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Und erlose uns von dem Bosen

Titel: Und erlose uns von dem Bosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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Schöneres die Erde kann zeigen.« Henry Seymour erinnerte sich häufig daran, obgleich er für die Schreibereien von Dichtern nicht viel übrig hatte.
    Jemand sollte ein Gedicht über mich und diese Scheiße
schreiben. Die Brücke, der arme Henry Seymour und all die anderen armen Schweine, die heute Morgen mit mir hier draußen sind.
    Er ging, um den Van zu holen.
    Um fünf Uhr vierunddreißig schien die Brücke genau in der Mitte in Flammen aufzugehen. Es war Henry Seymours Van, der in die Luft flog. Das Straßenstück darunter hob sich und brach entzwei. Die Brückenpfeiler stürzten in sich zusammen. Die Brückenlampen mit den drei Kugeln flogen wie Blumen, die man aus der Erde gerissen hatte, durch die Luft. Es war, als triebe sie der schlimmste Sturm, den ein Mensch sich vorstellen konnte. Einen Moment herrschte Totenstille. Seymours Seele flog davon. Dann begannen in ganz London die Polizeisirenen loszuheulen.
    Und der Wolf rief Scotland Yard an, um das Lob für sein Werk einzuheimsen. »Im Gegensatz zu euch, Leute, halte ich meine Versprechen«, sagte er. »Ich habe versucht, zwischen uns Brücken zu bauen, aber ihr reißt sie hartnäckig wieder ein. Begreift ihr endlich, was ich sage? Die London Bridge gibt’s nicht mehr... und das ist nur der Anfang. Es macht zu viel Spaß, um es zu beenden. Ich möchte, dass es ewig so weitergeht.«
    Rache.

Teil Vier
    Paris Schauplatz des Verbrechens

70
    Die Teststrecke war ihm bekannt. Sie lag sechzig Kilometer südlich von Paris. Der Wolf wollte dort den Prototypen eines Rennwagens ausprobieren, und er hatte für die Fahrt Begleitung mitgebracht.
    Neben ihm ging ein ehemaliger KGB-Mann, der für den Wolf seit vielen Jahren in Frankreich und Spanien Geschäfte tätigte. Er hieß Ilya Frolov. Ilya kannte den Wolf von Angesicht zu Angesicht. Er war einer der wenigen noch lebenden Menschen, die wussten, wie er aussah. Das machte ihm etwas Angst, obgleich er sich für einen der wenigen Freunde des Wolfs hielt.
    Â»Was für ein Prachtstück!«, sagte der Wolf, als sie vor dem roten Flitzer mit Porschemotor standen. Genau dieses Modell hatte an der Rolex Sports Car Series teilgenommen.
    Â»Ich liebe deine Autos«, sagte Ilya. »Schon immer.«
    Â»Als ich außerhalb Moskaus aufwuchs, konnte ich mir gar nicht vorstellen, ein Auto zu besitzen – irgendein Auto. Jetzt gehören mir so viele, dass ich manchmal die Übersicht verliere. Ich möchte, dass du mit mir ein paar Runden drehst. Steig ein, mein Freund.«
    Ilya Frolov schüttelte den Kopf und hob protestierend die Hände. »Nicht ich. Ich kann den Krach, die Geschwindigkeit – einfach alles – nicht ertragen.«
    Â»Ich bestehe darauf«, sagte der Wolf. Er hob die Flügelklappe auf der Beifahrerseite. »Los, komm schon. Ich beiße nicht. Diese Fahrt wirst du nie vergessen, Ilya.«
    Ilya lachte gequält, dann hustete er. »Genau das befürchte ich.«

    Der Wolf kletterte in den Fahrersitz auf der rechten Seite. Er legte einen Schalter um, das Armaturenbrett leuchtete auf, der Wagen dröhnte und bebte. Der Wolf sah, wie Ilya blass wurde und lachte fröhlich. Auf seine eigene seltsame Weise konnte er Ilya gut leiden.
    Â»Wir sitzen direkt auf dem Motor. Es wird verdammt heiß hier drin. Vielleicht fünfundfünfzig Grad. Deshalb tragen wir einen ›Kühlanzug‹. Außerdem wird es ziemlich laut. Setz deinen Helm auf, Ilya. Letzte Warnung.«
    Und dann brausten sie los!
    Dafür lebte der Wolf: die Hochstimmung, die rohe Kraft der besten Rennwagen der Welt. Bei dieser Geschwindigkeit musste er sich konzentrieren. Nichts anderes spielte eine Rolle, es gab nichts anderes, während er auf der Teststrecke im Kreis herumraste. Alles bei dieser Fahrt war Kraft: der Lärm, da sich im Innenraum kein schalldämpfendes Material befand; die Vibration – je steifer die Aufhängung, desto schneller konnte der Wagen die Richtung ändern. Die G-Kraft betrug an manchen Streckenabschnitten bis zu dreihundert Kilo Druck.
    Gott, was für eine herrliche Maschine – so perfekt! Wer sie gebaut hatte, war ein Genie.
    Es gibt noch ein paar von uns in der Welt, dachte er. Ich sollte es wissen.
    Schließlich verlangsamte er das Tempo und lenkte den temperamentvollen Wagen von der Strecke. Er kletterte heraus, nahm den Helm ab, schüttelte die Haare und brüllte zum Himmel

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