya. Vor einem Papiergeschäft rauchten zwei ältere Männer eine Wasserpfeife. Verfluchte Scheiße! Was

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