Und erlose uns von dem Bosen
zum Henker ist mit meinem Land passiert?
Henry Seymours Wohnung lag über einem Herrenoberbekleidungsgeschäft. Das Wiesel stieg schnurstracks in den zweiten Stock. Er klopfte einmal, und Seymour öffnete ihm.
Sobald Shafer Henry sah, war er bestürzt. Der Mann hatte seit ihrer letzten Begegnung fünfzehn oder zwanzig Kilo verloren. Und das war vor wenigen Monaten gewesen. Sein volles schwarzes lockiges Haar war fast ganz ausgefallen. Nur wenige graue und weiÃe Büschel standen noch da.
Shafer hatte tatsächlich Mühe, diesen Mann mit seinem ehemaligen Armeekameraden in Verbindung zu bringen, einem der besten Sprengstoffexperten, den er je gekannt hatte. Sie hatten Seite an Seite im Desert Storm gekämpft und danach
als Söldner in Sierra Leone. Im Desert Storm hatten Shafer und Seymour zum mobilen Zweiundzwanzigsten SAS-Regiment gehört. Hauptaufgabe dieses Regiments war, hinter den feindlichen Linien Chaos zu stiften. Darin war niemand besser als Shafer und Henry.
Der arme Henry sah jetzt nicht so aus, als sei er zu viel Chaos fähig, aber das ÃuÃere konnte täuschen. Jedenfalls bestand Hoffnung.
»Bist du bereit für einen Job, eine wichtige Mission?«, fragte Shafer.
Henry Seymour lächelte. Ihm fehlten ein paar Vorderzähne. »Selbstmord, hoffe ich«, sagte er.
»Also eigentlich ist das eine ausgesprochen nette Idee«, meinte das Wiesel.
Er setzte sich Henry gegenüber und erklärte ihm, welches Stück für ihn gedacht sei. Sein alter Freund applaudierte, nachdem er den Plan gehört hatte.
»Ich wollte schon immer London in die Luft jagen«, jubelte er. »Ich bin genau der Richtige für diesen Job.«
»Ich weië, sagte das Wiesel.
63
Dr. Stanley S. Bergen von Scotland Yard sprach zu einigen Hundert von uns. Der Konferenzraum war bis in den letzten Winkel mit Polizei und anderen Regierungsbeamten gefüllt. Dr. Bergen war keine ein Meter sechzig groà und wog knapp hundert Kilo. Er war mindestens sechzig Jahre alt. Dennoch war er eine beeindruckende Gestalt.
Er sprach frei, und keiner von uns konnte während seiner Rede die Augen von ihm wenden. Uns lief die Zeit davon, was alle im Raum nur allzu gut wussten.
»Wir sind an einem kritischen Punkt angelangt, an dem wir unsere Pläne für alle Fälle für London durchführen müssen«, sagte Dr. Bergen. »Die Verantwortung liegt beim London Resilience Forum, welches mein vollstes Vertrauen genieÃt. Auch Sie sollten dieses Vertrauen haben.
Also gut, so werden wir in London reagieren. Sollten wir irgendeine Warnung erhalten, dass eine Katastrophe bevorsteht, wird verlangt, dass uns sämtliche Rundfunkanstalten zur Verfügung stehen. Textwarnungen an Handys und Pieper werden ebenfalls ausgesandt. Andere, weniger effektive MaÃnahmen sind Lautsprecherdurchsagen an die Ãffentlichkeit et cetera.
Unnötig zu sagen, dass die Menschen wissen werden , dass ein Angriff unmittelbar bevorsteht, sofern wir es rechtzeitig erfahren. Der Police Commissioner der Met oder das Innenministerium werden mit der Meldung ins Fernsehen gehen.
Sollte es ein Bombenanschlag oder ein chemischer Angriff
sein, werden Polizei und Feuerwehren sofort in die Gegend einrücken. Sobald klar ist, was geschehen ist, wird die betroffene Gegend so gut wie möglich abgeriegelt. Feuerwehr und Polizei werden am Tatort drei Zonen klarieren: heiÃ, warm und kalt .
Die in der heiÃen Zone â falls sie noch leben â werden dort festgehalten, bis sie dekontaminiert sind, wenn das möglich ist.
Feuerwehr, Krankenwagen und Notarztteams werden in der warmen Zone postiert. Ebenso Duschen für die Dekontamination.
Die kalte Zone wird für Ermittlungen genutzt. Dort parken die Einsatzwagen und werden die Krankenwagen beladen.«
Dr. Bergen schwieg und schaute uns an. Sein Gesicht zeigte Besorgnis und gleichzeitig das Mitgefühl, das er für seine Stadt und ihre Bewohner empfand. »Einige von Ihnen haben vielleicht bemerkt, dass ich das Wort âºEvakuierungâ¹ nicht ausgesprochen habe. Der Grund dafür ist, dass eine Evakuierung Londons nicht möglich ist, es sei denn, wir fangen sofort damit an. Aber der skrupellose Wolf hat versprochen, dass er sofort zuschlagen würde, sollten wir das tun.«
Es wurden Karten und Notmaterialien verteilt. Ich hatte den Eindruck, dass die Stimmung auf dem absoluten Tiefpunkt gelandet war.
Während ich mir
Weitere Kostenlose Bücher