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Und erlose uns von dem Bosen

Titel: Und erlose uns von dem Bosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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Schwester seiner Frau, Judi, auf dem Fußboden und spielte mit den Zwillingen Monopoly. Er war sicher, dass alle nur verlieren würden – in dieser Gruppe war kein Gewinner.
    Â»Daddy ist wieder zu Hause«, verkündete er. Auf seinem Gesicht lag ein einfach grauenvolles Lächeln. Dann richtete er die Beretta auf die Brust der lieben Tante Judi.
    Â»Keinen Mucks, Judi. Gib mir keinen Grund, auf den Abzug zu drücken. Es wäre ein Kinderspiel und ein ausgesprochenes Vergnügen. Ach ja, ich hasse dich ebenfalls abgrundtief. Du erinnerst mich an eine fette Version deiner geliebten Schwester.
    Hallo, Kinder! Sagt hallo zu eurem lieben alten Dad. Ich bin von weit her gekommen, um euch zu sehen. Bis aus Amerika.«
    Seine Zwillinge, seine süßen Töchter, begannen zu weinen. Shafer tat das Einzige, was ihm einfiel, um die Ordnung wiederherzustellen. Er richtete die Waffe direkt auf Judis tränenüberströmtes Gesicht und ging auf sie zu. »Sorge dafür, dass sie sofort aufhören zu plärren. Sofort! Beweise mir, dass du es verdienst, ihre Hüterin zu sein.«
    Die Tante beugte sich herab und presste die kleinen Mädchen an die Brust. Sie hörten zwar nicht auf zu weinen, aber zumindest klang es unterdrückt.
    Â»Judi, hör mir jetzt genau zu«, sagte Shafer und stellte sich hinter sie. Die Beretta drückte er gegen ihren Hinterkopf. »Obwohl ich es gern täte, bin ich nicht hergekommen, um dich zu ficken oder zu ermorden. Ich habe eine Botschaft für dich, die du an den Heimatschutz weitergeben sollst. Es ist leider eine traurige und ironische Schicksalsfügung, dass dein erbärmliches Leben nun tatsächlich eine Rolle spielt. Kannst du das glauben? Ich nicht.«

    Tante Judi schien verwirrt zu sein, was allerdings ihr natürlicher Zustand zu sein schien. Jedenfalls hatte Shafer diesen Eindruck. »Aber wie kann ich das?«, stammelte Judi.
    Â» Ruf einfach die Scheißbullen an! Und jetzt halt die Klappe und hör mir genau zu. Du erzählst der Polizei, dass ich euch besucht habe und dass ich euch erklärt habe, dass niemand mehr sicher sei. Nicht die Polizei, nicht ihre Familien. Wir können jederzeit in ihre Häuser gehen, genauso wie ich heute in dein Haus gekommen bin.«
    Um sicher zu sein, dass sie alles begriffen hatte, wiederholte Shafer die Botschaft noch zweimal. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Tricia und Erica zu, die ihn so viel interessierten wie die albernen Porzellanfigürchen auf dem Kaminsims im Zimmer. Er hasste diese kitschigen Porzellandinger, die seiner Frau gehört hatten und an denen sie gehangen hatte, als seien sie lebendig gewesen.
    Â»Wie geht’s Robert?«, fragte er die Zwillinge. Keine Reaktion.
    Was war das? Die Mädchen beherrschten bereits den hoffnungslos verlorenen und verwirrten Ausdruck ihrer Mutter und ihrer stammelnden Tante. Sie sagten kein Wort.
    Â»Robert ist euer Bruder !«, brüllte Shafer. Sofort begannen die Mädchen wieder laut loszuheulen. »Wie geht es ihm? Wie geht es meinem Sohn? Erzählt mir etwas über euren Bruder! Ist er zwei Köpfe größer geworden? Irgendwas!«
    Â»Ihm geht’s gut«, flüsterte Tricia unter Tränen.
    Â»Ja, ihm geht’s gut«, wiederholte Erica.
    Â»Es geht ihm gut, ach ja? Na, das ist schön«, sagte Shafer mit totaler Verachtung dieser Klone ihrer Mutter.
    Aber dann stellte er fest, dass er Robert tatsächlich vermisste. Manchmal mochte er den nur leicht gestörten Kerl direkt. »Gut, gebt eurem Vater einen Kuss«, verlangte er. »Ich
bin euer Vater, ihr armseligen Kretins«, fügte er obendrein hinzu. »Falls ihr das vergessen habt.«
    Die Mädchen wollten ihn nicht küssen. Er durfte sie aber nicht töten, deshalb verließ er das schreckliche Haus. Auf dem Weg nach draußen wischte er die Porzellanpuppen vom Kaminsims, so dass sie auf den Boden knallten.
    Â»Als Erinnerung an eure Mutter!«, rief er über die Schulter zurück.

59
    Die üblichste Beschwerde der Soldaten, die im Irak dienten, war, dass sie das Gefühl hätten, alles um sie herum sei absurd und ergäbe keinen Sinn. Moderne Kriegsführung bewirkt das verstärkt. Ich hatte das gleiche Gefühl.
    Wir hatten das Ultimatum überschritten, und uns wurde die Zeit knapp. Jedenfalls schien es so zu sein. Ich hatte das Gefühl, als hätte ich seit Tagen nicht mehr richtig durchgeatmet.

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